Seit zehn Jahren sind die Lieder von Michael Bublé in der Weihnachtszeit weltweit aus Haushalten, Läden und Restaurants kaum wegzudenken. Seine Stimme wurde der Soundtrack der Wintersaison. Im Interview mit «Fokus» spricht der viermalige Grammy-Award-Gewinner und Platin-Künstler über die Weihnachtsatmosphäre und Gefühle, die ihn am Jahresende inspirieren, aber auch über das zehnjährige Jubiläum seines Albums «Christmas».
Michael Bublé, Sie wurden unzählige Male interviewt. Welche Frage würden Sie gerne gestellt bekommen?
«Warum bist du so gross und muskulös?» und «Wie kommt es, dass dein Sixpack so schön aussieht?» Das sind Fragen, die mir niemand stellt (lacht).
Und wie würden Sie diese Fragen beantworten?
Ich würde sagen: «Danke, es freut mich, dass es dir aufgefallen ist, obwohl der Sixpack gar nicht vorhanden ist.»
Was wäre ein gutes Titellied für Ihr Leben?
Ich hoffe sehr, dass es «The Best is Yet to Come» ist!
Ihre Karriere begann vor etwa zehn Jahren. Welches war der bedeutendste Moment?
Meine Karriere begann viel früher, als manch eine:r vermuten würde. Bereits mit 16 Jahren sang ich in Nachtclubs und Bars in Vancouver. Ich arbeitete, bis ich im Alter von 26 Jahren unter Vertrag genommen wurde – nach mehr als der Hälfte meines Lebens, das ist verrückt! Wenn ich Leute anschaue, die in ihren frühen Zwanzigern sind und daran denke, dass mein erstes Album erschien, als sie etwa acht Jahre alt waren, dann tut das ein wenig weh (lacht). Ich war erst 18 und auch heute bin ich im Herzen immer noch gleich alt. Es ist sehr merkwürdig. Unzählige Male kam es schon vor, dass eine junge Frau zu mir kam und mir ein Bild von uns, als sie sechs Jahre alt war, zeigte. Ich denke dann nur: «Oh mein Gott! Ich werde langsam alt.» Ich brauche vielleicht demnächst Botox, Filler oder eine neue Nase… (lacht).
Reden wir über Weihnachten. Während der Festtage füllen Ihre Lieder Haushalte mit Freude und einer weihnachtlichen Atmosphäre. Aber was bedeutet eigentlich diese Zeit für Sie?
Weihnachten bedeutet mir sehr viel, weil ich drei wunderschöne Kinder habe, die mein Ein und Alles sind. Auf dieselbe Art und Weise, wie meine Mutter und mein Vater Weihnachten früher durch meine Augen und jene meiner kleinen Schwester sahen, sehe ich jetzt Weihnachten durch die Augen meiner Babys: Ich liebe ihre Begeisterung. Es ist wirklich schön, wie sie alles als magisch wahrnehmen und ich freue mich, wenn der Weihnachtsmann kommt. Ich bin mir sicher, er weiss, wie artig meine Kinder sind und ich kann es jedes Mal kaum erwarten, ihre Gesichter am Weihnachtsmorgen zu sehen. Ich liebe alles rund um Weihnachten: heisse Schokolade trinken, den Baum dekorieren und Weihnachtsmusik im Radio hören. Die Pandemie ist ätzend und ich habe das Gefühl, die Welt braucht wirklich Weihnachtszauber, Freude, Empathie und Liebe.
Freuen Sie sich, Teil der Weihnachtsatmosphäre zu sein?
Selbstverständlich, ich bin davon berührt. Es ist unglaublich. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der aus einer kleinen Stadt kommt. Mein Vater war ein Fischer, meine Mutter arbeitete in einem Lebensmittelgeschäft und mein Grossvater war ein Klempner. Wir kannten niemanden Berühmtes und ich hätte nie gedacht, dass ich so viel erreichen und mit einer so schönen Zeit des Jahres in Verbindung gebracht werden könnte. Ich bin keineswegs perfekt und habe in meinem Leben sehr viele Fehler gemacht. Aber ich liebe es, dass meine Begeisterung für Weihnachten so viele Menschen erreicht.
Beenden Sie den Satz, passend zur kommenden Weihnachtssaison: «It’s beginning to look a lot like»…
(Singt) «It’s beginning to look a lot like… working!» Ich arbeite viel und ich bereite mich auf die Weihnachtszeit vor, weil ich gut aussehen muss (lacht). In der Tat habe ich meiner dreijährigen Tochter gerade ein Make-up-Kit gekauft, die es liebt, mich zu schminken und meine Nägel zu machen (zeigt ein Bild von seinen wunderschönen roten Nägeln).
Dieses Jahr zelebrieren Sie das zehnjährige Jubiläum Ihres Weihnachtsalbums und veröffentlichen zu diesem Anlass die «Christmas Super Deluxe Box», welche eine neue Aufnahme von «Let it Snow» enthält. Während viele Leute denken, es wäre «nur» ein Weihnachtslied, ziehen andere in Erwägung, dass es ein Liebeslied sein könnte. Wie interpretieren Sie es?
Beide Seiten haben Recht. Mein Lieblingsweihnachtslied aller Zeiten, «I’ll Be Home for Christmas», wurde während des Zweiten Weltkriegs geschrieben. Die Lage war damals sehr ernst. Ehemänner verliessen ihre Frauen und Kinder, im Wissen, dass sie wahrscheinlich nie zurückkehren würden. Die Lieder aus dieser Zeit hatten wirklich eine Bedeutung. Sie sind intensiv, sentimental und romantisch. Heute ist Covid die naheliegendste Krise, die unsere Generation am eigenen Leib erlebt hat. Hierdurch könnten die Lieder von heute eine tiefere Bedeutung erhalten.
Ihr neues Projekt enthält auch einen brandneuen Song «Christmas Sweater». Können Sie mehr darüber erzählen?
Ich schrieb «Christmas Sweater» mit einem grossen Star namens Gary Barlow, welcher Teil der Band Take That mit Robbie Williams ist, und dem wundervollen Produzenten, Songwriter und Filmdirektor Matthew Vaughn, der kürzlich einige der berühmtesten Filme wie «The King’s Man» zusammen mit Guy Ritchie ins Leben rief. Wir wollten einen Song schreiben, als uns auffiel, dass es keinen über Weihnachtspullis gibt. Ursprünglich war das Lied für den Film «Silent Night » geschrieben, was grossartig ist. Ich habe auch einen Freund angerufen, Johan Carlsen, welcher mit dem Produzenten Max Martin arbeitet. Zusammen produzierten wir den Song und es war so aufregend und witzig, genau wie bei den Aufnahmen von «Let It Snow» in Grossbritannien.
Aus reiner Neugier, wie viele Weihnachtspullis besitzen Sie?
So einige! Mein Favorit ist einer mit einem Kaminmotiv. Er hat einen Schlitz, in das mein Handy reinpasst. Wenn ich auf Youtube ein Video von knisternden Feuergeräuschen abspiele, scheint es, als würde ein Weihnachtskamin in meinem Bauch brennen (lacht).
Welcher Duft erinnert Sie immer an Weihnachten?
Meine Antwort mag verrückt klingen, aber es ist der für Halloween typische Geruch. Als ich klein war, fuhren wir an Halloween nach Vancouver für «Süsses oder Saures». Es regnete immer und die frische Luft liess mich den Beginn der kalten Jahreszeit spüren. «Oh! Es liegt in der Luft, Weihnachten steht vor der Tür», dachte ich immer. Sogar jetzt, als Erwachsener, bekomme ich zur Halloweenzeit abends dasselbe Gefühl.
Singen Ihre Familie oder die Leute, mit denen Sie die Feiertage verbringen, Ihre Weihnachtslieder?
Natürlich singen wir meine Lieder! Ich liebe es, an Weihnachten Musik zu hören, in die Einkaufszentren zu gehen und mich selbst singen zu hören. Aber ich spiele nicht so oft meine eigene Musik zu Hause. Ich höre lieber George Michael, Bing Crosby, Perry Como, Elvis Presley, Bruce Springsteen, U2, Mariah Carey und Justin Bieber – ich liebe sein Weihnachtsalbum!
Was ist Ihre Weihnachtstradition?
Ich denke, es spielt keine Rolle, wo wir sind, solange wir mit den Menschen zusammen sind, die wir lieben und die uns wichtig sind. Ich liebe Weihnachtstraditionen wie zum Beispiel «Elf on the Shelf», die besagt, dass ein kleiner Elf am ersten Dezember auf einem Regal bei uns zu Hause erscheint. Jede Nacht verlässt er das Haus, fliegt zum Nordpol und erzählt dem Weihnachtsmann, wie artig die Kinder waren. Dann, jeden Morgen, ist der Elf an einem anderen Ort und die Kinder müssen ihn finden. Hierdurch verhalten sie sich ein wenig netter, denn sie haben Angst davor, dass der Elf dem Weihnachtsmann erzählt, dass sie böse waren (lacht).
Und was sind ihre Neujahrsvorsätze?
Dieselben, wie das Jahr zuvor. Ich würde gerne als Person wachsen, fit bleiben, mich um mich kümmern und es wirklich geniessen, wie gesegnet ich bin, eine gesunde glückliche Familie zu haben und mit wunderschönen Seelen rund um die ganze Welt verbunden zu sein. Es ist ein kurzes Leben und wir wissen nie, was als Nächstes kommt, deshalb müssen wir im Moment leben.
Denken Sie, wir könnten den Vorsatz «die Schweiz häufiger besuchen» zu Ihrer Liste hinzufügen?
Ja, ich würde das liebend gerne tun. Ich kann es wirklich kaum erwarten, zurückzukommen!
Interview Andrea Tarantini & Léa Stocky
Mehr über Michael Bublé...
Mein Lieblingsmeme über mich selbst ist…
das Foto von meinem Albumcover, worauf ich mit einem Geschenk hinter meinem Rücken zu sehen bin. Darunter steht «Michael Bublé furzt auf deine Geschenke» (lacht).
Mein nutzloses Talent ist…
schnipsen! Ich kann mit meiner linken Hand richtig laut schnipsen (schnipst laut). Es ist komplett nutzlos!
Das Adjektiv, welches mich am besten beschreibt, ist…
verzweifelt.
Die Person, welche mich am meisten inspiriert, ist…
mein Sohn.
Mein Lieblingslied ist…
wahrscheinlich «I Believe in You».
Unter der Dusche singe ich…
(lacht) alles in einer tiefen Stimme. Ich weiss aber echt nicht, weshalb.
An Weihnachten esse ich immer…
zu viel!
Ich erwarte, dass das nächste Jahr…
besser wird als dieses.
Ich wünsche euch allen…
ganz viel Liebe!
Schreibe einen Kommentar