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Igel in Not – Wie man helfen kann

25.09.2019
von Alessandro Poletti

Igel leiden unter den menschenverursachten Umweltveränderungen. Die Sterberate während des Winterschlafes sowie den ersten Lebenswochen ist sehr hoch, sodass die meisten Stachelkerle nicht einmal ihren ersten Geburtstag erleben. Die kleinen Tierchen haben es nicht einfach, aber wir Menschen können ihnen helfen.

Der in der Schweiz am häufigsten vorkommende Braunbrustigel gehört gemäss dem Natur- und Heimatschutzgesetz zu den geschützten Tierarten in der Schweiz. Grundsätzlich ist es verboten, sie einfach so einzufangen, zu berühren oder mitzunehmen. Falls die Tiere, die sich tatsächlich in einer Notlage befinden, gefunden werden, dürfen diese vorübergehend in Gewahrsam genommen werden. Jedoch mit der Bedingung, dass man sich so rasch wie möglich bei einer qualifizierten Igelfachstelle meldet. Ob das Tier Betreuung nötig hat, entscheidet die Fachstelle.

Futter

Die Tiere bitte nicht füttern – auch wenn es gut gemeint ist! Denn nur in Ausnahmesituationen, wie etwa im trockenen Sommer 2018, ist Füttern in Ordnung. Kein Ersatzfutter deckt den natürlich benötigten Nährstoffbedarf des Tieres ab. Die optimale Futter-Hilfe für Igel bietet ein naturnaher Garten mit viel Krabbelgetier, welcher als perfekte Futtergrundlage dient. «In einem Garten mit hohem Gras, Blumenwiese, einheimischen Hecken- und Strauchsorten, Laubhaufen oder liegen gelassenem Totholz gibt es normalerweise ein reiches Vorkommen an Kleinlebewesen», informiert das Igelzentrum Zürich.

Grundsätzlich ist es verboten Igel einfach so einzufangen, zu berühren oder mitzunehmen.

Autounfälle mit den Stacheltieren

Besonders Igel-Männchen, welche Mitte April bis Ende August weite Strecken zurücklegen, um sich mit Weibchen zu paaren, sind gefährdet, überfahren zu werden. Obwohl sie eigentlich bei angemessenem Tempo gut sichtbar wären. Häufig sind davon vitale Männchen betroffen, was für die Igelpopulation kontraproduktiv ist. Denn anders als bei sonstigen Angriffen, rollt sich der Igel bei einem Auto nicht ein, sondern flüchtet. Falls man einen Igel anfährt, muss man umehend die Polizei informieren. Der aufgebotene Wildhüter wird dann entsprechende Massnahmen ergreifen.

Achtung: Wenn der Autounfall mit einem Igel nicht gemeldet wird, muss mit Bussen gerechnet werden. Denn im öffentlichen Strassennetz regelt der Strassendienst die Beseitigung des Igelkadavers. Auf Privatstrassen kann ein toter Igel der Kadaversammelstelle in der jeweiligen Wohngemeinde übergeben werden. Quartierwachen der Stadtpolizei und Tierarztpraxen übernehmen dies in der Stadt.

Autounfälle versus Siedlungsabfälle

Menschenverursachte Igel-Todesfälle finden hauptsächlich im Strassenverkehr statt. Übel mitspielen können aber ebenso Siedlungsabfälle wie Styroporbecher oder liegengelassene Pflanzenschutznetze. Insbesondere Abfälle, die noch Essenreste enthalten oder danach riechen, locken Igel an und gefährden sie.

Grundsätzlich sollte man die Tiere nicht umsiedeln, da sie sehr ortstreu sind und sich in einem neuen Lebensraum nur schwerlich zurechtfinden. Nebenbei ist anzumerken, dass der heutige Wirtschaftswald für Igel nicht mehr geeignet ist. Igel leben hauptsächlich in Siedlungsgebieten. Falls die Igelstation den Igel nicht mehr an den ursprünglichen Fundort zurückgeben kann, dann besteht die Option, ihn im eigenen Garten oder Gehege auszuwildern. Voraussetzung dafür ist, dass das Tier Zugang zum Nestbau und ausreichend Futter hat.

Die optimale Futter-Hilfe für Igel bietet ein naturnaher Garten mit viel Krabbelgetier, welcher als perfekte Futtergrundlage dient.

Nicht nur nachtaktiv

Männliche Tiere können in einer Nacht während der Brunstzeit durchaus fünf Kilometer zurücklegen. Bei den Weibchen sind es etwa 3.5 km weniger und dabei liegt ihr Fokus auf der Futtersuche. Nachtaktiv sind Igel vor allem aufgrund der ebenfalls nachtaktiven Beute, wie beispielsweise Insektenlarven, Tausendfüssern, Schnecken und anderem Kleingetier. Daraus ergibt sich wenig Energieaufwand für den Igel. Falls man auf einen tagaktiven Igel trifft, kann das daran liegen, dass er in seinem Tagesversteck gestört wurde und sich auf die Suche nach einem neuen Schlafplatz machen musste. Alles, was das Stacheltier zu Unzeiten aus dem Nest lockt, sollte unbedingt vermieden werden! Es kann auch sein, dass der Igel tagsüber für den Nestbau unterwegs ist. Falls man einem Igelnest zu nahekommt und die Igelmutter schnaubt und faucht, deutet das auf eine Geburt hin. Dem Tier sollte man in dieser Situation Privatsphäre lassen.

Kranker oder verletzter Igel gefunden – was tun?

  • Behutsam in ein Tuch oder eine Kartonschachtel legen, die mit Zeitungspapier ausgelegt ist
  • Genauen Fundort und Fundzeit notieren und sich mit einer Igelpflegestation oder einem Tierarzt in Verbindung setzen
  • Falls der Bauch des Igels deutlich kälter ist als die eigene Hand, muss er aufgewärmt werden. Dies kann man mit einer Wärmeflasche bewerkstelligen. Ausserdem braucht der Igel viel Ruhe

Häufige Irrtümer bei Igeln auf der Strasse

  • Anders als bei Rehen und anderen Waldtieren trifft man Igel eher selten auf Landstrassen an. Vielmehr muss man auf Siedlungsstrassen achtgeben.
  • Hupen und das Benutzen des Fernlichts bringen nichts – der Igel erschrickt nur!
  • Auf keinen Fall sollte man versuchen den Igel zwischen die Räder zu nehmen, dieser Versuch scheitert oft.
  • Wenn der Igel sitzen bleibt, kann man ihn in seiner Laufrichtung mit Handschutz über die Strasse tragen bis zum Strassenrand und, sofern vorhanden, in ein Gebüsch. Dabei sollte man aber ebenfalls auf die eigene Sicherheit achten.
  • Falls der Igel von Flöhen oder Zecken befallen ist, sollte man nur durch Rat einer Fachperson ein entsprechendes Medikament verabreichen.

Einen weiteren Artikel aus der Tierwelt gibt es hier.

Text: Alessandro Poletti

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