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IT

New Work führt zu New Skills und New Learning

14.04.2023
von SMA

Mit der Implementierung immer weiterer Konzepte des New Work verändert sich zusehends der Arbeitsalltag und alles, was damit zusammenhängt. Wie kann die Zukunft des Lernens, oder New Learning, aussehen, sodass Mitarbeitende als auch Unternehmen in den vollen Genuss der neuen Art der Arbeit kommen? 

New Work ist ein arbeitsphilosophischer Ansatz, geprägt von Frithjof Harold Bergmann, der ihn als Gegenmodell zum gängigen Kapitalismus verstand. Die Bewegung nahm in der Automobilindustrie der 1970er-Jahren Fahrt auf, als diese in der Krise steckte. Bergmann beriet General Motors dabei, Wege zu finden, nicht alle Mitarbeitenden entlassen zu müssen. Seiner Ansicht nach machte sich ohnehin eine neue Dynamik breit, die die weltweite Wahrnehmung von Arbeit veränderte. 

Gesellschaftlicher Umbruch

Vor dem Hintergrund des Wandels von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft begann Bergmann das traditionelle Arbeitsverständnis zu hinterfragen. Zum ersten Mal wurde den Mitarbeitenden die Frage gestellt, was sie wirklich möchten. Das Verständnis von New Work nach Bergmann fusst auf der Prämisse, dass wenn der Sinn hinter der Arbeit gegeben ist, es zu mehr Glück, weniger Krankheitsausfällen und so auch zu erhöhter Wirtschaftlichkeit kommt. Es zählt nicht mehr nur die Erwerbsarbeit, sondern auch übergeordnete Gründe für Arbeit sowie Selbstversorgung und achtsamer Konsum erhalten Bedeutung. Das betrifft sowohl das Individuum als auch das gesamte Unternehmen.

Was ist New Work?

Im Unternehmenskontext verbindet man mit dem Konzept heutzutage zum Beispiel Homeofficemöglichkeiten, offene Bürokonzepte und flexible Arbeitszeiten. Allerdings sind dies periphere Erscheinungen, die eng mit dem Kern von New Work verwoben sind. Denn im eigentlichen Kernstück dreht sich alles um die Menschen, nicht Strukturen: Selbst- statt Fremdbestimmung, Selbstverantwortung statt Hierarchie. 

New Work muss Auswirkungen auf die Bildungsstrategie zeigen.

Gemeint ist damit natürlich nicht, dass die Mitarbeitenden tun und lassen, was sie wollen, solange sie dafür die Verantwortung tragen. Vielmehr bedeutet es eine Veränderung der Zusammenarbeit, in der alle ihren persönlichen, wertvollen Beitrag leisten können. Die Zusammenarbeit wird zur selben Zeit individueller als auch bereichsübergreifender. 

Die vermehrte Remote-Arbeit und die sich ausbreitende Digitalisierung verlangen nach vertieften digitalen Skills aufseiten der Mitarbeitenden und der Unternehmen als Ganzes. Hinzu kommt, dass trotz, oder gerade wegen, dieser Entwicklung neue Soft Skills, insbesondere zwischenmenschliche, an Bedeutung gewinnen. 

Hinterfragung als Strategie

Um «neu arbeiten» zu können, braucht es also neue Skills. Nicht nur das, denn New Work stellt eine ganz neue Denkweise dar, die besonders im Kontext des Fachkräftemangels Verbreitung finden muss. Dies beginnt bereits in der schulischen Ausbildung, in der alte Fragen ins neue Zentrum rücken: Was kann ich gut? Was will ich damit anfangen? Und wozu das Ganze? Genau diese Fragen müssen über alle Aus- und Weiterbildungswege in (New-Work-)Karrieren wiederkehrend gestellt werden. 

Gleichzeitig tun sich aber im Sinne von New Work weitere Unsicherheiten auf, die regelmässig hinterfragt werden müssen. Wenn der Kern der Sache Selbstbestimmung und -verantwortung ist, muss man sich auch klar darüber sein, wie selbstbestimmt man sein kann und darf. Unternehmensseitig gehört diese Fragestellung zum Bereich der Führungskräfte und Ausbildungsverantwortlichen: Wie eigenverantwortlich können die Mitarbeitenden und Auszubildenden agieren? Hüten sollte man sich allerdings vor dem Ansatz, so viel Selbstbestimmung wie nötig, so wenig wie möglich. Vielmehr sollte das Augenmerk darauf liegen, die Zusammenarbeit durch solche Fragen zu stärken, Kreativität und Innovation im Team zu fördern und die erforderlichen Fähigkeiten und Instrumente zur Verfügung zu stellen. 

New Learning

Infolgedessen muss man das Thema Aus- und Weiterbildung neu aufarbeiten. Wirtschaft und Gesellschaft sind schnelllebiger und unvorhersehbarer geworden. Agilität ist nicht nur eine Möglichkeit, damit umzugehen, sondern hat sich zur Pflicht gewandelt. Dies muss auch Auswirkungen darauf zeigen, wie Bildung angegangen und angeboten wird. Im Bereich der schulischen und beruflichen Bildung verbreitet sich zeitgemässes Lernen zusehends: ein Mix aus Medien und Kanälen, übergreifende Begleitung sowie Onlinelernplattformen, um nur einige Beispiele zu nennen. 

Auf die gleiche Weise haben auch viele Weiterbildungsinstitutionen Fortschritte gemacht und sich dem New Learning verschrieben. Unternehmensintern macht die Sicht auf Bildung und Lernen teilweise noch einen angestaubten Eindruck. Ein zeitgemässer Ansatz wäre, die Organisation und Förderung von Fortbildung analog zum Konzept von New Work diskursähnlich in die Wege zu leiten. Das heisst, die individuellen Menschen, ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten miteinzubeziehen. Einige lernen möglicherweise besser in traditionellen Arrangements, während andere, insbesondere jene der jüngeren Generationen, auf modulare, wiederholbare Multichannel-Lerneinheiten mit Remotemöglichkeit ansprechen. Darüber hinaus sollte die Weiterbildungsplanung beidseitig und langfristig geplant werden – vom Onboarding über den Alltag mit allfälligen verschiedenen Positionen bis hin zum Offboarding.

Schrittweise Implementierung

Über das Konzept zu reden und nachzudenken ist eine Sache. Es einzuführen natürlich eine ganz andere. Mit bestehenden Prozessen zu brechen und den weitreichenden Ansatz von New Work in kurzer Zeit zu implementieren, wird keinem Unternehmen gelingen – und muss es auch nicht. Aber tiefgreifendes Wissen über das Konzept und dessen Nutzen gepaart mit einem realistischen Blick auf das Unternehmen kann zu erfolgversprechenden Teilschritten führen. Diese müssen sich nicht gezwungenermassen nur um den Kern von New Work drehen. Genauso haben auch periphere Massnahmen bezüglich beispielsweise Homeoffice und Büroeinrichtung durchaus ihre Berechtigung – solange die Puzzleteile schlussendlich zu einem zusammenhängenden Bild führen.

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