vitamin d
Gesundheit

Gehören Vitamin-D-Tropfen in aller Munde?

28.08.2021
von Kevin Meier

Um das Thema Vitamin D ist in den letzten Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Im Zuge der Pandemie hat sich dieser aufgrund vermeintlich milderer Krankheitsverläufe noch verstärkt. Aber was genau ist Vitamin D und wie hängt es mit dem Immunsystem zusammen?

Der Begriff «Vitamin D» umfasst eine Gruppe fettlöslicher Substanzen, die genau genommen keine Vitamine sind, da sie vom Körper selbst synthetisiert werden können. Die wichtigsten Arten des Vitamin D sind Ergocalciferol (Vitamin D2) und Cholecalciferol (Vitamin D3). Letzteres ist vielen bekannt, da Vitamin D oft in dieser Form in Präparaten enthalten ist. Insbesondere für die Gesundheit von Knochen und Zähnen ist Vitamin D unerlässlich, da es die Kalzium- und Phosphataufnahme im Darm fördert sowie deren Einbau in die Knochen unterstützt. Zusammen mit anderen Hormonen reguliert Vitamin D auch den Stoffwechsel von Kalzium und Phosphaten. Darüber hinaus könnte Vitamin D ebenso eine normale Funktion von weiteren Organen unterstützen. 

Quellen von Vitamin D

Die essenzielle Substanz wird vom Körper selbst hergestellt, wenn die Haut der UVB-Strahlung der Sonne ausgesetzt ist. Tatsächlich trägt die körpereigene Bildung laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV 80 bis 90 Prozent zur gesamten Vitamin-D-Versorgung bei. Die meisten Lebensmittel enthalten jedoch nur wenig Vitamin D. Dazu gehören unter anderem fettreiche Fische wie Lachs und Hering, Hühnereier und Champignons. Daneben sind auch mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel erhältlich, meist Milchprodukte und beispielsweise Frühstücksflocken. Sollte auf diesen Wegen nicht genügend Vitamine aufgenommen werden können, besteht die Möglichkeit, einen Mangel über Nahrungsergänzungsmittel oder höher dosierte Arzneimittel zu ergänzen. Das BLV empfiehlt jedoch nicht, mehrere dieser Methoden zur selben Zeit anzuwenden, da Vitamin D auch überdosiert werden kann. 

Allein die Dosis machts

Der tägliche Bedarf an Vitamin D unterscheidet sich von Person zu Person. Der bedeutendste Faktor bei der körpereigenen Vitamin-D-Bildung ist das Alter. Mit zunehmenden Lebensjahren nimmt die Synthese in der Haut ab, weswegen vor allem bei älteren Menschen eine erhöhte Vitamin-D-Aufnahme über die Ernährung sinnvoll sein kein. Gemäss BLV stellt sich die empfohlene Tageszufuhr wie folgt nach Bevölkerungsgruppen zusammen: 

  • Säuglinge im 1. Lebensjahr:
    400 Internationale Einheiten
    (10 Mikrogramm) pro Tag
  • Personen zwischen 2 und 60 Jahren
    sowie Schwangere und Stillende:
    600 Internationale Einheiten
    (15 Mikrogramm) pro Tag
  • Personen ab 60 Jahren:
    800 Internationale Einheiten
    (20 Mikrogramm) pro Tag

Personen mit Risikofaktoren, also Ältere, Schwangere, Stillende sowie Menschen mit Übergewicht, einem dunklen Hauttyp oder Erkrankungen wird empfohlen, in Absprache mit einer ärztlichen Fachperson eine Supplementierung zu beginnen – speziell in den Wintermonaten –, um einer Unterversorgung zuvorzukommen.

Mögliche Folgen von Unter- und Überversorgung

Ist der Körper optimal mit Vitamin D versorgt, wird er in seiner normalen Funktion unterstützt und eine gesunde Knochen- und Zahnbildung gefördert. Zudem soll der allgemeine Bewegungsapparat, insbesondere die Muskeln, von einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung profitieren; mehrere Studien zeigen, dass sowohl Sturz- als auch Frakturrisiko von älteren Personen durch eine gute Versorgung um bis zu einem Drittel reduziert ist. Demzufolge erhöht ein Vitamin-D-Mangel das Risiko von Stürzen, Brüchen und Knochenabbau (Osteoporose). Bei schwerwiegender Unterversorgung bei Kindern kann eine Rachitis die Folge sein, die sich zum Beispiel durch gebogene Beine sichtbar äussert. Bei allen Altersgruppen kann sich ein Mangel auch durch Müdigkeit, Muskelschwäche und der Erweichung von normal entwickelten Knochen (Osteomalazie) manifestieren. 

Vitamin D kann auch überdosiert werden.

Über die Sonnenexposition und Ernährung ist eine Überdosierung mit Vitamin D nicht möglich. Bei einer überhöhten Einnahme von hoch dosierten Supplementen ist eine Überversorgung jedoch denkbar, die eine erhöhte Kalzium-Konzentration im Blut nach sich zieht. Dies kann sich in Herzrhythmusstörungen, Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bis zu Nierensteinen und -versagen äussern. Aus diesem Grund sollte man eine Vitamin-D-Supplementierung vorgängig mit einer ärztlichen Fachperson besprechen, um Vergiftungserscheinungen auszuschliessen. 

Stärkt Vitamin D das Immunsystem?

Seit mehr als einem Jahrzehnt erfährt das Thema Vitamin D viel Aufmerksamkeit. Insbesondere durch die Pandemie wird die Frage, welchen Einfluss das Vitamin auf das Immunsystem hat, heiss diskutiert. In diesem Zusammenhang werden auch aufseiten der Forschung viele Studien durchgeführt und publiziert. Dennoch ist unklar, welche Rolle Vitamin D in der Immunantwort spielt. Etabliert wurde mittlerweile, dass viele Teile des Immunsystems, beispielsweise die T-Zellen, mit einem Rezeptor dafür ausgestattet sind. Zumindest scheint das Vitamin ein Immunmodulator zu sein. 

In kranken Menschen mit schwerwiegenden Symptomen von Atemwegsinfekten wurden vermehrt tiefe Vitamin-D-Spiegel nachgewiesen. Ob dieser aber eine Infektion wahrscheinlicher machte oder eine Konsequenz davon darstellt, ist unklar. Im spezifischen Falle von Covid-19 kamen Studien zu unterschiedlichen Schlüssen: Einige fanden Hinweise darauf, dass die Schwere der Symptome mit einer Unterversorgung von Vitamin D korreliert, während andere keinen statistisch signifikanten Zusammenhang bestätigen konnten. So wird dann auch eine Spiegelmessung oder die Einnahme von Vitamin-D-Supplementen zur Prophylaxe nicht generell für gesunde Erwachsene empfohlen. Der Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem menschlichen Immunsystem wird aber weiter intensiv erforscht, um potenzielle neue Behandlungsansätze zu entwickeln und die Empfehlungen anzupassen.

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