Die Schweiz ist durch und durch ein Wanderland. Doch wie kommen Schweizer Wanderwege überhaupt zustande und gibt der bekannte gelbe Wegweiser noch mehr Informationen als nur die Routenzeit und Richtung? «Fokus» hat Antworten auf diese Fragen bereit.
Wer eineinhalb Mal um die Erde gelaufen ist, hat die gesamtheitliche Distanz der Schweizer Wanderwege zurückgelegt: 65 000 Kilometer lang ist das Wandernetz der Schweiz und ist mit 50 000 Wegweiser-Standorten ausgerüstet. Über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung wandert regelmässig und somit ist der Wandersport der beliebteste unter allen Sportarten, und das übertrifft sogar noch das Skifahren. Dies zeigt die besondere Liebe, die Schweizer:innen zum Wandern pflegen und hält das Wanderparadies Schweiz am Leben.
Gründungsgeschichte Schweizer Wanderwege
Die Entstehung von Wanderwegen datiert fast ein Jahrhundert zurück, nämlich in das Jahr 1934. Die Idee stammt vom Lehrer Jakob Ess, welcher eine Wanderung mit seiner Schulklasse über den stark befahrenen Klausenpass machte. Seine Lösung des Problems: Ausflugsrouten für Wandernde zu schaffen und zu signalisieren, fernab von Autos. Aus diesem Grund gründete er im Jahr 1934 die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege, heute Schweizer Wanderwege. Seither hat die Idee von Jakob Ess einen immensen Erfolg erlebt und seit 1985 gibt es in der Schweiz sogar ein Gesetz eigens für Fuss- und Wanderwege.
Alles rund um Wegweiser
Die gelben Wegweiser mit schwarzer Schrift sind inzwischen allen bekannt. Doch was bedeuten die weissen, blauen oder roten Striche, welche an den Wegweisern zu finden sind? Diese kennzeichnen die Wanderwegkategorie und den Schwierigkeitsgrad einer Wanderroute.
Gelb bedeutet klassische Wanderwege. Diese sind oftmals breit, steile Passagen sind mit Treppen zu überwinden und Absturzstellen sind mit Geländern gesichert. Diese Wanderwege stellen keine besonderen Anforderungen an Wandernde.
Weiss-rot-weiss signalisiert Bergwanderwege und erschliesst teilweise unwegsames Gelände. Wanderer müssen trittsicher, schwindelfrei und in guter körperlicher Verfassung sein, um diese zu begehen.
Die weiss-blau-weisse Markierung bedeutet Alpinwanderwege und diese können auch über Schneefelder, Gletscher oder Geröllhalden führen. Steigeisen, Seil und Pickel könnten von Nöten sein.
Zudem kann der Wanderwegweiser weitere Informationen liefern wie:
• Aktueller Standort und Höhe über Meer
• Wanderziele
• Wanderzeit ohne Pausen
• Routenverzweigungen
• Verkehrsmittel, Verpflegungsmöglichkeiten
• Wanderrouten
Fähigkeiten von Wanderleiter:innen
Wer sich nicht allein auf eine Wanderung durch die Schweiz begeben möchte, kann die Dienste eines Wanderleiters oder einer Wanderleiterin in Anspruch nehmen. Dank einer zertifizierten Ausbildung organisieren sie Wanderungen, Schneeschuh- oder Trekkingtouren, Besichtigungen und Exkursionen für Einzelpersonen sowie Gruppen. Ihre Kenntnisse sind breit gefächert von Natur, Flora und Fauna über Kultur bis zu Geschichte und Wirtschaft. Auch Themenwanderungen zu Sagen, Kindergeschichten oder Weinwanderungen gehören zum Repertoire von Wanderleiter:innen. Eine Ausbildung zu Wanderleiter:innen mit eidgenössischem Fähigkeits-
zeugnis dauert rund 50 Tage und erfordert einiges:
• Physische und psychische Belastbarkeit
• Kontaktfreude und Einfühlungsvermögen
• Kommunikationsfähigkeit
• Pädagogisch-didaktisches Geschick
• Interesse für Natur, Umwelt und Kultur
• Mündliche Fremdsprachenkenntnisse
Wie Wanderwege entstehen
Die Entstehung einer neuen Wanderroute erfordert einige Zeit und genaue Planung. Der Bau und Unterhalt von Wanderwegen erfolgen grundsätzlich durch die jeweiligen Gemeinden sowie kantonale Wanderweg-Fachorganisationen und Dritte. Die Planung eines Wanderweges beinhaltet die richtige Linienführung des Wegs, angepasst an die Geländestruktur, der Einbezug historischer Wege und noch vieles mehr. Dabei spielt die Stabilität des Bodens und die Wasserdurchlässigkeit unter anderem eine Rolle. Beim Bau kommen allerlei Geräte zum Einsatz: Bagger, Walzen, Helikopter, Kleinlastwagen und Motorsägen sind einige davon. Nach der Entstehung braucht ein Wanderweg Pflege und muss regelmässig von Steinen, Ästen oder Pflanzen befreit werden.
Neue Wanderrouten 2023
Die vom Bund, Kantonen, Schweiz Tourismus und diversen weiteren Fachorganisationen unterstützte Stiftung SchweizMobil ist für die Kreation neuer Wanderrouten zuständig. Dabei werden Teilstücke normalerweise nicht ausgebaut, sondern neue Routen mit bestehenden Wegen kreiert. Auch im Jahr 2023 hat SchweizMobil neue Routen zur Entdeckung des Wanderlandes Schweiz erstellt. Hier sind ein paar der elf neuen Routen:
Schanfigger Höhenweg (Graubünden)
• Arosa – Maladers, alte Post
• Vier Etappen
• 47 Kilometer
• 2400 Meter Aufstieg
• 3200 Meter Abstieg
• Route Nummer 75
Sentier nature Grand Lausanne (Waadt)
• Lausanne, Ouchy – Prilly-Chailly – Lausanne, Ouchy
• 19 Kilometer
• 660 Meter Auf- und Abstieg
• Route Nummer 138
Sentiero Salèi e Pizzo Zucchero (Tessin)
• Spruga – Pizzo Zucchero – Comologno
• 12 Kilometer
• 1150 Meter Aufstieg
• 1100 Meter Abstieg
• Route Nummer 638
Wanderangebot für alle
Die Schweiz bietet für alle Bedürfnisse eine perfekte Wanderung. Familienwanderungen garantieren Abwechslung, Grillstellen zum Bräteln oder auch Erlebniswege. Panorama-Wanderungen bieten einen herrlichen Blick auf Gipfel, Täler und Seen. Wen die Wanderlust besonders gepackt hat, kann sich an einer der nationalen Wanderrouten austoben. Diese führen quer durch die ganze Schweiz und beinhalten teilweise sogar über 30 Tagesetappen. Hindernisfreie Wege bieten sogar Menschen mit Beeinträchtigungen Zugang zum Wanderspass.
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