Interview von SMA

Denise Biellmann: «Ich bin dankbar für mein bewegtes Leben»

Denise Biellmann gehört zu den grossen Namen des Schweizer Sports: Die 60-jährige Zürcherin hat den Eiskunstlauf entscheidend geprägt und war unter anderem die erste Frau der Welt, die einen dreifachen Lutz springen konnte. «Fokus» sprach mit Denise Biellmann über ihre Festtage, Geschenkvorlieben – und ihre neu veröffentlichte Biografie.

Denise Biellmann gehört zu den grossen Namen des Schweizer Sports: Die 60-jährige Zürcherin hat den Eiskunstlauf entscheidend geprägt und war unter anderem die erste Frau der Welt, die einen dreifachen Lutz springen konnte. «Fokus» sprach mit Denise Biellmann über ihre Festtage, Geschenkvorlieben – und ihre neu veröffentlichte Biografie.

Denise Biellmann

Denise Biellmann. Bild: zVg

Denise Biellmann, sind Sie derzeit im «Geschenke-Besorgungsstress»?

Das betrifft mich glücklicherweise nicht mehr so stark. Bei uns in der Familie machen wir uns keine klassischen Weihnachtsgeschenke mehr, sondern überreichen uns eher lieb gemeinte Kleinigkeiten. Das grösste Geschenk ist ohnehin die Zeit, die man mit den geliebten Menschen über die Festtage verbringt. Obschon – ich warte derzeit sehnsüchtig auf ein Geschenk, das mein Partner und ich uns selbst gemacht haben.

Worum handelt es sich dabei?

Um ein wunderschönes, neues Sofa. Dieses hätte zwar schon deutlich vor der Weihnachtszeit ankommen sollen, doch die Lieferung verzögerte sich ständig. Nun hoffen wir, dass unser langersehntes Sofa während der Festtage endlich den Weg zu uns findet. Es wäre schön, wenn wir es uns während der kalten Wintertage darauf gemeinsam gemütlich machen könnten (lacht).

Wie gestalten Sie Ihre Weihnachtszeit?

Bei uns sind die Festtage stets sehr familiär geprägt. Leider wird diese Zeit für mich aber auch getrübt: Am 23. Dezember 2015 verstarb meine geliebte Schwester. Ihr Verlust traf mich tief und diese Wunde wird nie wirklich verheilen. Dementsprechend sind die Gedanken an sie sowie eine gewisse Trauer ebenfalls meine stetigen Begleiter während dieser Adventstage. Gleichzeitig freue ich mich jedes Jahr darauf, mit der Familie zusammenzukommen. Auch der Wittwer meiner Schwester ist jeweils dabei.

Sie haben erst kürzlich damit begonnen, öffentlich über Ihre Schwester zu sprechen.

Das stimmt, denn lange Zeit war ich schlicht und einfach nicht in der Lage dazu. Wenn ich über sie zu sprechen begann, brach ich sofort in Tränen aus. Wir waren uns sehr nah und ich vermisse sie enorm. Nun, sieben Jahre danach, kann ich etwas gefasster darüber berichten. Doch der Verlust geht mir noch immer sehr nahe.

Dieses Jahr war ein spannendes für Sie, denn Sie haben Ihre Autobiografie veröffentlicht. Wie fühlt es sich an, das eigene Leben auf Papier zu bringen?

Es war ein äusserst interessantes und intensives Erlebnis. Verfasst wurde das Buch von meiner Ghostwriterin. Ich traf mich in insgesamt zwölf Sitzungen mit ihr, wobei jede einzelne zwei Stunden dauerte. Wir fingen im Dezember letzten Jahres damit an, diesen Frühling ging es dann los mit den konkreten Texten. Sie stellte mir Kapitel um Kapitel zu und ich arbeitete die Texte dann jeweils durch, kommentierte und korrigierte, wo nötig. Die Arbeit am Buch hat mich stark vereinnahmt, ich ging die Aufgabe mit grosser Genauigkeit an. Bis August war ich damit eigentlich fast durchgehend beschäftigt. Sogar im Sommer nahm ich meinen Computer mit in die Badi und arbeitete die Kapitel durch. Es war mir einfach wichtig, dass die Angaben korrekt sind und diejenigen Erlebnisse und Facetten meines Lebens repräsentiert werden, die mir wichtig sind. Ich wurde während dieser Zeit gut begleitet und ich bin sehr stolz auf das, was aus dieser gemeinsamen Arbeit entstanden ist. Ich hoffe, das Buch gibt den Menschen einen spannenden Einblick in mein sehr bewegtes Leben.

Denise Biellmann

«Denise Biellmann – Die Biografie» wäre ja eigentlich ein perfektes Weihnachtsgeschenk.

Absolut, das Buch macht unter jedem Tannenbaum eine gute Figur (lacht). Ich denke, die Biografie ist sehr unterhaltsam, auch weil sie nicht nur Text umfasst, sondern auch mit vielen Bildern aufwartet. Meine Mutter hat glücklicherweise meinen sportlichen und persönlichen Werdegang hervorragend dokumentiert, in insgesamt 53 Fotoalben. Dort sind nebst Fotografien auch Zeitungsartikel und Pressefotos verewigt. Ich konnte mich also aus einem enormen Fundus bedienen. Die Bilder habe ich allesamt selbst ausgesucht.

Was lernen wir im Buch über Denise Biellmann?

Bisher kannte man vor allem die sportlichen Facts über mich. Zum Beispiel, dass ich im Alter von acht Jahren meinen ersten internationalen Wettkampf gewonnen hatte, mit elf Schweizer Juniorenmeisterin war, in Lake Placid Kürolympiasiegerin wurde und 1981 meine Karriere mit den Titeln der Europa- und Weltmeisterin krönen konnte. Auch die elf Profi-Weltmeisterschaftstitel, die ich danach gewonnen hatte, sind gut dokumentiert. Doch die Hintergrundgeschichten, die einen Blick hinter die Kulissen gewähren, bekommt man nun erstmals in meiner Biografie zu lesen. Da gehört zum Beispiel die Story dazu, dass ich mal vor einem Wettkampf ausgerissen bin. Das wussten bisher nur Menschen aus meinem engen, privaten Umfeld. Generell erfährt man viel Privates von mir, von meiner rebellischen, frechen Seite bis hin zu verschiedenen Fauxpas an grossen Shows und vieles mehr.

Haben Sie durch diesen Prozess selbst etwas Neues über sich gelernt?

Ich habe sozusagen alles noch einmal durchlebt. Was mir dabei klar wurde: Es ist schlicht verrückt, was ich alles erlebt habe und wie vielfältig die Erfahrungen sind, die ich machen konnte. Dafür bin ich sehr dankbar.

Kommen wir zurück in die Gegenwart: Wie sieht Ihr Alltag heute aus?

Ich unterrichte und coache Spitzensportlerinnen und Spitzensportler auf dem Eis. Dies tue ich meistens nachmittags oder abends. Am Morgen bin ich oft bei meiner Mutter. Zudem trainiere ich auch viel für mich. Nebst meinem sportlichen Engagement verbringe ich einen weiteren Teil meiner Zeit für öffentliche Auftritte, wie TV-Sendungen, Interviews, Fotoshootings oder Radioshows. Ich bin zudem oft in Fernsehsendungen zu Gast, vor allem auch in Deutschland.

Denise Biellmann

Was wird Sie im kommenden Jahr beschäftigen?

Nächstes Jahr werde ich für den Schweizer Eislaufverband das Kader-Training coachen, ich kümmere mich dabei um die Elite, die Junioren und den Nachwuchs. Es freut mich sehr, dass ich für diese Aufgabe angefragt wurde. Die dreifachen Sprünge auf dem Eis sind nach wie vor ein Knackpunkt, aber wir haben gute Nachwuchstalente in der Schweiz.
Sie haben im Alter von 13 Jahren als erste Frau überhaupt einen dreifachen Lutz hinbekommen. Wie gelang Ihnen das?
Ich war schon immer ein Sprungtalent. Zudem verfügte ich nebst meiner grossen Sprungkraft auch über eine schnelle Drehung – oft haben Athletinnen entweder das eine oder das andere. Ich hatte das Glück, die beiden Aspekte gut kombinieren zu können, was natürlich auch viel Training voraussetzte. Und zu guter Letzt war die Tatsache entscheidend, dass ich keine Angst vor dem Springen hatte.

Wie lauten Ihre Wünsche für 2023?

Nun, ich hoffe wie gesagt, dass mein Sofa endlich bei mir ankommt (lacht). Ansonsten wünsche ich mir natürlich gute Gesundheit, für mich sowie meine Liebsten. Grundsätzlich hoffe ich, dass es für mich wie bisher weitergeht. Mein Leben ist sehr spannend und ich bin glücklich. Und natürlich wünsche ich mir, dass meine Athletinnen und Athleten ihre selbst gesteckten Ziele erreichen können.

Die kleine Christmas-Fragerunde mit Denise Biellmann

Was war das beste Weihnachtsgeschenk, das Sie jemals erhalten haben?

Ein paar coole, weite Hosen, die ich mir im Alter von 13 Jahren gewünscht hatte. Die hatten derart weite Taschen, dass ich meine Mayonnaise-Tube – mein stetiger Begleiter an Wettkämpfen – unterbringen konnte.

Welche Weihnachtsguetzlis sind die besten?

Maileränderli. Knapp dahinter folgen die Zimtsterne.

Den Dezember lieber am Strand oder in den Bergen verbringen?

Da der Dezember sportbedingt die aktivste Zeit in meinem Jahr ist, sind Ferien ausgeschlossen. Später könnte ich mir die Winterzeit in wärmeren Gefilden sehr gut vorstellen.

Ihr Lieblingsgetränk für die Feiertage?

Es gibt da einen besonderen Tee für gute Laune, den ich mir zu Weihnachten immer gönne. Der schmeckt sehr passend nach Zimt. Ich trinke diesen den gesamten Winter hindurch.

«Last Christmas» läuft im Radio – den Sender wechseln oder die Lautstärke erhöhen?

Das Lied ist ok, ist halt ein Klassiker. Doch mir gefällt das Lied «All I want for Christmas is you» von Mariah Carey viel besser.

Selbstgestrickte Weihnachtspullis – top oder Mode-Flop?

Ich stehe nicht so auf bunte Farben, schätze aber einen warmen Pullover. Darum ja zum Rollkragen, aber nein zum Rentier-Motiv.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

16.12.2022
von SMA
Vorheriger Artikel Mit diesen Weihnachtsdrinks heisst es: Prost, Cincin, Santé!
Nächster Artikel Silvester-Feuerwerke aus nah und fern