gourmet swiss fondue dinner on a winter evening with assorted cheeses on a board alongside a heated pot of cheese fondue with t forks dipping bread and white wine behind in a tavern or restaurant. weihnachtsgerichte
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Lifestyle Weihnachten

Herr und Frau Schweizers liebste Weihnachtsgerichte

16.12.2022
von Julia Ischer

Die Feiertage stehen vor der Tür. Eine Zeit, in der das Kalorienzählen und Sporttreiben eher in den Hintergrund rücken und geschlemmt werden darf. Welche Weihnachtsgerichte finden sich am meisten auf den Tischen der Schweizer:innen? Ein Fondue Chinoise oder doch eher den Braten?

In Deutschland ist es die Gans, in Grossbritannien der Pudding. Beides darf auf keinen Fall auf der Weihnachtstafel fehlen. In der Schweiz hingegen gab es laut Paul Imhof, Autor und Mitglied im Expertengremium des Vereins «Kulinarisches Erbe der Schweiz», noch nie ein klassisches, landesweites Weihnachtsessen. Unsere beiden Merkmale Individualität und Eigenständigkeit treffen sogar beim Essen zu. Jede Familie hat ihre eigenen Traditionen, was das Weihnachtsmenü betrifft. Dennoch kann man einige typische Gerichte festlegen, die die Schweizer:innen immer wieder zum Fest der Liebe kochen.

Praktisch und schnell zubereitet muss es sein

Beliebte Hauptgerichte der Deutschschweizer:innen sind der Tischgrill, das Käsefondue, Raclette, Filet im Teig und Schüfeli oder Rollschinkli. Der unangefochtene Spitzenreiter ist aber eindeutig das Fondue Chinoise. Dies vor allem dank seiner Einfachheit: «Das Fondue Chinoise ist in den heutigen eher hektischen Zeiten sehr schnell angerichtet», so Imhof. Vieles kann man kaufen und in kurzer Zeit vorbereiten. Hinzu kommt, dass man nicht lange in der Küche stehen muss, wenn die Gäste schon da sind. Jede:r ist selbst verantwortlich für seine kleinen Fleisch- und Gemüsestücke. Ausserdem verspricht das Gericht eine gemütliche Atmosphäre, da man längere Zeit zusammen am Tisch sitzen und miteinander reden kann.

Geht es um die weihnachtliche Vorspeise, sind sich die deutschsprachigen Einwohner:innen schon eher einig. Hier ist es meistens der Rauchlachs, der oft in Form von Canapés serviert wird. Zusammen mit Meerrettich, Zwiebeln, Kapern und etwas Mayonnaise ist dies ein idealer Appetitanreger. Daneben ist das Rindstatar mit Toast auch ein beliebtes Entrée.
Beim Dessert ist mehr Abwechslung angesagt. Hier kann es von Parfaits über Crèmes bis hin zu Fruchtsalat alles sein. Dennoch: Die selbst gebackenen Weihnachtsguetzli müssen bei jedem Kaffee dabei sein. Dem Ostpreussischen Landesmuseum zufolge gibt es dieses Ritual schon viele Jahrhunderte und gehört seit dem Mittelalter zur festlichen Zeit dazu. Damals wurden in Klöstern verschiedene Kekse gebacken, um an die Geburt Jesus Christus zu erinnern.

Diverse kantonale Weihnachtsgerichte

Während sich in der breiten Masse der Deutschschweizer:innen das Fondue Chinoise durchgesetzt hat, gibt es dennoch einige regionale Besonderheiten. Ein Beispiel dafür ist der Kanton Bern: Hier ist nach wie vor die Berner Platte zu Weihnachten sehr beliebt. Diese beinhaltet diverse Fleisch- und Wurstwaren, Dörrbohnen, Sauerkraut und Kartoffeln. Im Kanton Aargau hingegen gibt es oft Pastetli mit Milken. Diese ähneln der Luzerner Chügelipastete, die mit einer hellen Sauce mit Brätchügeli, Pouletstücken, Kalbsbraten, Schinken und Champignons gefüllt wird. Als Beilage gibt es Erbsen und Karotten.

Nirgends fehlt es an genügend Fleisch.

Und in den anderen Teilen der Schweiz?

Nicht nur in der Sprache, sondern auch bei den Weihnachtsmenüs unterscheiden sich die Deutschschweiz, das Tessin und die Romandie. In der französischen Schweiz ist der Truthahn mit Abstand das meistgegessene Hauptgericht an Weihnachten. Er steht für Reichtum, Überfluss sowie Gemeinschaft und widerspiegelt so die weihnachtliche Stimmung. Als Dessert «kennt man in der Westschweiz vor allem die Bûche de Noël», meint der Experte. Übersetzt ist das ein Weihnachtsbaumstamm, der aber, abgesehen vom Aussehen, herzlich wenig mit einem Baum zu tun hat. Die Roulade aus Biskuitboden und Schokoladenbuttercreme wird mit einer dunklen, gerillten Cremeschicht ummantelt und erinnert so an die Rinde des Baumstammes. Meistens dekoriert man den Nachtisch zusätzlich mit Pilzen, Blättern oder Beeren aus Marzipan.

Yule log with holly, isolated on a white background.

Bild: iStockphoto/AlasdairJames

Im Tessin wird der Weihnachtsabend in vielen Häusern mit Tortellini oder Ravioli «in brodo», in Bouillon, begonnen. Der Hauptgang besteht meistens aus einem Braten, einem Schmorgericht wie Ossobuco oder einem Geflügel, etwa einem Kapaun (kastrierter, gemästeter Hahn) als Edelversion, der gefüllt an einer Senfsauce serviert wird. Bei allen Menüs tischen die Tessiner:innen ihren Gästen als Schlussgang den Panettone auf, wie Imhof sagt. Die luftige Mailänder Backware, die üblicherweise mit Rosinen verfeinert wird, darf auf keinem Weihnachtstisch fehlen.

Wenige, aber wichtige Gemeinsamkeiten

Obwohl sich die Gerichte zwischen den einzelnen Regionen der Schweiz stark unterscheiden und es kein typisches Weihnachtsmenü gibt, lassen sich einige Parallelen feststellen, die überall zu finden sind. Zum einen fehlt es nirgends an genügend Fleisch. Der Tradition zufolge kommt nach dem vierzigtägigen Fasten während der Adventszeit das Weihnachtsfest, an dem endlich wieder richtig geschlemmt und Fleisch gegessen werden kann.

Zum anderen dürfen die Gerichte an Weihnachten etwas spezieller und teurer sein als an den anderen Tagen des Jahres. «Das ist allerdings noch nicht seit langer Zeit so. Man musste sich solch ein Essen zuerst einmal leisten können», betont Imhof. Vor allem ab den 60er-Jahren und dem Wohlstandszuwachs kam es zu diesem Wandel.

Trotz dieser vielen Gerichte, die an Weihnachten verspeist werden, täuscht der Eindruck: Das Wichtigste für ein schönes Fest der Liebe ist für die meisten nicht das Essen, sondern immer noch ein harmonisches Beisammensein im Kreise der Familie.

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