co-living co-living: die zukunft des gemeinsamen wohnens  arbeitens
Smart Home Wohnen

Co-Living: Die Zukunft des gemeinsamen Wohnens und Arbeitens

28.02.2019
von Sven Hoti

Hohe Mietzinsen, Wohnungsknappheit und der Wunsch nach Unabhängigkeit und Flexibilität erfordern neue Alternativen zum heutigen Zusammenleben. Eine davon heisst Co-Living. Es bietet ein Rundumpaket an verschiedenen Dienstleistungen und Annehmlichkeiten, wobei das Zusammenleben und -arbeiten bzw. der Austausch mit anderen Mitbewohnern im Fokus steht.

Morgens mit den Mitbewohnern frühstücken, ins hauseigene Gym gehen und anschliessend in den Büroräumlichkeiten nebenan arbeiten. Später am Nachmittag noch einen kurzen Spa-Aufenthalt zwei Stockwerke weiter oben geniessen und am Abend gemütlich einen Film im Kino auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes schauen gehen. Was hier beschrieben wird, ist eine besonders in den letzten Jahrzehnten wieder beliebt gewordene Form des Zusammenlebens. Unter dem Namen «Co-Living» versteht man Wohnen und Arbeiten am gleichen Ort, wobei noch zahlreiche Annehmlichkeiten in die Angebote inkludiert werden. Sich fühlen wie im Hotel, leben wie in einer WG und arbeiten im Homeoffice – das umfasst Co-Living.

Eine neue alte Art des Zusammenlebens

An sich ist es keine neue Idee. In den 1930er Jahren existierte der sogenannte «Isokon»-Apartmentblock in London. Das modernistische Gebäude mit seiner avantgardistischen Innenausstattung diente dem regen Austausch der modernistisch geprägten, reicheren Gesellschaftsschichten. Gäste wie die britische Schriftstellerin Agatha Christie oder der deutsche Architekt Walter Gropius genossen dort zahlreiche Annehmlichkeiten. Dazu gehören vorab möblierte Gemeinschaftsräume fürs Zusammenleben und Arbeiten sowie ein Restaurant und eine Wäscherei.

Personen mit ähnlichen Interessen, die Wert auf Unverbundenheit und Flexibilität legen, können nun nicht mehr nur in der gleichen Umgebung arbeiten, sondern auch leben.

Das Rundumpaket für digitale Nomaden

Co-Living leitet sich vom bereits weithin bekannten «Co-Working» ab, bei dem verschiedene oder ähnliche Berufsgruppen in den gleichen Büroräumlichkeiten arbeiten und so von den entstehenden Synergien profitieren. Co-Living geht jedoch noch einen Schritt weiter. Personen mit ähnlichen Interessen, die Wert auf Unabhängigkeit und Flexibilität legen, können nun nicht mehr nur in der gleichen Umgebung arbeiten, sondern auch leben.

Zur Zielgruppe gehören hauptsächlich «Young Professionals», also Junge zwischen 20 und 30 Jahren. Sie weisen je nachdem einen Hochschulabschluss auf, sind erwerbstätig und streben eine Karriere an. Medien und Technologien spielen ebenfalls eine grosse Rolle im Leben der «Yuppies». Die Anbieter von Co-Living-Häusern machen es sich deshalb zur Aufgabe, für diese Gegebenheiten die passenden Angebote und Dienstleistungen zu liefern.

Wer nun online auf ein passendes Zimmer gestossen ist, kann den meist auf mindestens drei Monate befristeten Mietvertrag online unterzeichnen. Jegliche weiteren administrativen Tätigkeiten lassen sich ebenfalls digital regeln. So braucht der zukünftige Mieter nicht mehr als einen Laptop oder ein Handy, um alle notwendigen Angelegenheiten zu verwalten. Die Zimmer sind bereits möbliert und mit allem ausgestattet, was der Arbeitende braucht.

Das Ziel ist es, flexiblen, erwerbstätigen Menschen, die Wert auf Gesellschaft legen, die Möglichkeit zum Austausch und Vernetzen mit Gleichgesinnten zu geben.

Im Vertrag inbegriffen sind meist diverse Annehmlichkeiten wie ein Reinigungsservice, Gemeinschaftsräume zum Verweilen und Arbeiten, eine Bibliothek, ein Spa-Bereich, Gym oder sogar ein Kino. Ein Community-Manager organisiert Events und soll dafür sorgen, dass sich so etwas wie eine Gemeinschaft bilden kann. All diese Angebote variieren von Anbieter zu Anbieter. Sie zeigen jedoch, wie in den Co-Living-Spaces Arbeit und Leben immer mehr miteinander verschmelzen. Das Ziel ist es, flexiblen, erwerbstätigen Menschen, die Wert auf Gesellschaft legen, die Möglichkeit zum Austausch und Vernetzen mit Gleichgesinnten zu geben.

Ein lukratives Geschäft

Diese Mischform der Arbeits- und Wohngemeinschaft bietet auch für die Anbieter viele Vorteile. Immobilien, die aufgrund ihrer Grösse tendenziell eher schwerer zu verkaufen sind, lassen sich so zimmerweise vermieten. Dadurch sorgt man ganz nebenbei auch dafür, dass Leerstände abnehmen. Des Weiteren lassen sich durch die zusätzlichen Dienstleistungen wie etwa Reinigung und Möblierung bessere Renditen erwirtschaften. Die Zielgruppe lässt sich noch erweitern, sodass ein interessantes und vor allem grösseres Publikum erreicht werden kann.

Ein interessanter Ansatz für die Zukunft

Co-Living ist ein vielversprechendes Konzept, das eine nachhaltige, flexible und unabhängige Lebens- und Arbeitsweise ermöglicht, ohne jedoch auf das Zusammensein und den Austausch mit anderen zu verzichten. In Städten wie London oder New York ist Co-Living schon länger kein Fremdwort mehr. Auch in der Schweiz gibt es bereits die ersten Anbieter.

Steigende Mietzinsen, Wohnungsknappheit und ein sich ständig verändernder Lebensstil erhöhen die Notwendigkeit von derartigen Wohnformen. Geht man noch einen Schritt weiter, so könnten solche Einrichtungen auch vielversprechende Alternativen zu den Pflegezentren sein, da sie diese entlasten würden. Das Potenzial, auch für Senioren bzw. alleinstehende, ältere Erwachsene attraktiv zu werden, besteht.

Co-Living wird das Wohnen, wie wir es heute kennen, sicherlich nicht ersetzen. Aber genauso, wie die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung ungewiss ist, so ist auch der Wohnungsmarkt darauf angewiesen, auf die wechselnden, sich entwickelnden Bedürfnisse der Leute eingehen zu können. Es ist eine erfrischende Alternative bzw. Weiterentwicklung zum heutigen Wohnen und könnte auch den Problemen einer stetig wachsenden Population teilweise entgegenkommen.

Text: Sven Hoti

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Barbara Sintzel: Die DNA eines Gebäudes entscheidet
Nächster Artikel Immobilienkauf – Wohnen in gekauftem Glück