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Industrie Innovation Interview

Roger Harlacher: Zweifel hat einen Love-Brand-Status

28.02.2019
von Miriam Dibsdale

Vor 60 Jahren nahm der knusprige Erfolg von Zweifel in Höngg seinen Anfang. Noch immer setzt das Schweizer Familienunternehmen auf Pioniergeist, Nachhaltigkeit und möglichst viel Swissness. Diese Werte teilt auch der CEO, Roger Harlacher. 

Roger Harlacher, kaum jemand schafft es, aus einer Schüssel Chips nur ein einziges zu nehmen und danach aufzuhören. Verraten Sie uns welcher Inhaltsstoff «süchtig» macht?

Ja da haben Sie recht, das geht mir genauso. Grundsätzlich ist es so, dass Nahrungsmittel, die sowohl reich an Fetten als auch an Kohlenhydraten sind, einen besonders starken Einfluss auf das Belohnungssystem im Gehirn ausüben. Kartoffelchips haben das genau richtige Verhältnis von Kohlenhydraten zu Fett: etwa 45 zu 35 Prozent. Ergänzt mit einer passenden Würzung macht das Lust auf mehr, weil diese Mischung dem Belohnungszentrum im Gehirn besonders gut gefällt.

Wie oft greifen Sie selbst in eine Chips-Packung?

Aus beruflichen Gründen greife ich fast täglich in eine Packung Chips oder konsumiere andere salzige Snacks. Sei es, um ein neues Produkt zu testen, die Qualität zu prüfen oder um zu wissen, was die Wettbewerber auf den Markt bringen. Aber auch privat geniesse ich viele unserer Produkte, einfach nicht täglich.

Wann kamen Sie zum ersten Mal mit Zweifel-Chips in Berührung?

Ehrlicherweise kann ich darauf keine eindeutige Antwort geben. Aber an eines erinnere ich mich gut: Bei uns gab es ab und zu am Samstag ein Poulet mit Chips. Das war immer etwas ganz Besonderes und dieses Erlebnis habe ich geschmacklich noch heute in der Nase und im Gaumen.

Letztes Jahr holte sich Zweifel den Titel «Brand of the year». Gratulation! Haben Sie mit der Auszeichnung gerechnet?

Vielen Dank! Sie hat uns sehr gefreut und wir sind äusserst stolz auf diese Auszeichnung. Das tolle Resultat ist das Ergebnis intensiver Arbeit des gesamten Zweifel Chips- und Snacks-Experten-Teams. Generell werden wir in diversen Konsumentenbefragungen betreffend Image und Bekanntheit jeweils sehr gut beurteilt. Beim «Brand of the Year» steht der Wert Vertrauen im Zentrum der Beurteilung. Er ist auch einer unserer Unternehmenswerte und uns ist bewusst, dass die Grundlage dafür höchste Qualität und Verlässlichkeit sind. Dafür tun wir alles und es freut uns deshalb besonders, von Konsumenten diese Auszeichnung des Vertrauens erhalten zu haben.

Warum vertrauen 82.9 Prozent der Marke? Was tun Sie bei Zweifel besonders für dieses Vertrauen?

«Wir tun alles für die besten Chips und Snacks!» das ist seit langem unsere Denkhaltung und danach leben wir. Schon zu Beginn der Unternehmensgeschichte war dieser Gedanke omnipräsent und mit der Einführung des Zweifel Frisch-Services wurde dem Denken auch Ausdruck gegeben. Dieser ist für uns noch immer von zentraler Bedeutung. Zudem ist uns als Schweizer Familienunternehmen die Verankerung in der Schweiz wichtig und wir verwenden für unsere Kartoffelchips in der Regel 100 Prozent Schweizer Rohstoffe, was Nähe und Vertrauen schafft.

Wir tun alles für die besten Chips und Snacks!

Roger Harlacher
Roger Harlacher

Inwiefern trägt das Bekenntnis zur Schweiz und zu Schweizer Produkten zu diesem Vertrauen bei?

Schweizer Produkte werden grundsätzlich als qualitativ hochwertige Produkte wahrgenommen. Wir versuchen, so viel Swissness wie möglich in unsere Produkte hineinzubringen. Daher verwenden wir für unsere Kartoffelchips seit Ende 2017 Schweizer Rapsöl sowie Schweizer Alpensalz. Wussten Sie, dass Sie auf jeder Packung auf der Vorderseite oben rechts erkennen können, von welchem Bauer die Kartoffeln der Chips in der Packung sind? Das ist weltweit einzigartig. Damit bieten wir unseren Konsumenten noch mehr Transparenz und schaffen Vertrauen.

Welchen Marken vertrauen Sie selbst?

Da gibt es ganz viele. Mir ist die Nähe besonders wichtig. Deshalb setze ich gerne und oft auf lokale Produkte. Ich kaufe lieber weniger, dafür qualitativ und werteorientiert.

Hat sich der Stellenwert von «Made in Switzerland» in der Bevölkerung in den letzten Jahren verändert?

Die Wertschätzung war schon immer sehr hoch. Aber in einer Zeit der Internationalisierung, der Digitalisierung und dadurch auch in der Zeit des potentiellen Verlustes von Nähe, von Kontakten und auch von Vertrauen, steigt der Wert von Heimischem. Deshalb sucht die Bevölkerung vermehrt Schweizer Produkte, bei denen sie die Herkunft und Herstellung nachvollziehen kann.

Wussten Sie, dass Sie auf jeder Packung auf der Vorderseite oben rechts erkennen können, von welchem Bauer die Kartoffeln sind?

Chips könnten im Ausland oder ohne Schweizer Produkte günstiger produziert werden. Wie finden Sie bei Zweifel die Balance zwischen Preis und Qualität?

Ja, das ist uns bewusst. Wir glauben aber, dass der Konsument Qualität, Nähe und Vertrauen schätzt und diese auch sucht. Deshalb achten wir bei der Wahl und im Umgang mit unseren Lieferanten auf qualitativ beste Rohstoffe, weil wir davon überzeugt sind, dass man dies auch im fertigen Produkt schmeckt und damit das Genusserlebnis einfach besser ist. Der Preis ist aber das Resultat von mehreren Faktoren. So sind die Rohstoffe aus der Schweiz deutlich teurer, die Lohn- und übrigen Produktionskosten wesentlich höher und die Vermarktungskosten inklusive Margen des Handels vergleichsweise ebenfalls höher als im Ausland. Und vergessen wir eines dazu nicht: Durch das Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz, in den wir aktuell umfangreich investieren, halten wir die Arbeitsplätze in der Schweiz.

Aufgrund von Ernteausfällen mussten Sie schon auf ausländische Kartoffeln zurückgreifen. Wie oft kommt das vor und welche Auswirkungen hat das auf den Geschmack?

Im langjährigen Schnitt verwenden wir zu über 95 Prozent Kartoffeln aus der Schweiz. Und auch in den wenigen schwierigen Erntejahren konnten wir immer noch 85 Prozent Schweizer Kartoffeln verarbeiten. Da wir dieselben qualitativen Anforderungen an die ausländischen Kartoffeln haben, hat dies keine Auswirkungen auf den Geschmack. Unser Ziel ist es, wenn immer möglich, Schweizer Rohstoffe zu verwenden. Deshalb arbeiten wir zusammen mit unseren Geschäftspartnern und unseren Bauern intensiv an Massnahmen, um dem Einfluss von ungünstigem Wetter, wie lange trockene Perioden oder zu viel Regen, so gut wie möglich entgegenwirken zu können.

Welche Rohstoffe beziehen Sie überhaupt noch aus dem Ausland?

Für Produkte, die nicht auf Basis von Kartoffeln hergestellt werden, müssen wir teilweise auf ausländische Rohstoffe zurückgreifen. So zum Beispiel beim Mais für Popcorn.

Im langjährigen Schnitt verwenden wir zu über 95 Prozent Kartoffeln aus der Schweiz.

Die Familie Zweifel ist stark mit Höngg verbunden. Hier wurde die Firma gegründet und hat noch heute ihren Hauptsitz.

Höngg ist tatsächlich ein sehr wichtiger Ort für das Familienunternehmen Zweifel. Hier entstand die ganze Unternehmergeschichte mit dem Weinbau vor 120 Jahren. Dazu gesellte sich anschliessend die Mosterei, deren Betrieb jedoch alleine zu wenig gewinnbringend war. Mit dem legendären Satz von Heinrich Zweifel «Chips mached Durscht, Moscht löscht de Durscht.» war der Grundstein für die Chips gelegt: Im Jahre 1958 wurde in Höngg eine kleine Fabrik für die Herstellung der Kartoffelchips in Betrieb genommen und bis anfangs der 70er Jahre wurde dort produziert.

Mit der wachsenden Nachfrage reichte der Platz in Höngg nicht mehr aus und die grössere Fabrik in Spreitenbach war nötig. Noch heute produzieren wir alle Zweifel-Chips in Spreitenbach. Und was viele nicht wissen: Noch heute keltert das Unternehmen «Zweifel 1898» seine Weine in Höngg, notabene der letzten und einzigen Kelterei in der Stadt Zürich.

Schwingt bei der Bevölkerung auch etwas Stolz auf den Erfolg des Unternehmens mit? Falls ja, wie spüren Sie diesen?

Zweifel hat einen «Love-Brand»-Status, was wir von den Konsumenten über verschiedene Kanäle erfahren. Insbesondere über Social Media können wir verfolgen, dass die Verbundenheit tatsächlich sehr gross ist. Mit unseren Produkten sind wir quasi überall dabei und begleiten viele Menschen an unterschiedlichsten Anlässen und Orten, das schafft Verbundenheit und einen starken Bezug.

Zweifel-Chips gibt es bereits seit 60 Jahren. Welches Produkt ist das älteste?

Angefangen hat Hansheiri Zweifel mit der Produktion von Nature Chips. Danach folgte das unvergleichliche Zweifel Paprika.

Noch heute produzieren wir alle Zweifel-Chips in Spreitenbach.

Schmeckten diese damals anders? Was hat sich verändert?

Das Paprika-Rezept ist noch immer dasselbe und die Chips werden noch immer nach derselben Rezeptur hergestellt. Wir haben jedoch die Produktion und Qualität der Chips sowie die Prozesse und Abläufe stetig verbessert, damit das Gesamterlebnis noch besser ist.

Seit der Gründung sind viele neue Produkte dazugekommen. Ist die neue leichte Produktlinie VAYA eine Reaktion auf das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein?

Wir versuchen immer auf Konsum-Trends einzugehen und Inputs von Konsumenten in unsere Innovationen mit einzubeziehen. Das «Healthier Snacking» hat sich definitiv zu einem Trend entwickelt, den wir schon vor vielen Jahren mit Produkten aufgenommen haben. Dazu gehört beispielsweis Graneo, unser Multikorn Snack, den wir vor zehn Jahren auf den Markt gebracht haben. Mit VAYA haben wir eine weitere Produktelinie für das «Healthier Snacking» entwickelt. Der knusprige Snack auf Kichererbsen-Basis hat 40 Prozent weniger Fett und extra viele Erbsen und Bohnen (65 Prozent) und die Variante Protein ist reich an pflanzlichen Proteinen.

Wie muss man sich die Kreation neuer Produkte vorstellen? Gibt es ein internes Versuchslabor und viele Testesser?

Ja so ist es, wir haben Testesser. Das sind Zweifel-Experten, die speziell auf Sensorik geschult wurden. Im Zweifel Labor wird dann sehr viel entwickelt und getestet, bis ein Produkt marktfähig ist.

Seit Kurzem sind in den Regalen vier Zweifel-Gewürze zu finden. Wie ist die Idee entstanden, das Pulver ohne die Chips zu verkaufen?

Selbstverständlich prüfen wir regelmässig neue Geschäftsbereiche, dazu gehörte auch der Bereich Gewürze. Zudem hatten wir seit Jahren immer wieder Anfragen von Konsumenten, ob sie unsere Gewürze auch kaufen könnten. Das hat uns zusätzlich motiviert, diesem Bedürfnis eine Antwort zu geben. Der Konsument kann jetzt die beliebten Zweifel Gewürze auch auf Raclette, Rösti und einfach generell in der Küche geniessen.

Auf welche neuen Produkte dürfen sich die Konsumenten 2019 freuen?

Wir bringen in der Tat viele neue Produkte auf den Markt. Mit den Neuheiten beleben und stimulieren wir den Konsum. Dies auch deshalb, weil Konsumenten mehr denn je gerne Neues ausprobieren und experimentell sind. Deshalb haben wir auch für 2019 schon einiges vorbereitet und sind an verschiedenen Projekten dran. Sicher ist die Einführung von KEZZ Paprika. Damit bieten wir dem Paprika-Liebhaber auch ein Kettle Chips mit dem Gewürzklassiker.

Interview: Miriam Dibsdale

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