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Finanzen

Eine digitalisierte Finanzbranche bedeutet «good news» für die Kundschaft

16.12.2021
von SMA

Wie praktisch alle Branchen durchläuft auch der Finanzsektor derzeit die digitale Transformation. Und während Prozesse vermehrt automatisch ablaufen und neue Produkte sowie Service-Geschäftsmodelle entstehen, dürften vor allem die Kryptowährungen einen langanhaltenden Impact auf die Branche haben. Und über diese hinaus.

«Wer heute noch eine Bank überfällt, ist eigentlich schön blöd.» Diese Aussage tätigte Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei dem zur Allianz gehörenden Kreditversicherer Euler Hermes, kürzlich in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel». Damit ging er auf eine der vielen Facetten der Digitalisierung des Finanzwesens ein: Die Nutzung und damit die Lagerung von Bargeld geht zurück, der Zahlungsverkehr verlagert sich ins Internet, Bankfilialen werden weniger frequentiert. Bankräuber sind damit praktisch ausgestorben, wie dies auch die Kriminalitätsstatistiken belegen.

Dies ist zwar nur eine kleine Fussnote der digitalen Transformation, sie zeigt aber, wie tiefgreifend der Finanzsektor von der Entwicklung erfasst wird. E-Banking, Mobile-Pay und das in der Schweiz mittlerweile etablierte Twint haben die Art und Weise, wie wir mit Geld umgehen, nachhaltig und grundlegend gewandelt. Diese Consumer-Lösungen stellen aber nur den ersten Schritt dar in eine digitale Zukunft der Banken- und Börsenwelt. Obschon: Der Begriff «Bankenwelt» dürfte langfristig unzutreffend werden, denn nebst den alteingesessenen Finanzinstituten könnten sich laut Fachleuten verschiedene Alternativen etablieren. 

Die «Kleinen» gewinnen an Bedeutung

Der Kern dieser disruptiven Veränderung machen die Kryptowährungen oder digitalen Assets aus. Auf diesem Fundament vollziehen sich die relevanten Wandelprozesse. Finanzfachleute betonen unter anderem, dass durch die dezentrale Generierung und Distribution dieser Assets eine Demokratisierung der Geldströme vollzogen wird. Die Basis dafür bildet die Blockchain-Technologie. Bei einer Blockchain handelt es sich um eine verteilte öffentliche Datenbank. Im Zusammenhang mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. wird diese dazu genutzt, Geldtransaktionen zu verwalten. Dieser Ansatz weist ein dermassen grosses Potenzial auf, dass Expertinnen und Experten davon ausgehen, dass der durch sie angestossene Wandel deutlich über die Finanzbranche hinaus spürbar sein wird. Denn die generelle technologische Weiterentwicklung werde auf der Blockchain fussen – und aufgrund ihres dezentralen Charakters werden diverse kleine Tech-Communities den Tech-Giganten von heute Konkurrenz machen. Diese Entwicklung wird gemeinhin als «Web 3.0» bezeichnet. 

Bargeld verliert also immer mehr an Bedeutung, Services werden automatisiert, KI-Anwendungen übernehmen Anlageentscheide und digitale Assets demokratisieren die Geldströme. Ist damit das Ende der Banken in der Schweiz und weltweit angebrochen? Nicht unbedingt, wie Finanzexperte Guy de Blonay in einem aktuellen Essay im Fachmagazin Finews.ch schreibt: Zwar kam es im Jahr 2021 zu einer explosionsartigen Verbreitung von nicht-fungiblen Tokens (NFTs) sowie der breiten Akzeptanz von Kryptowährungen – was sich 2022 noch verstärken wird. «Doch in der weiteren digitalen Revolution werden sich die grossen Banken gegen Fintech-Unternehmen wehren, indem sie sich die Innovationen dieser Jungunternehmen zu eigen machen, Top-Talente abwerben und ihre Arbeitsweise ändern», hält de Blonay fest. Seines Erachtens werden vor allem das Tempo der Inflation und die Ansichten, ob es sich dabei um eine vorübergehende Entwicklung handelt oder nicht, die Schlüsselfragen für die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten zwölf Monate darstellen. 

Schnell, schneller, digitalisiert

Dass die Banken die digitale Transformation ihres Sektors nicht nur akzeptieren, sondern mittlerweile auch aktiv vorantreiben, machen die Beiträge in dieser Ausgabe klar. Um mit der Agilität und Innovationskraft der Fintech-Unternehmen mithalten zu können, müssen die Finanzinstitute ihre Arbeitsweise und Prozesse an diejenigen der kleineren Marktteilnehmer anpassen. Keine leichte Aufgabe, doch wie de Blonay korrekt festhält, kann die Akquisition von Talenten oder gar die Übernahme von vielversprechenden Betrieben eine wichtige Starthilfe darstellen. Denn nicht nur hat die Digitalisierung zu umfassenden Veränderungen geführt – sie hat darüber hinaus auch die Geschwindigkeit dieser Prozesse markant erhöht. Die Pandemie beschleunigte ihrerseits die Akzeptanz von digitalen Finanz-Lösungen in der Bevölkerung noch zusätzlich und sensibilisierte damit neue Zielgruppen für diese Anwendungen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Anlegerinnen und Anleger heute von ebenso komfortablen wie weitreichenden Möglichkeiten profitieren, ihr Geld genau auf die Art und Weise zu investieren, wie es ihnen zusagt. Und nicht zuletzt sorgt die digitale Transformation auch für mehr Transparenz und damit Vergleichbarkeit der Angebote. Die Digitalisierung der Finanzbranche hat gerade erst Fahrt aufgenommen. Für die Zukunft dürfen darum weitere Paradigmenwechsel erwartet werden. Und das Beste daran: Dieser «War of Innovation» kommt letztlich den Endkundinnen und Endkunden zugute. 

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