digitalisierung im büro
Investment Finanzen

Wie die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle fordert

11.07.2020
von Flavia Ulrich

Alles befindet sich im Wandel: Die fortschreitende Digitalisierung ist einer der Megatrends und stellt die Finanzbranche auf den Kopf. Gängige Geschäftsmodelle im Bankwesen werden obsolet; die Banken sind zukünftig gefordert sich im Hinblick auf die Megatrends und die disruptiven Innovationen systematisch zu verändern.

Alles wird digitaler, vernetzter und schnelllebiger – diese Veränderungen machen auch vor dem Finanz- und Bankenwesen keinen Halt. Etablierte Geschäftsmodelle, die bis anhin funktionierten, müssen umgekrempelt und so strukturiert werden, um in Zukunft weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben.

Bezahlen über soziale Medien

Die Digitalisierung ist kein neues Phänomen und doch hat sie heutzutage laufend grösseren Einfluss auf die unterschiedlichsten Geschäftsbereiche und wird im Finanzwesen als Megatrend gehandelt. Denn dadurch kommen nicht nur Mitbewerber wie Fintech-Unternehmen ins Bild, sondern ganze Geschäftsfelder sehen sich mit Veränderungen konfrontiert. Der Vormarsch des Internets wandelt ausserdem die Art und Weise, wie Kunden finanzielle Geschäfte abwickeln. In der Schweiz benutzt beispielsweise bereits jetzt über die Hälfte der Bevölkerung digitale Dienstleistungen wie das E-Banking. Klar, dass dieses Angebot bei der grossen Anzahl von Nutzern nicht mehr nur gewünscht, sondern erwartet wird.

Das Einkaufen verschiebt sich immer stärker in die Internetsphäre. Dadurch leitet man die Entstehung neuer Zahlungswege in die Wege. Soziale Medien wie Twitter und Facebook bieten in einigen Ländern schon jetzt die Möglichkeit an, sich unter Freunden und Followern gegenseitig Geld zuzustellen. Ferner haben Betriebssysteme wie beispielsweise Apple bereits eine eigene Wallet. Durch das Aufkommen dieser unterschiedlichen Anbieter kommen neue Wettbewerber ins Finanzwesen, was zu weiterem Konkurrenzdruck führt.

Roboter, die Geld anlegen

Auch das Investieren verändert sich zukünftig stark: Digitale Beratung mithilfe von Robo-Beratern und einem komplett digitalen Asset Management wird in allen Anlageklassen zum guten Ton gehören. Dieser Service vereinfacht das Investieren für den Anleger, führt zu transparenteren Kosten und ist in Bezug auf die Datensicherheit unbedenklich. Die damit einhergehende Automatisierung kann zu grösseren Kosteneinsparungen, vermehrter Flexibilität und einer Risikominderung führen.

Digitale Beratung mithilfe von Robo-Beratern und einem komplett digitalen Asset Management wird in allen Anlageklassen zum guten Ton gehören.

Ein weiterer grosser Trend, der mit der Digitalisierung einher geht, ist die verbesserte Datensicherheit mithilfe von biometrischen Lösungen wie Herzschlag-Sensoren oder Augenvenen-Abgleich. Daneben kann die Blockchain viele finanztechnische Angelegenheiten nicht nur vereinfachen und neue Angebote vertikal integrieren, sondern zudem sicherer gestalten. Eine wichtige Kompetenz für die Banker der Zukunft wird daher der Aufbau von Wissen über Kryptowährungen sein.

Primärfunktionen verändern sich

Diese Megatrends wirken sich auf die fünf Primärfunktionen einer Bank aus. Dabei verändern sogenannte disruptive Innovationen die folgenden Gebiete: Zahlungen, Einlagen und Kredite, Vermögensverwaltung, Marktversorgung und Kapitalbeschaffung. Insgesamt verringern sich die Schnittpunkte zwischen Kunde und Bank in traditionellen Finanzgeschäften wie Zahlungen, denn diese können durch eine dritte Finanzplattform direkt beim Anbieter bargeldlos und einfach getätigt werden.

Durch die sich ändernden Kundenwünsche wird sich die Art und Weise der Kreditvergabe ändern. Langwierige Abklärungen sollten der Vergangenheit angehören, denn bereits heutzutage steigt die Nachfrage nach flexiblen Lösungen. Damit Prozesse an Effizienz gewinnen, werden grössere Bereiche wie die Vermögensverwaltung externalisiert und somit verlagert. Die Kapitalbeschaffung wird aufgrund von alternativen Lösungen wie dem Crowdfunding vereinfacht und benötigt nicht mehr unbedingt eine Bank, denn es wird hierbei vermehrt auf private Investoren gesetzt.

Drei mögliche Szenarien in der Digitalisierung

Der Bericht des WEF über die Zukunft von Finanzdienstleistungen aus dem Jahre 2015 legt dar, dass durch diese disruptiven Innovationen in den Kernfunktionen von Banken drei Hauptszenarien zu Tage treten könnten: Durch gestärkte Kundenbeziehungen oder effizientere Prozessabläufe ist es in einem ersten Szenario möglich, dass traditionelle Banken wieder an Dominanz gewinnen und sich als Marktführer platzieren können. Dabei müssen jedoch bestehende Geschäftsmodelle durch strengere Regulationen geschützt werden, was den Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Anbietern stärker eingrenzt.

Langwierige Abklärungen sollten der Vergangenheit angehören, denn bereits heutzutage steigt die Nachfrage nach flexiblen Lösungen.

Im Gegensatz dazu kann sich das Bankgeschäft komplett neu erfinden und auf der Basis von Finance 2.0 neue und für die Kunden attraktivere Geschäftsmodelle aufbauen. Als finale Option ist weiterhin die Entstehung eines Banking-Ökosystems möglich, in welchem die Bank mit den angepassten Geschäftsmodellen nebst alternativen Finanzdienstleistungsplattformen existiert und mit ihnen zusammenarbeitet.

Geschäftsmodelle der Zukunft

Im traditionellen Bankwesen ist die Wertschöpfungskette eng aneinandergekoppelt und somit integriert. Disruptive Innovationen brechen diese Verbindungen auf. Dadurch werden die einzelnen Glieder agiler und können Grössenvorteile erzeugen. Dieses Aufsplitten lässt fünf neue Geschäftsmodelle entstehen, die mit unterschiedlichen Fokussierungen aufwarten können.

Beim Kundenfokus legt die Bank besonderen Stellenwert auf die User Experience. Es ergibt sich eine enge Beziehung zwischen Finanzdienstleister und Kunde, die einzigartig sein muss, um Vorteile daraus zu gewinnen. Die Bank kann sich durch innovativere Produkte ferner als Produktführer platzieren und diese schneller als die Konkurrenz auf den Markt bringen. Neben diesen beiden Szenarien ist es ausserdem möglich, dass sich die Bank durch Zusammenarbeit mit Providern bezüglich Transaktionen und Banklösungen von ihrer Konkurrenz abhebt. Parallel zu diesen fokussierten Geschäftsmodellen werden weiterhin Universalbanken existieren, die in allen Geschäftsfeldern eine namhafte Grösse ausmachen.

Wie bezahlen wir in Zukunft? Einen Einblick gibt es hier.

Text Flavia Ulrich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Unterschätztes Potenzial und ungenutzte Chancen von alternativen Investments
Nächster Artikel Investment: Ausschluss oder Engagement?