geschäftsmänner stehen in einer fussgängerzone  vielen menschen. symbolbild sicherheit in  stadt
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Gesellschaft Smart City Sicherheit

Die Rolle von Autos, Kameras und Menschen in einer sicheren Stadt

12.03.2024
von SMA

Was macht eine Stadt zu einem attraktiven und lebenswerten Wohnort? Untersuchungen zeigen, dass vor allem die Sicherheit ein wichtiges Thema ist. Aber was macht eine Stadt sicher? Wichtige Ansätze betreffen die Mobilität und die Gefahr, die von anderen Menschen ausgehen könnte.

Sicherheit und Kontrolle

Wird über Sicherheit gesprochen, kommt zwangsläufig auch das Thema Kontrolle auf den Tisch. Als Beispiel kann ein gut bewachtes (und deshalb sicheres) Gebäude dienen: Meist verfügen diese etwa über Stahlzäune und oftmals auch über ein fortgeschrittenes Kameraüberwachungssystem. Warum sollte man dasselbe Konzept nicht auch in grösserem Massstab einsetzen und auch Städte mit Kameras ausstatten? Es scheint eine offensichtliche Lösung für Sicherheitsbedenken zu sein. Trotzdem muss man sich dem Thema skeptisch nähern.

Kameras können unter Umständen dabei helfen, die Kriminalität in Schach zu halten und die Sicherheit zu erhöhen. Doch die Einsatzweise zieht Kritik aus verschiedenen Lagern auf sich, gerade auch in Europa, wo die Überwachung durch Kameras in der Öffentlichkeit zunimmt. Die ersten ANPR-Kameras (automatische Nummernschilderkennung) kamen in Belgien 2011 zum Einsatz. Mittlerweile zählt das Land rund 3500 ANPR-Kameras. In Deutschland und der Schweiz gibt es noch keine nationalen Regelungen zu deren Verwendung, obwohl sie einige Bundesländer und Kantone einsetzen und ausbauen möchten.

Sicherheit ist ein Grundbedürfnis und es liegt an uns, diesem Bedürfnis jeden Tag gerecht zu werden.

Der Journalist Tim Verheyden hat sich mit den Kameras in Belgien und deren Wildwuchs für seine Reportage «Privacy & ik» auseinandergesetzt. Denn unter dem Deckmantel der Sicherheit werden Europäer:innen vermehrt täglich überwacht und gefilmt. Laut Verheyden muss man aber ein Fragezeichen hinter die Privatsphäre setzen. Heiligt das Ziel – Kriminalität senken und Sicherheit erhöhen – die Mittel? Wer sitzt hinter den Kameras? Was geschieht mit den Aufnahmen, wer verwaltet sie und wer erhält Zugang? Haben wir unsere Privatsphäre noch unter Kontrolle? Das sind nur einige der Fragen, die gestellt werden müssen, wenn mehr und mehr Kameras das Stadtbild prägen.

Mobilität

Die Entscheidung für mehr Sicherheit in der Stadt bedeutet auch, sichere Mobilitätsmittel zu wählen. Dafür lohnt sich der Blick nach Barcelona. Denn seit 2019 verfügen sie über einige auffallend ruhige Orte. In sechs autofreien «Superquartieren» wurden Strassen und Parkplätze durch Bäume, Spielplätze und selbst Laufstrecken ersetzt. Nur essenzielle Fahrzeuge wie Ambulanzen dürfen im Schritttempo diese Zonen befahren. Die radikale Umkehr der Stadtgestaltung soll die Bewohner:innen vor Lärm und Luftverschmutzung schützen sowie mehr sichere Spielplätze und Fussgängerzonen ermöglichen. Vorläufig handelt es sich um sechs Grossquartiere, doch Barcelona möchte die Pläne in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Dieser Ansatz wird vor allem deshalb vorangetrieben, um die Luftqualität zu erhöhen, was langfristig Tausende Menschenleben retten könnte.

Menschliche Gefahren

Wenige Autos, aber viele Kameras, die alles überwachen – korrekter Datenumgang vorausgesetzt – und die sichere Stadt scheint näher zu rücken. Doch was ist mit den Menschen, die sich darin bewegen? Wie kann man sich selbst vor Menschen mit bösen Absichten schützen? «Safer Cities for Girls», eine Initiative von Plan International, hat möglicherweise eine Lösung. Das Programm «Safer Cities for Girls» will sexuelle Belästigungen in Zaum halten, denn nur knapp sechs Prozent der Opfer reichen eine Klage ein. Das Projekt unterstützt junge Menschen in ihrem Kampf gegen sexuelle Nötigung in der Stadt. Die Strassen sind schliesslich ein öffentlicher Raum. Hier sollen sich alle willkommen und vor allem auch sicher fühlen.

Zwillingsmädchen essen Eis auf einer Parkbank in der Stadt. Symbolbild Sicherheit in der Stadt

Mädchen und Frauen jeden Alters sollten sich in einer Stadt wohlfühlen und frei bewegen können. Bild: iStockPhoto/Gorica Poturak

Über die digitale Plattform von «Safer Cities for Girls» lassen Jugendliche ihre Stimme hören über ihre eigenen Erfahrungen mit sexueller Belästigung in der Stadt und gemeinsam arbeiten sie daran, Probleme zu identifizieren und Lösungsvorschläge zu formulieren. Das Programm wird in 20 Städten auf der ganzen Welt implementiert.

Grundrecht

Die Frage ist also, in was für einer Stadt man derzeit lebt und wie die Stadt in Zukunft aussehen soll. Sicherheit ist ein Grundbedürfnis und es liegt an uns, diesem Bedürfnis jeden Tag gerecht zu werden. Ausserdem kann man dafür einstehen, dass die Behörden sorgsam und transparent mit den Daten der Überwachungskameras umgehen, dass mehr Stadtteile autofrei werden und dass Betroffene mehr Fälle von sexueller Belästigung anzeigen. Eine sichere Stadt? Die beginnt bei uns selbst.

Text Evelien Jansen


Weitere Informationen zur urbanen Zukunft gibt es im Artikel Die Zukunft der Städte ist grün

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