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Business IT Sicherheit

Cybersicherheit – Die Schweiz als «sicherer Hafen»

18.06.2021
von SMA

Cybersicherheit als wesentlicher Standortfaktor. 

Judith Bellaiche, Geschäftsführerin Swico, Expertin für Cybersicherheit

Judith Bellaiche, Geschäftsführerin Swico

Einer der wichtigsten Standortfaktoren für die Attraktivität der Schweiz war schon immer die Sicherheit und Stabilität unseres Landes. Das ausgeprägte Sicherheitsempfinden unserer Bevölkerung, aber auch unserer Unternehmen, hat das Image unseres Wirtschaftsstandorts in der ganzen Welt entscheidend gefördert. Allerdings werden die Karten im Zuge des digitalen Wandels neu gemischt. Die Anforderungen an die Sicherheit orientieren sich an eine neue Dimension. Diese bezieht sich nicht etwa auf Strassenkriminalität, Polizeipräsenz oder Luftschutzanlagen, sondern umfasst insbesondere die Sicherheit im digitalen Raum und unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber unsichtbaren Angreifern.

Das Fundament von Standortattraktivität ist Vertrauen. Unternehmen, Handelspartner und Investoren suchen sich den vertrauenswürdigsten Standort aus, um ihren Geschäftstätigkeiten nachzugehen. In einer digitalisierten Gesellschaft ist vertrauenswürdig, wer sichere IT-Systeme hat, seine Daten und die seiner Stakeholder schützen kann und über eine ausreichende Cyber-Abwehr verfügt. Dies betrifft natürlich unsere staatliche Verteidigung und kritische Infrastruktur, aber nicht nur. Wie sicher nämlich eine Volkswirtschaft als Ganze im Cyberraum ist, entscheidet sich über die gesamte Wertschöpfungsund Nutzerkette und somit durch das gemeinschaftliche Zusammenwirken von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Jedes einzelne Unternehmen bis hin zur einzelnen Arbeitnehmerin und zum einzelnen Arbeitnehmer kann ein potentielles Einfallstor für einen Cyber-Angriff sein. Wer glaubt, er oder sie sei zu klein oder zu unbedeutend, um ein Ziel für Cyberkriminelle zu sein, ist in Gefahr.

Prävention ist das A und O in der Cybersicherheit

Cyberkriminalität hat sich zu einer eigenständigen und lukrativen Industrie entwickelt. Schadprogramme sind wie allgemeine Konsumgüter fast frei käuflich, teilweise sogar mit Geld-zurück-Garantie. Mit wenig Aufwand lässt sich viel Geld verdienen: Die meisten Angriffe sind erpresserisch und zielen auf eine Lösegeldzahlung im Tausch gegen die «Befreiung» der Daten ab. Zwar kann sich ein einzelnes finanzstarkes Unternehmen mit einer Lösegeldzahlung freikaufen, aber wir müssen uns bewusst sein: Wenn alle dies so handhaben, ist die Sicherheit des gesamten Standorts kompromittiert. Das ist keine nachhaltige Antwort auf Cyberangriffe.

Es ist daher klüger – und günstiger! – zunächst auf Prävention zu setzen, sichere Systeme einzusetzen und sie von Spezialist:innen durchleuchten zu lassen. Ein wesentlicher Bestandteil der Cybersicherheit dürfte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit ethischen Hackern darstellen. In der Schweiz ist der Denkansatz noch wenig verbreitet, dass ein Unternehmen sich von Aussenstehenden hacken lassen soll, um die Sicherheit seiner Systeme zu verbessern. Hier muss ein Mentalitätswechsel stattfinden, denn die regelmässige und öffentliche Kooperation mit ethischen Hackern hebt die allgemeine Cybersicherheit an und zieht die besten Akteur:innen zur Mitwirkung an. Bezieht man ethische Hacker nicht ein, überlässt man das Feld den kriminellen Hackern. Langfristig kann sich eine Volkswirtschaft dadurch hervorheben, dass sie im digitalen Raum als «sicherer Hafen» im digitalen Raum gilt. In diesem Sinne ist es zu begrüssen, dass der Staat seit Kurzem auf Bug-Bounty-Programme setzt und dies mit guten Resultaten. Es ist zu hoffen, dass breite Kreise der Wirtschaft nachziehen werden.

Der Schweiz ist es bislang immer gelungen, sich international so zu positionieren, dass sie für Talente, Unternehmen und Kapital ausgesprochen attraktiv war. Dieses Selbstverständnis wird durch die digitale Transformation infrage gestellt – das rüttelt an unserer Komfortzone. Wenn wir unsere Position verteidigen und weiter ausbauen wollen, müssen wir unser Verständnis der Schweiz als «sicherer Hafen» ausweiten und das Vertrauen in unseren Digitalstandort stärken.

Text Judith Bellaiche, Geschäftsführerin Swico

 

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