Symbolbild Legal-Tech
iStockPhoto/R_Type
Recht

Legal-Tech: die passende Software für die digitale Transformation

10.06.2023
von Kevin Meier

Die Digitalisierung verändert die Rechtsbranche in mehrfacher Hinsicht: Technologien wie KI und Co. werfen neue juristische Fragestellungen auf, während sie Kanzleien gleichzeitig vor die Herausforderung stellen, ihre eigenen Prozesse zu optimieren. Doch was muss eine Legal-Tech-Anwendung konkret bieten, um eine sinnvolle digitale Transformation in diesem Sektor zu ermöglichen?

Die Rechtsbranche gilt, zumindest was ihre eigenen Abläufe und Werkzeuge betrifft, allgemein als innovationsarm. Das verwundert eigentlich nicht: Das juristische Handwerk bestand schon immer (und besteht noch heute) gemäss Fachleuten zu grossen Teilen aus der Recherche von Wissen, der Interpretation von Rechtsfragen sowie dem Aufbereiten von Argumenten. Und diese Arbeit wird seit jeher auf die mehr oder weniger gleiche Art und Weise erbracht. Der Drang in diesem Sektor, die neusten digitale Technologien sowie disruptive Ansätze zu nutzen, war dementsprechend bis anhin klein.

Welche anderen Faktoren haben bis anhin dafür gesorgt, dass die juristische Branche als «Digitalisierungsmuffel» gilt? Marktbeobachter:innen führen den nahenden Generationswechsel als einen Mitgrund an: Viele Anwältinnen und Anwälte steuerten auf das Pensionsalter zu und haben die Nachfolgeregelung noch nicht weit vorangetrieben. Mit der jüngeren Generation am Steuer dürfte auch die Affinität für neue digitale Tools zunehmen. Gleichzeitig sei der externe Marktdruck eher gering gewesen: Während die Schweizer Industrie im direkten internationalen Preiskampf steht und daher die Effizienz- und Sparpotenziale neuer Lösungen aktiv nutzen will und muss, bestand für Kanzleien und Rechtsfachkräfte dafür kaum Anlass. Zumindest bisher.

Veränderung naht

Mit Justitia 4.0 wird sich diese Ausgangslage nun merklich wandeln: Das Projekt zielt darauf ab, die heutigen Papierakten in der Schweizer Justiz durch elektronische Dossiers zu ersetzen und die elektronische Kommunikation zwischen Verfahrensbeteiligten und Justizbehörden zu fördern. Verfahrensbeteiligte sollen in Zukunft die zentrale Plattform «Justitia.Swiss» für den elektronischen Rechtsverkehr sowie die Akteneinsicht nutzen. Mit der Justizakte-Applikation soll zudem sichergestellt werden, dass Justizbehörden elektronische Akten effizient verwalten, bearbeiten und übermitteln können. Das Projekt wird von den Gerichten, den Staatsanwaltschaften und der Anwaltschaft gemeinsam getragen. Kurzum: Die Digitalisierung im Rechtswesen ist kein mögliches Szenario mehr, sondern ein klares Ziel. Das Jahr 2025 gilt als frühstes Umsetzungsdatum.

Die Vorzüge der Digitalisierung für die Akteurinnen und Akteure der Rechtsbranche liegen auf der Hand.

Weit weniger klar ist für die meisten Kanzleien allerdings, wie sie sich auf die neuen Anforderungen einstellen sollen. Genau hier kommen dezidierte Legal-Tech-Lösungen ins Spiel: Diese bieten einen digitalen Werkzeugkasten, der es juristischen Fachleuten ermöglicht, gewisse Aspekte ihres Tagesgeschäfts zu automatisieren und sich so mehr Ressourcen für ihr Kernbusiness – das Behandeln und Interpretieren von Rechtsfragen – zu verschaffen. Ein solches Automatisierungspotenzial besteht beispielsweise bei der Dokumentenrecherche sowie der Datenablage. Gleichzeitig ist es angesichts der nahenden Justitia-4.0.-Reform unumgänglich, dass Legal-Tech-Softwares agil genug sind, um sich den teilweise noch unklaren rechtlichen Voraussetzungen anzupassen. Um dies sicherstellen zu können, sollte eine Anwendung idealerweise modular aufgebaut und die Legal-Tech-Anbieter gleichzeitig in der Lage zu sein, diese Module auf Kundenwunsch anzupassen und damit «masszuschneidern». Auf diese Weise entsteht laut Expertinnen und Experten eine Digitalisierungslösung, die alle rechtlichen Grundlagen abdeckt und gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse der Kanzleien berücksichtigt.

Die Vorteile von Legal-Tech überwiegen

Anwältinnen und Anwälte müssen dem sich vollziehenden Wandel ihrer Branche nun Rechnung tragen und sich anpassen. Doch es wäre falsch, die Nutzung von Legalsoftware nur als ein notwendiges Übel zu betrachten, denn die konkreten Vorteile reichen weit über ein simples Erfüllen der neuen Vorgaben hinaus: Moderne Softwares erhöhen wie angetönt die Ressourcenoptimierung und eröffnen Sparpotenziale. Zudem können All-in-One-Lösungen die Schnittstellen in der bestehenden IT-Umgebung glätten und damit Bruchstellen überbrücken. Sie können auf Wunsch Dokumente generieren, den Import und Export von Daten streamlinen sowie durch Schnittstellen zu Banken, der Kundschaft sowie Partnerbetrieben die Korrespondenz enorm vereinfachen. Darüber hinaus bilden smarte Legal-Tech-Anwendungen die Basis für eine sinnvolle künftige Integration von KI.

Die Vorzüge der Digitalisierung für die Akteurinnen und Akteure der Rechtsbranche liegen auf der Hand. Doch um diese wirklich ausschöpfen zu können, sollten Kanzleien auf IT-Partner setzen, die Agilität und Branchenkenntnis mitbringen. Oder anders ausgedrückt: Nebst dem fachlichen sollte auch der menschliche Aspekt passen. Denn ebenso wie sich die Rechtsbranche verändert, muss auch die entsprechende Software laufend mit den neuen Gegebenheiten Schritt halten. Das führt zu einer «rollenden» Entwicklung und Implementierung, was eine gut funktionierende Kooperation voraussetzt. Der Mensch sowie der zwischenmenschliche Dialog bleiben bilden damit auch im Digitalisierungszeitalter die Grundlage von Innovation.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Künstliche Intelligenz verändert auch die Rechtsbranche
Nächster Artikel Die wichtigsten Aspekte des Schweizer Arbeitsrechts