Männlich, weiblich oder keines von beidem? Auch für Hollywood-Stars wie Charlize Theron und Ben Affleck sind Fragen der Gender-Identität ein Familienthema. Aber transgender und nonbinäre Promi-Sprösslinge sind kein neues Phänomen: Kinder von Cher, Annette Bening, Sigourney Weaver und Sting haben ihren Weg zum selbstbestimmten Erwachsenen mit einer angepassten Geschlechtsidentität bereits gefunden.
Annette Bening/Warren Beatty & Sohn Stephen
Wer denkt, Transgender-Identität sei ein moderner Trend, irrt: Kathlyn, das älteste der vier Kinder von Annette Bening und Warren Beatty, kam Anfang 1992 zur Welt und begann als Teenager mit der Geschlechtsanpassung zum Jungen und ist heute Stephen. Die berühmten Eltern sind stolz auf ihren Sohn: «Er ist ein Revolutionär, ein Genie und mein Held, so wie alle meine Kinder», lobt Warren Beatty in Vanity Fair. Annette Bening hat ebenfalls viel Bewunderung für den trans Mann: «Er hat etwas sehr Herausforderndes mit Stil und Intelligenz gemeistert», erklärte sie im Interview mit dem Ü50-Magazin AARP. «Er ist nachdenklich und kann sich gut artikulieren.» Und in der TV-Talkshow «The View» warnt die Schauspielerin vor politischer Instrumentalisierung der Gender-Debatte: «Transgender Menschen werden politisch missbraucht – es ist beängstigend, wie Angst und Ignoranz gegen trans Menschen aufstacheln. Das ist unfair und unnötig.»
Cher & Sohn Chaz
Das erste berühmte Promi-Kind, das eine Geschlechtsanpassung unternahm, ist Chers Sohn Chaz. In der LGBTQ+-Community als Ikone gefeiert, war es für Cher trotzdem nicht einfach, als ihre Tochter Chastity 2009 das sogenannte Transitioning ernsthaft ins Auge fasste: «Wir sprachen jahrelang über das Transgender-Thema», so die Sängerin in einem CNN-Interview. «Aber sie wollte es nicht machen – bis sie/er es machte.» Die alte Stimme auf dem Anrufbeantworter zu hören, war dann nicht einfach für die Pop-Diva. «Man verliert das Kind aber nicht wirklich, es nimmt nur eine andere Form an. Chaz ist heute so happy und ich weiss nicht, wieso die Leute ein Problem haben. Sie haben wohl einfach Angst und wissen nicht, wie sie reagieren sollen.» Dem will sie durch Aufklärung Abhilfe schaffen. Sie redet mit Betroffenen und spricht auf X (ehemals Twitter) orientierungslosen Eltern Mut zu: «Relax, ihr werdet es da durch schaffen. Gemeinsam.»
Charlize Theron & Tochter Jackson
Im Frühling 2012 bestätigte die Pressesprecherin der südafrikanischen Schauspielerin das freudige Ereignis: «Charlize Theron hat ein Kind adoptiert. Sie ist die stolze Mutter eines gesunden Jungen namens Jackson.» Zwei Jahre später adoptierte der «Mad Max: Fury Road»-Star ein Mädchen. Heute zieht sie zwei Töchter auf, denn Jackson stellte seine Mutter nicht lange vor ein Rätsel, was seine Gender-Identität betraf: «Sie schaute mich mit drei Jahren an und sagte: Ich bin kein Junge!», erinnerte sich Charlize Theron in einem Interview mit der Daily Mail. «Ich sorge dafür, dass sie diesen Moment in ihrem Leben, in dem sie sich findet, geniessen kann. Es ist nicht an mir zu entscheiden, wer sie sein will», erläuterte Theron zudem im Podcast der Hollywood Foreign Press Association. «Das gilt für beide Kinder. Sie sind geboren, wie sie sind. Mein Job als Mutter ist das zu zelebrieren, zu lieben, zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie alles haben, was sie brauchen, um zu sein, wer sie sein wollen.»
Naomi Watts/Liev Schreiber & Tochter Kai
Das Schauspielerpaar Naomi Watts und Liev Schreiber hiessen im Dezember 2008 ihren zweiten Sohn, Samuel Kai Schreiber, willkommen. Hin und wieder teilten die Eltern Bilder mit ihren Söhnen Sasha und Samuel im Urlaub auf Social Media. Inzwischen sind Watts und Schreiber getrennt und die Kids beinahe erwachsen. Aus Samuel wurde Kai, ein Mädchen, das sich für Ballett und Mode begeistert. Unter einem Bild aus der Ballettschule gratulierte Papa Schreiber Kai im Dezember auf Instagram mit den Worten «Happy Birthday Gorgeous» und die Mama schreibt: «Happy Birthday, mein süsser Engel. Du bist mein alles. Ich schätze mich glücklich, deine Mutter zu sein. Tanze weiter und zeig der Welt deinen dynamischen und herrlichen Geist.» Im Juni begleitet die 15-jährige Tochter ihre Mutter zur Balenciaga Fashionshow in Paris. Das in schwarz (Kai) und weiss (Naomi) gekleidete Mutter-Tochter-Team stahl als Glamour-Duo sogar den Models die Show.
Sigourney Weaver & Char
Sigourney Weaver und ihr Mann, Regisseur Jim Simpson, hatten lange versucht, eine Familie zu gründen. Dank IVF wurde Sigourney Weaver schliesslich schwanger und Tochter Charlotte kam 1990 zur Welt. Als Charlotte heranwuchs, zeigt sie zur Erleichterung der Eltern kein Interesse am Schauspielberuf – und auch nicht an traditionellen Geschlechterrollen. Char oder Shar, befasst sich heute mit digitalem Storytelling, identifiziert sich als nonbinär und nutzt geschlechtsneutrale Pronomen. «Shar unterrichtet digitales Storytelling an der Columbia University und ist jemand, der begeistert ist, was KI betrifft und keine Angst davor hat», erklärte Weaver gegenüber der Sunday Times. Weniger optimistisch scheint Shar bezüglich der Zukunft im allgemeinen zu sein: «Ich weiss nicht, ob ich je Grossmutter werde», so Weaver. «Mein Sprössling ist wegen der allgemeinen Weltlage sehr ambivalent, was Kinder betrifft.»
Ben Affleck/Jennifer Garner & Fin
Jennifer Lopez/Marc Anthony & Emme
Seraphina Rose wurde als mittleres der drei Kinder von Ben Affleck und Jennifer Garner 2009 geboren. Als Garners Vater im Frühling verstarb, wurde nicht nur der Grossvater ihrer Kinder zu Grabe getragen, sondern öffentlich ein Teenager mit einer neuen Identität geboren. «Hallo, mein Name ist Fin Affleck», so das nonbinäre Enkelkind, das in einem dunklen Anzug und mit Krawatte zur Kanzel schritt und eine Passage aus der Bibel las. Durch Papa Ben Afflecks Ehe mit Jennifer Lopez hat Fin ein nonbinäres Stiefgeschwister in Emme. JLo stellte Emme 2022 bei einer Gala mit geschlechtsneutralen Pronomen vor, bevor die beiden ein Duett sangen: «Ich frage Emme dauernd, mit mir zu singen, aber erfolglos. Deshalb ist das hier ein ganz besonderer Anlass… denn ich singe mit niemandem lieber ein Duett.»
Sting & Eliot
Coco Sumner, das dritte der vier Kinder von Sting und Trudie Styler, gründete früh eine Band, die «I Blame Coco» hiess. Inzwischen identifiziert sich das 34-jährige Musik-Talent als nonbinär, nennt sich Eliot und macht sich auch in der Schauspielerei einen Namen: Basierend auf dem Krimi «The Talented Mr. Ripley» kann man Eliot Sumner derzeit in der Netflix-Mini-Serie «Ripley» als Freddie sehen, der Tom Ripleys Lügengeschichten nicht abkauft und dafür den ultimativen Preis zahlen muss. Ein offizielles Coming-out gegenüber den Eltern gab es angeblich nie: «Sie wussten es einfach. Ebenso meine Freunde. Und ich wusste es auch immer», erinnerte sich Sumner im Interview mit The Standart 2015. Dass im Mainstream nun auch Geschlechtsidentität diskutiert werde, sei eine gute Sache. «Ich glaube nicht an Spezifikationen… Niemand sollte den Druck verspüren, sich einem Label zuordnen zu müssen. Wir sollten alle gleich behandeln. Wir sind alle Menschen.»
Marcia Gay Harden & Eulala,
Hudson und Julitta
Oscar-Preisträgerin Marcia Gay Harden («Mystic River», «Pollock») hat drei Kinder: Eulala, 26, sowie die Zwillinge Hudson und Julitta, 20, und engagiert sich nicht zufällig für LGBTQ-Rechte: «Alle meine Kinder sind queer», sagte sie 2023 während einer am US-Fernsehen übertragenen Sammelkampagne für den politischen Kampf gegen Anti-LGBTQ-Gesetze. «Mein ältestes Kind ist nonbinär, mein Sohn ist homosexuell und mein jüngstes ist fluid. Sie sind alle meine Kinder und lehren mich jeden Tag Neues.» Und gegenüber People Magazine sagte sie Anfang Jahr: «Sie würden mich wohl alle als ‹hands on› beschreiben und damit liegen sie nicht falsch. Denn ich will in ihrem Leben involviert sein.»
Weitere Aussagen von Hollywood-Stars gibts auf unserer Interviewpage.
Bilder ©HFPA
Ist Fin nicht das Stiefgeschwister von Emme (statt Halbgeschwister)? Weil Emmes Vater ist ja Marc Anthony und nicht Ben Affleck.
Hallo Lars,
Vielen Dank für den Hinweis! Du hast natürlich recht. Die beiden Begriffe werden oft fälschlicherweise synonym verwendet. Ein Fehler, dem auch wir aufgesessen sind. Wir haben die entsprechende Passage angepasst.
Liebe Grüsse aus der Redaktion