eine schwangere frau beobachtet den ultraschall des babys. symbolbild geburtsratschläge einer hebamme
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Ratschläge einer erfahrenen Hebamme für die Geburt

14.09.2024
von Tatiana Almeida

Die Geburt ist einer der einschneidendsten Momente im Leben einer Frau. Umso wichtiger ist es, dass sie sich dabei wohl und gut aufgehoben fühlt. «Fokus» hat mit einer Hebamme gesprochen, die Frauen von Beginn der Schwangerschaft bis ins Wochenbett begleitet und sinnvolle Ratschläge für werdende Mütter gibt.

Priscilla Stuber,Hebamme BSc

Priscilla Stuber
Hebamme BSc

Im Schweizer Gesundheitssystem werden die Kosten für die Schwangerschaftskontrollen, die Geburt und das Wochenbett von der Krankenkasse übernommen (Selbstbehalt ausgeschlossen). Bei der Entbindung sind immer eine Hebamme und in den meisten Fällen ein Arzt oder eine Ärztin anwesend, die für Sicherheit und Wohlbefinden sorgen. In ausserklinischen Geburten wie in einem Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt ist kein Arzt oder keine Ärztin dabei. Zudem gibt es in gewissen Spitälern das Modell der hebammengeleiteten Geburt, bei dem ebenfalls kein Arzt oder keine Ärztin dabei ist. Darüber hinaus gibt es in der Schweiz das zusätzliche Angebot, eine Beleghebamme zu engagieren. Der Unterschied besteht darin, dass die persönlich ausgewählte Beleghebamme das werdende Elternpaar während der gesamten Schwangerschaft über begleitet, bei der Geburt anwesend ist und sie bis zu acht Wochen danach im Wochenbett unterstützt. Da es sich hier um eine individuelle und nicht kassenpflichtige Leistung handelt und die Hebamme in dieser Zeit in Rufbereitschaft für das Paar ist, entsteht eine Pikettentschädigung mit zusätzlichen Kosten von etwa 1000 Franken.

Passende Beleghebamme

Die Recherche nach der passenden (Beleg-)Hebamme ist eine sehr individuelle Angelegenheit, da jede Frau unterschiedliche Bedürfnisse hat. Es empfiehlt sich, so früh wie möglich mit der Suche zu beginnen, am besten gleich nach dem positiven Schwangerschaftstest.

Ein Hilfsmittel bei der Suche ist die Website www.hebammensuche.ch. Die Plattform vereinfacht die Suche von werdenden Müttern nach einer Hebamme in der Schweiz. Durch die Eingabe des Wohnortes kann schnell und einfach nach registrierten Hebammen gesucht werden. Auch Spitäler und Gynäkolog:innen stellen online Ressourcen für die Hebammensuche zur Verfügung.

Priscilla Stuber hat bereits einige Jahre Berufserfahrung auf Gebärabteilungen verschiedener Spitäler gesammelt und arbeitet seit Anfang letzten Jahres als freiberufliche Beleghebamme. Sie führt Schwangerschaftskontrollen durch, berät Frauen und Paare in Gesprächen, begleitet sie während der Geburt und unterstützt sie im Wochenbett. «Viele Frauen haben Angst vor dem Unbekannten und dem damit verbundenen Kontrollverlust. Auch die Angst vor Geburtsschmerzen oder möglichen Komplikationen kommt in den Beratungsgesprächen oft zur Sprache», sagt sie. Doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, damit sich werdende Mütter nicht aus der Ruhe bringen lassen und selbstbestimmt durch die Schwangerschaft und Geburt gehen können.

Körperliche Vorbereitung

Es gibt verschiedene Bücher oder Kurse, die über den körperlichen Aspekt der Vorbereitung informieren und unterstützen. «Die typischen Geburtsvorbereitungskurse laufen klassischerweise über sechs Abende, wobei in den meisten Fällen an zwei Abenden auch die Partner:innen mit einbezogen werden. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, diese Kurse an Wochenenden oder individuell mit einer Hebamme durchzuführen», erklärt Stuber, «wichtig ist, das Angebot nach dem Informationsbedürfnis der Frau auszuwählen». Yoga für die Atemtechnik oder Pilates für den Beckenboden sind Disziplinen, die den werdenden Müttern empfohlen werden. Auf Risikosportarten wie Reiten oder Tauchen und Sportarten mit hohem Sturzrisiko sollte jedoch verzichtet werden. «Viele vergessen, dass sie auch während der Schwangerschaft fit bleiben können und sollen. Sport kann und soll weiterhin ausgeübt werden, allerdings in angepasster Form. Wichtig ist lediglich, dass man auf seinen Körper hören soll und dessen Grenzen zu akzeptieren lernt», rät Stuber. «Schwimmen ist eine sehr gute Sportart, welche auch in der Schwangerschaft ausgeübt werden kann, da sie sehr sanft ist und dennoch den Herz-Kreislauf in Schwung bringt. Es gibt Geburtsvorbereitungskurse, die im Wasser stattfinden. Aber auch das gemütliche Schwimmen allein wirkt sich positiv auf den Körper der Schwangeren aus», sagt sie.

Mentale Vorbereitung

Das Hypnobirthing ist eine bewährte Methode zur Vorbereitung auf mentaler Ebene. Es kombiniert Hypnose, Entspannung, Atmung und Visualisierung, um Angst und Stress zu reduzieren, die Geburtserfahrung zu verbessern und den natürlichen Geburtsprozess zu unterstützen. Die werdenden Mütter sollen sich auf eine entspannte und selbstbestimmte Geburt vorbereiten können.

Sport kann und soll weiterhin ausgeübt werden, allerdings in angepasster Form. Wichtig ist lediglich, dass man auf seinen Körper hören soll und dessen Grenzen zu akzeptieren lernt. – Priscilla Stuber

«Durch geeignete Atemtechniken und Meditation soll der Kreislauf durchbrochen werden. Es empfiehlt sich daher, diese Methoden schon früh in der Schwangerschaft zu erlernen», führt Stuber aus. Der Kreislauf, um den es hier geht, ist folgender: Angst führt zu Verspannungen, diese wiederum zu Schmerzen und diese verstärken die bereits vorhandene Angst. Es ist ratsam, mit der Hebamme über Angstgefühle und Sorgen zu sprechen und sich für diese Gefühle nicht zu schämen. Statt negative Berichte oder kritische Äusserungen über die Geburt zu umgehen, sollte man bewusst und aktiv darauf hinweisen, dass solche Informationen aktuell nicht erwünscht sind. Die Frauen sollen bewusst und aktiv Grenzen setzen.

Soziale Medien ≠ Fachmeinung

Insbesondere bei der Nutzung und Informationsbeschaffung über die sozialen Medien ist Vorsicht geboten. Viele Fehlinformationen finden ihren Weg auf die Plattformen und die Aussagen sind oft zu verallgemeinert, was zu Unsicherheit und Missverständnissen führen kann. Stuber rät, Informationen von Fachleuten einzuholen und nicht das gesamte Wissen auf Internetrecherchen aufzubauen. Werdenden Mütter gibt Stuber mit auf den Weg: «Setzen Sie Grenzen, umgeben Sie sich mit positiver Energie, seien Sie offen und schämen Sie sich nicht für Ihre Ängste.»

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