Die Highland Games bieten auch hierzulande ein etwas anderes Sommererlebnis. Die Sportart aus Schottland mag urchig und exotisch anmuten, erfreut sich aber steigender Beliebtheit.
Die Highland Games sind in Schottland genau das, was hierzulande die Schwing- und Älplerfeste sind: Ein traditioneller Sportanlass mit vielen kulturellen Facetten. So kann man in diversen Events in der Schweiz in Vielfalt der schottischen Kultur eintauchen und die traditionellen Wettkämpfe aus dem hohen Norden mit Disziplinen wie Steinstossen, Gewichtshoch – und Weitwurf, Hammerwerfen und der Königsdisziplin, dem Baumstammwerfen, vor Ort live erleben.
Ganz wichtig: Die Highland Games, manchmal auch Gathering genannt, ist die Bezeichnung des ganzen Anlasses. Die Heavy-Events, also der «schwere Wettkampf» ist ein Teil dieses Anlasses. In Schottland zum Beispiel, können an einem Highland Game auch «Light Events» wie Leichtathletik, Pipe&Drum-Competitions, Seilziehen, Langstreckenläufe und Zuschauerwettkämpfe durchgeführt werden, wobei auch für das leibliche Wohl immer bestens gesorgt ist.
Sportliche Highlights
Viele Menschen sind nicht zuletzt dank Filmen wie «Highlander» oder «Braveheart» zu Fans von Schottland geworden: «Ich denke, es ist die wilde, raue Natur und der Freiheitsgedanke, die uns alle irgendwie fasziniert und verbindet», sagt Pirmin Zurfluh, Präsident des Highland Games Verbandes Schweiz.
«Und da kann man auf ganz vielen Ebenen Parallelen in die Schweiz mit ihrer grandiosen Landschaft und spannenden Geschichte erkennen. Dieses ‹Hochland-Feeling› versuchen wir an unseren Events mit verschiedenen Aspekten auf den Platz zu bringen. So besteht bei den meisten Highland Games auch für die Zuschauer:innen die Möglichkeit, sich zu messen. Es gibt abwechslungsreiche Märkte, man kann Handwerker bei ihrer Arbeit zuschauen oder sich einen erlesenen Single-Malt-Whisky genehmigen.
Es gibt Unterhaltung für die Kinder, und am Abend umrahmen Live-Konzerte die Events.» Zurfluh sieht aber ganz klar den Sport als wichtigstes Highlight. Meistens wird mit zwei Wettkampftagen geplant. An einem werden die Clanwettkämpfe abgehalten und am zweiten Tag gehen die Einzelathleten in sechs Kategorien der Heavy-Events an den Start. «Da kommt es nicht selten vor, dass sich dieses Wettkampf Feeling auf die Zuschauer:innen überträgt und man mit den Athleten so richtig mitfiebert», so Zurfluh.
Frauen im Kommen
Die Frauen haben bei den Highland Games seit Jahren national und international einen hohen Stellenwert: «Viele Leute denken, dass unser Sport nur für brachial grosse Männer gedacht ist», sagt Zurfluh. «Dabei besteht er zu einem grossen Teil aus Technik, Timing und natürlich auch etwas Kraft.
Am Anfang waren es in der Schweiz noch mehr Plausch-Wettkämpfe.
So hat jede Kategorie ihre eigenen Gewichte, Steine und Baumstämme und vor allem die Frauenkategorie hat in den letzten Jahren gewaltige Schritte nach vorne gemacht. Dieses Jahr werden etwa die zwei besten Schweizer Athletinnen an der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland starten können.»
Familiäre Stimmung
Zurfluh ist immer wieder beeindruckt von der familiären, kollegialen Atmosphäre an den Highland Games: «Die Athlet:innen unterstützen sich und geben sich gegenseitig Tipps, auch wenn man als Konkurrenz auf dem Platz steht. Das gesellige Zusammensein nach einem spannenden Wettkampftag, zusammen zu feiern, neue Leute kennenzulernen und in diese Welt von Kilt, Dudelsack, Sport und Whisky einzutauchen, ist jedes Mal ein Highlight.»
Stichwort Nachwuchsförderung
Hierzuland gibt es hauptsächlich in der deutschen Schweiz gut zehn aktive «Clans», welche sich den Highland Games verschrieben haben. In diesen Vereinen wird regelmässig trainiert, und so hat jeder Interessierte die Möglichkeit, den Sport auf unkomplizierte Weise kennenzulernen.
Auf der Homepage des Highland Games Verbandes Schweiz hgvs.ch sind alle Vereine gelistet: «Da meldet man sich am besten einfach mal beim Nächstgelegenen», so Zurfluh abschliessend. «So hat jeder Verein sein Einzugsgebiet und somit das Ziel, die Tradition der schottischen High-land Games dort bekannt zu machen und zu leben».
Wie Pirmin «Stierägrind» Zurfluh zu den Highland Games kam …
«Seit ich durch einen Militärkameraden 2008 per Zufall in die ‹Highlander-Welt› gerutscht bin, hat mich dieser Sport gepackt. Am Anfang waren es in der Schweiz noch mehr Plausch-Wettkämpfe, aber auch ich gehörte damals zu der Gruppe von jungen Athleten, welche Feuer gefangen hatten und begannen, die einzelnen Disziplinen zu trainieren.
So war ich an der stetigen Weiterentwicklung des Sports und der immer professionelleren Wettkampfführung immer an vorderster Front beteiligt. 2011 konnte ich den Verein Highland Games Innerschweiz mitbegründen und habe 2013 die ersten Highland Games in Einsiedeln als OKP mitorganisiert.
Seit der Neugründung des HGVS (Highland Games Verband Schweiz) als Nachfolgerverband der HGAoS (Highland Games Association of Switzerland) darf ich das Amt des Präsidenten mit einem super Vorstand an der Seite, ausführen. Was mich auch nach 15 Jahren immer noch unglaublich freut und fasziniert, ist der kollegiale Umgang innerhalb der ganzen Szene, auch auf internationaler Ebene.»
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