nordlicht, polarlichter
Winter

Das faszinierende Naturfeuerwerk der Polarlichter

19.01.2022
von Severin Beerli

Sie gehören zu den schönsten Naturschauspielen überhaupt: die Polarlichter. Die Entstehung dieses Phänomens war jahrelang eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Natur. Heute liefert die Wissenschaft zwar Antworten, das Lichtspektakel bleibt aber dennoch, oder gerade deswegen, interessant. 

Wer kennt sie nicht, die wunderschönen Fotos von am Himmel tanzenden Polarlichtern. Selten wird jemand davon unberührt gelassen. Das eindrückliche Phänomen fasziniert und das seit jeher: «Die Wikinger erklärten sich das Polarlicht mit Heringsschwärmen. Diese Fische glänzen und als Schwarm reflektieren sie das Sonnenlicht. Polarlicht war also ein gutes Zeichen, dass der Fisch kommt», erläutert Christoph Siegrist. Er ist Meteorologe, bekannt aus der SRF-Wettervorhersage Meteo. Siegrist ist ausserdem leidenschaftlicher Polarlichtexperte und zählt zu den «Aurora Chasern»,  den Polarlichtjägern. Er charakterisiert die faszinierenden Polarlichter als schwer zu beschreibendes Phänomen am Nachthimmel: «Am nächsten kommt noch der Vergleich mit einem Schleier oder einem dünnen grünlichen Vorhang, der sich im Wind bewegt. Aber so richtig trifft es dies auch nicht. Man muss es selbst sehen», so Siegrist.

Verschiedene Farben und Formen 

Was steckt also genau hinter den Polarlichtern und wie entstehen sie? «Der Ursprung ist die Sonne, die immer wieder geladene Teilchen ins Weltall schleudert, den sogenannten Sonnenwind. Wenn diese Teilchen auf die Atmosphäre treffen, beginnen die Moleküle von Sauer- oder Stickstoff zu leuchten. Es findet dann eine Ionisierung dieser Moleküle statt», erklärt Siegrist. Abhängig davon, um welches Gas es sich handelt, kann das Polarlicht unterschiedliche Farben und Formen annehmen. Es kann ganz ruhig sein oder in einem farbenfrohen Feuerwerk erstrahlen. «Jedes Polarlicht ist anders, weil es immer wieder eine andere Form hat. Es gibt verschiedene Farben: Grün ist sehr häufig, das ist leuchtender Sauerstoff auf etwa 100 km Höhe. Aber es kann auch rötlich, violett oder pink sein. Ganz selten ist es blau, wenn der Stickstoff auf 1000 km leuchtet. Dies deutet auf einen sehr schnellen Sonnenwind hin von 1000 km/s und mehr. Die Formen sind sehr unterschiedlich, es können Bänder oder Wirbel sein und wenn das Polarlicht direkt über einem ist, nennt man es Korona», weiss Siegrist. 

Es besteht eine sehr geringe Chance, Polarlichter in der Schweiz zu sehen.

Norden und Süden

Das Polarlicht wird häufig auch als Nordlicht oder Aurora Borealis bezeichnet. Das sorgt für Verwirrung, denn das Naturschauspiel gibt es nicht nur auf der Nordhalbkugel zu bestaunen, sondern existiert auch im Süden. Dort wird es Südlicht oder auch Aurora Australis genannt. «Es gibt zwei sogenannte Polarlichtgürtel, einen im Norden und einen im Süden um die Antarktis herum. Für uns gut zu erreichen ist der nördliche Gürtel. Er verläuft über finnisch Lappland, Nordschweden, Nordnorwegen, dann über Island, Südgrönland und nördliche Teile Kanadas, Alaska, und Sibirien», erläutert Siegrist. Um die Polarlichter zu sehen, sollte man also in den hohen Norden oder gleichfalls weit in den Süden gehen. Es besteht laut dem Experten aber auch eine sehr geringe Chance, das Polarlicht in der Schweiz zu sehen: «Statistisch gesehen gibt es in einem Prozent der Nächte auch hier Nordlichter. Das Problem ist aber, dass man freie Sicht nach Norden braucht, oft versperren Wolken den Weg. Auch wenn die Sicht klar ist, darf man sich das nicht so vorstellen, wie im Norden. Bei uns ist das eher ein rötlicher oder violetter Schimmer in nördlicher Richtung.» 

Wie kann man Polarlichter sehen?

Die richtige Region alleine reicht meist auch noch nicht aus, um das Lichtspektakel erleben zu können. Ein weiterer wichtiger Faktor, den es zu beachten gilt, ist sicherlich der Zeitpunkt. Die grössten Chancen, das Polarlicht zu sehen, bestehen in Finnland beispielsweise zwischen September und März, der Zeitraum unterscheidet sich aber je nach Region. Ein Muss ist Dunkelheit, man sollte sich also ausserhalb von Städten befinden. Am besten sucht man einen Hügel oder den nächsten See auf. Man sollte auch unbedingt warme Kleidung und Geduld mitbringen, denn es kann lange dauern, bis die Lichter auftauchen. Dabei ist es gleichzeitig wichtig, wachsam zu bleiben, denn das Polarlicht kann urplötzlich auftauchen und auch sehr schnell wieder verschwinden. Es lohnt sich zudem, den Mondzyklus einzubeziehen, denn auch das Mondlicht kann sich störend auf die Lichterscheinung auswirken. Bei alledem ist der wichtigste Faktor für das Auftreten der Polarlichter aber ein anderer, erklärt Siegrist:  «Es kommt darauf an, wie aktiv die Sonne ist. Sie hat einen Zyklus von elf Jahren. Im Minimum gibt es im Winter immer wieder Perioden ohne Nordlicht über mehrere Nächte. Aber jetzt, wo die Aktivität wieder zunimmt, gibt es fast jede Nacht Nordlicht. Allerdings muss immer auch das Wetter mitspielen.»

Polarlichter

Sagenumwobenes Naturphänomen

Die Polarlichter haben ein fast magisches Erscheinen. Entsprechend verwundert es kaum, dass sie für die Menschen früher schwierig zu erklären waren. In diversen Kulturen ranken sich darum viele Mythen um das Lichtspektakel:  «Der bekannteste Mythos ist wohl der, dass es sich bei den Polarlichtern um Seelen der Verstorbenen handelt, die im Himmel tanzen», sagt Siegrist. Dieser Mythos wurde von den Samen geglaubt, den finnougrischen Urbevölkerung. Später wurde das Polarlicht dann zum Gegenstand der Wissenschaft. Mitte der 1890er war der norwegische Physiker Kristian Birkeland der Erste, der den Sonnenwind als Ursache vermutete, eine beeindruckende Leistung, auch für Christoph Siegrist: «Das muss man sich mal vorstellen, damals gab es noch keine Satelliten, die den Sonnenwind hätten messen können und dennoch hat er durch theoretische Überlegungen und Experimente den Sonnenwind gefunden.» 

Eine Antwort zu “Das faszinierende Naturfeuerwerk der Polarlichter”

  1. STEFAN HURYCH sagt:

    Ich hatte das Glück 2013 mit der Hurtigroute im November die Aurora Borealis zu bestaunen! War wunderbar,und dazu mit der Hundeschlittenfahrt!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Starke Erlebnisse schaffen stärkende Erinnerungen
Nächster Artikel Ice, Ice, Baby – vier Eisaktivitäten zum Ausprobieren