Interior Design ist mehr als nur ästhetische Gestaltung oder Einrichtung. Der Lockdown hatte zudem Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Gestaltung der Umgebung. Daraus sind gewisse Wohntrends entstanden, die im Jahr 2022 weiterhin zu beobachten und einfach umzusetzen sind, wie die Interior-Expertin, Francesca von Maffei, erklärt.
Gelungenes Interior Design verbessert die Lebensqualität der Bewohnenden und beeinflusst den Menschen und dessen Wohlbefinden. Dabei sollte auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden, um die Funktionalität der Räumlichkeiten für alle abzustimmen und das beste Ergebnis zu erzielen, meint Francesca von Maffei, Studiengangleiterin STF Schweizerische Textilfachschule. «Fokus» hat bei der Expertin nach den Wohntrends 2022 nachgefragt.
Farben und Formen der Saison
Die Expertin erklärt, dass der Trend von beruhigenden Grün-, Blau- und Erdtönen in diesem Jahr weiterhin besteht und erläutert zudem: Natürliche Farbschemen und organische Formen können Stress reduzieren, Blutdruck und Herzfrequenz senken sowie die Produktivität und Kreativität steigern.
Die Wahl der richtigen Farben und Formen beim Interior Design kann uns glücklicher machen. Somit sind dieses Jahr organische, besänftigende Kurven sowie weiche, geschwungene und einladende Formen bei Möbeln bis hin zu Dekorationsartikeln gefragt, führt von Maffei weiter aus.
Duftender Wohlfühlfaktor im Innenbereich
Laut von Maffei beeinflussen seit der Pandemie auch tägliche Aktivitäten und Hobbys das Interior Design. Denn Wohnräume, die authentische Vorlieben und Leben der Bewohnenden widerspiegeln, stehen im Trend. Ausserdem sind sensorische Erfahrungen in Inneneinrichtung wichtig, zeigt die Expertin weiter auf. Diese sollen sich gut anfühlen und wohltuend duften. In bestimmten Bereichen können unterschiedliche Düfte eingesetzt werden, um die Umgebung mit allen Sinnen zu geniessen.
Von Indoor zu Outdoor
Gemäss von Maffei sollte dieses Jahr der Innenraum nach draussen transportiert werden. Hierzu können flexible Pavillons, temporäre Aussenstrukturen und strategisch positionierte Plattformen genutzt werden, jedoch sollte auch beachtet werden, dass jegliche Textilien wetterfest sind, führt die Studiengangleiterin aus. Weiter erläutert sie, dass mit dieser Ausseneinrichtung das Zusammensein im Freien sowie die Verbindung zur Natur genossen werden kann.
Wohnzimmer im Freien – diese Veranda mit Kamin verwandelt den Garten ins Wohnzimmer. Foto: Adobe
Zudem rücken spielerische Elemente und die kindliche Freude draussen weiter in den Vordergrund, so sind luxuriöse sowie ausgefallene Baumhäuser, Hängematten, Schwebeliegen oder -stühle und Hängesessel oder -betten vermehrt anzutreffen. Laut der Expertin macht das Schaukeln in der Natur gleich mehr Spass, deshalb können Möbel wie Luxus-Hollywoodschaukel, Kokonschaukel, Bettschaukel, oder klassische Verandaschaukel in der Ausseneinrichtung eingesetzt werden.
Multifunktionale Wohnräume
Im Schlafzimmer verbringen die meisten von uns einen Grossteil ihrer Zeit, dennoch wird dieses bei der Einrichtung oft übersehen, meint von Maffei. Jedoch ist es für den Schlaf sowie die Gesundheit wichtig, dass dieser Raum ein Gefühl von Glück und Entspannung hervorbringt. Um dies zu erreichen, können beruhigende Farben, üppige Textilien mit einfachen Mustern und Dekorationen aus natürlichen Materialien eingesetzt werden. Als Kontrast können Räume, in denen sich die Bewohnenden seltener aufhalten, mit dramatischen Inszenierungen eingerichtet werden, rät von Maffei.
More is more – oder wie es Architekt Robert Venturi ausgedrückt hat: Less is a bore.
In Bezug zur Pandemie, erläutert die Interior-Expertin, ist die Nachfrage nach getrennten Räumen und Wohnbereichen gestiegen, denn bei der Einrichtung besteht nun vermehrt der Anspruch, dass Räume und Produkte hybrid, anpassungsfähig und multifunktional sind, damit die Wohnbereiche flexibel genutzt werden können.
Und ergänzend: «Auf jede Zeit der Nüchternheit folgt im Allgemeinen eine ungezügelte Frivolität. Die einzelnen Zimmer sollten satte Farben, fröhliche Drucke oder Teppiche und kunstvolle Parkette sowie Mosaikmuster aufweisen. In diesem Zusammenhang kann das Motto ‹more is more› – oder wie es Architekt Robert Venturi ausgedrückt hat: ‹less is a bore› – verfolgt werden».
Natur und Nachhaltigkeit
In Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit erklärt von Maffei, dass auch bei Wohntrends 2022 weiterhin auf nachhaltige und natürliche Materialien gesetzt wird. Nachhaltigkeit wird dem Begriff der Wiederverwertung gleichgesetzt. Dank Reparatur, Recycling, Wiederverwendung und Upcycling von Materialien und Möbeln wird die Einzigartigkeit der Produkte betont. Passend zu diesem Trend können mittlerweile auch Einrichtungsprodukte langfristig gemietet statt gekauft werden, so die Expertin. So kann man als Student bei der Inneneinrichtung sparen.
Die Möbel- und Deko-Must-haves der Saison
Um dieses Jahr auf die richtigen Möbel und Materialien zu setzen, gibt von Maffei ein paar Tipps, worauf es zu achten gilt:
- Restaurierte, recycelte oder wiederverwertete Materialien, Objekte und Möbel mit Geschichte
- Secondhand, einzigartige Einrichtungsgegenstände aus einem Auktionshaus, dem Internet oder einer Brockenstube
- Möbel und Dekorationsobjekte aus natürlichen Materialien wie Holz, Gestein, Terrakotta, Marmor und Travertin
- Skulpturale Akzent-Möbel mit organischen, geschwungenen Formen
- Üppige, rustikale und wenn möglich in lokaler Handarbeit gefertigte Textilien
Wohntrends 2022 und Aussichten
Und dies sagt die Expertin zur nahen Zukunft: Das Metaversum ist ein bedeutungsvolles, kommerzielles Phänomen, welches weiterhin bestehen wird. Die Grenzen zwischen der physischen und der digitalen Welt werden zunehmend verwischt.
Interior Design mit dem Smartphone: Möbel können so im eigenen Wohnzimmer dargestellt werden. Foto: Adobe
Von Maffei sagt voraus, dass dieser Einfluss des Metaverse auf die reale Welt der nächste Trend im Interior Design sein wird. So können beispielsweise fantasievolle Objekte mit 3D-Printing umgesetzt und bei der Einrichtung ausgestellt werden. Letztendlich meint von Maffei: Sobald die Technologie, grössere Objekte zu drucken, entwickelt und verbessert ist, wird dies auch weiteren Einfluss auf das Interior Design ausüben.
Text Elma Pusparajah
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