eine frau  ein mann arbeiten am computer. symbolbild für  wirtschaftlichen herausforungen von kmu
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Gesellschaft Schweiz KMU

Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen: KMU dürfen nicht in Schieflage geraten

09.09.2023
von SMA

In den vergangenen Monaten wurde die wirtschaftliche Berichterstattung hierzulande vor allem von den Grossbanken dominiert. Und obschon deren Relevanz für die Schweiz hoch ist, sind es doch primär die Abertausenden KMU, die den hiesigen Wirtschaftsmotor antreiben und Wohlstand ermöglichen. Doch wie steht es eigentlich um die KMU?

Es sind vor allem Negativschlagzeilen, die aktuell die Wirtschaftsblätter der Schweiz füllen: Nebst dem geradezu phänomenalen Scheitern der Crédit Suisse sorgt vor allem die weltweite Inflation für Schlagzeilen. Angesichts dieser schwierigen wirtschaftlichen Ausgangslage hat auch die «Expertengruppe Konjunkturprognosen» des SECO bestenfalls verhaltene Prognosen für die hiesigen Unternehmerinnen und Unternehmer zu bieten: Für dieses Jahr wird ein deutlich unterdurchschnittliches Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,1 Prozent erwartet, gefolgt von 1,5 Prozent im kommenden Jahr. Doch es zeichnet sich ein Silberstreifen am Horizont ab: Die hiesige Wirtschaft ist gemäss SECO schwungvoll ins Jahr gestartet und die Energiepreise sind weiter rückläufig. Dennoch bleibe der Teuerungsdruck international hoch und die Konjunkturrisiken seien ausgeprägt.
An Herausforderungen fehlt es der hiesigen Wirtschaft also nicht. Doch wovon sprechen wir eigentlich, wenn die Rede von der «Schweizer Wirtschaft» ist? Mit einem Bruttoinlandprodukt (BIP) von 92 371 Dollar pro Einwohnerin und Einwohner steht die Schweiz weltweit an vierter Stelle, hinter Luxemburg, Norwegen und Irland. Gemäss Bund entfallen rund 74 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung auf den Dienstleistungssektor, die Industrie kommt auf ca. 25 Prozent, während die Landwirtschaft das letzte Prozent beiträgt. Die wichtigste Handelspartnerin der Schweiz ist die Europäische Union, rund 66 Prozent der Importe stammen aus der EU und 48 Prozente der Schweizer Exporte gehen in EU-Länder. Die absolute Mehrheit der Schweizer Firmen, sprich mehr als 99 Prozent, sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Mitarbeitenden.

Kein Mangel an Herausforderungen

Wie geht es diesen KMU aktuell? Inflation und steigende Lebenshaltungskosten stellen natürlich gerade für die mittelgrossen Unternehmen eine allgegenwärtige Herausforderung dar. Diese Entwicklung erschwert die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen, was sich wiederum negativ auf die Rentabilität der Unternehmen auswirken kann. Darüber hinaus zwingt die Teuerung Firmen aller Branchen dazu, die Preise zu erhöhen, was die Kundenakquisition und -bindung erschwert. Diese Entwicklungen werden durch die nach wie vor bestehenden Lieferkettenengpässe erschwert. Während die internationalen Supply Chains, auf die auch Schweizer Firmen angewiesen sind, schon durch die Pandemie erheblich angespannt waren, sorgte der Ukrainekonflikt dafür, dass die weltweiten Lieferketten noch zusätzlich gestört wurden. Daraus entsteht ein Kaskadeneffekt, der auch hierzulande Probleme für die Betriebe auslöst.

Während diese Erschwerungen des Tagesgeschäfts von internationalen Entwicklungen ausgelöst werden, sind andere Probleme «hausgemacht»: Denn als ein weiteres gravierendes Problem geben Schweizer KMU die hohe Regulierungsdichte an. Die Abrechnung der Mehrwertsteuer, das Ausfüllen von Statistiken sowie weitere Aspekte der täglichen Bürokratie werden als störend und hemmend empfunden. Zudem verursachen diese Aufgaben erhebliche Zusatzkosten. Eine Vereinfachung ist indes nicht in Sicht: Vom Arbeitsrecht bis hin zu Umweltauflagen müssen KMU eine Fülle von Vorschriften beachten, die oft mit hohen administrativen Aufwänden einhergehen. Zumindest wurde in diesem Zusammenhang der politische Handlungsbedarf erkannt: Mit dem Unternehmensentlastungsgesetz (UEG), welches nun im Nationalrat bearbeitet wird, schlägt der Bundesrat verschiedene gezielte Massnahmen zur administrativen Entlastung vor. Unter anderem ist vorgesehen, die Digitalisierung von Behördenleistungen für Unternehmen auf der zentralen elektronischen Plattform «EasyGov» weiter auszubauen.

Auch Fachkräftemangel bereitet Sorgen

Trotz eines gut ausgebildeten Arbeitsmarktes leidet die Schweiz unter einem Mangel an qualifizierten Fachkräften in bestimmten Branchen. Gemäss «Fachkräftemangel-Index» von Adecco fehlt es vor allem an Fachleuten in Gesundheitsberufen (bspw. Pflegefachkräfte mit Spezialisierung, Fachärzt:innen oder Apotheker:innen), gefolgt von den Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen (bspw. Informatikingenieur:innen, Softwareentwickler:innen oder Mediamatiker:innen). Der Fachkräftemangel in beiden Berufsgruppen erreicht dieses Jahr Rekordhöhen. Auch die Industrieberufe verzeichnen eine markante Verschärfung des Fachkräftemangels. Für KMU kann es dementsprechend enorm schwierig sein, die erforderlichen Talente zu finden und zu halten, besonders wenn sie mit grösseren Unternehmen um diese Ressourcen konkurrieren müssen.

Als möglichen Ansatz, um die Effekte des Fachkräftemangels abzufedern, führen manche Fachleute die Einführung einer Individualbesteuerung ins Feld. Wie der Name sagt, würde dabei das Einkommen jeder natürlichen Person einzeln besteuert. Dadurch würde zum Beispiel die Heiratsstrafe wegfallen, was gerade für nicht berufstätige Frauen motivierend sein könnte, wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren.

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