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Der stetige Wandel des Schweizer Gesundheitswesens

01.07.2018
von Ishan Ilangakoon

Genau wie der «Big Apple» steht auch die Schweiz nicht still. Die Digitalisierung und neue Technologien machen alles agiler und komplexer. Davon bleibt auch das Schweizer Gesundheitswesen nicht verschont.

Vor sechs Jahren ging ein Raunen durch die Schweizer Spitalwelt. Denn: Anfang Januar 2012 wurde mit dem SwissDRG-System ein neues Tarifsystem eingeführt, welches nur wenig Kredit bei den Spitälern hatte. Mittlerweile sind seit der Einführung sechseinhalb Jahre vergangen und das System ist akzeptiert. Veränderungen sind in der Gesundheitsbranche unumgänglich. Den Lesern von «Fokus Optimal Care» wird beschrieben, was bereits heute und in Zukunft auf uns zukommt. Zuerst gibt es aber Einblicke in die vom Gesundheitssystem abhängige Veränderung in der Bevölkerung.

Ein Land von Rentnern

Die Lebenserwartung in der Schweiz ist sehr hoch und liegt bei rund 80 Jahren. Gemäss einer Studie hat sich demzufolge der Anteil der über 65-Jährigen seit 1900 verdreifacht. Ebenfalls ist die über 80-Jährige Bevölkerung stark angestiegen und hat sich seit 1980 ebenfalls verdreifacht. Das Bundesamt für Statistik ist sich sicher, dass die Zahl der über 65-Jährigen stetig ansteigt und 2045 rund einen Viertel der Schweizer Bevölkerung ausmacht. Wenn die Menschheit in einem Land immer älter wird und sich die Alterspyramide langsam aber sicher auf den Kopf stellt, bringt dieser Zustand Herausforderungen für das Gesundheitswesen mit sich. Krankheitsfälle, medizinische Behandlungen und die Gesundheitskosten nehmen zu.

«Hub and Spoke» auch bei Spitälern

Jeder Aviatik-Fan weiss, was ein «Hub and Spoke»-System ist. Gemäss einem Consulting-Unternehmen aus den «Big Four» wird sich dieses Modell zunehmend auch im Schweizer Gesundheitswesen etablieren. Gemeint ist damit, dass die grossen Zentrumsspitäler die hoch spezialisierte Versorgung sicherstellen. Kleinere, regionale Gesundheitszentren und sogenannte «Walk-in-Kliniken» bieten der Gesellschaft ein Angebot an aufeinander abgestimmten und versorgungsstufengerecht abgestuften Leistungen an. «Ein solches «Hub and Spoke»-Modell kann als Versorgungsnetzwerk einer Gesundheitsregion zum einen eine höhere Prozesseffizienz und somit höhere Patientenorientierung in der Behandlungsqualität erreichen», stellt die Studie fest. Zum anderen kann eine Senkung der Kosten erzielt werden, indem man die Nutzung der nicht benötigten Infrastruktur reduziert. Betrachtet man die stetig steigenden Gesundheitskosten, scheint dies ein lukrativer Ausweg zu sein.

«Ambulant vor stationär» wird sich fortsetzen und viele Spitäler sind bereits dabei oder werden mit neuen Betriebsmodellen proaktiv vorangehen.

Ambulant vs. stationär

Seit der Einführung von SwissDRG, der angesprochenen neuen Spitalfinanzierung im Jahr 2012, beweisen Studien die Tatsache, dass der Trend, die Patienten ambulant zu behandeln anhält. Dies belegt die Tatsache, dass gemäss der Studie das ambulante Wachstum an Patienten im Jahr 2016 mehr als doppelt so hoch war wie jenes bei den stationär Behandelten. Die Autoren der Studie sind sich sicher, dass der Trend auch in Zukunft anhalten wird. «Ambulant vor stationär» wird sich fortsetzen und viele Spitäler sind bereits dabei oder werden mit neuen Betriebsmodellen proaktiv vorangehen. Das heisst, dass zukünftig vermehrt regulatorische Eingriffe oder abermals neue Tarifsysteme eine Rolle spielen werden. Die Verfasser der Studie deuten jedoch auf folgendes hin: «Damit sich das Potenzial der ambulanten Behandlungen vollumfänglich ausschöpfen lässt, sollten die Spitäler sachgerecht entschädigt werden».

«Back to the Future» – Ausblick ins Jahr 2030

Neue Berufsgruppen

Wir alle kennen es. Bevor man zum Spezialisten geht, lässt man sich vorab von seinem Hausarzt in dessen Praxis untersuchen. Im Jahr 2030 gibt es diese klassische Prozedur nicht mehr. Man geht mit seinen ambulanten Anliegen in ein Ärztehaus, in welchem Hausärzte, Assistenzärzte, Konsiliarärzte und weitere zusammenarbeiten. Da das Ärztehaus nicht gleich ums Eck liegt, gibt es die Möglichkeit über Videotelefonie erste Abklärungen zu machen und Rücksprachen mit den Ärzten zu halten.

Die Digitalisierung

Das Smartphone ist auch in Zukunft noch allgegenwärtig. Über ein Mobiltelefon und über ein «Wearable» lassen sich Vitalparameter wie der Blutdruck, Puls und die Atemfrequenz, der Blutzuckergehalt und tägliche Gehstrecken aufzeichnen. Das Smartphone sendet die aufgezeichneten Daten automatisch an das Ärztehaus und legt sie in einem elektronischen Patientendossier ab. Patienten können jederzeit auf dieses zurückgreifen. Wenn die Werte ausserhalb der «normalen» Norm liegen, wird man vom Ärztehaus kontaktiert. Erfolgt keine Reaktion, wird automatisch ein Ambulanzfahrzeug nach Hause geschickt. Zudem können auch die Ärzte auf die elektronischen Patientendossiers zugreifen und über dieses mit dem Ärztehaus kommunizieren. Sämtliche Untersuchungen, die ein Patient benötigt, werden online angemeldet. Zudem assistiert den Ärzten während einer Operation jeweils ein Roboter. Sollte ein Patient eine Spitex-Betreuung benötigen, vereinfacht ebenfalls das elektronische Patientendossier die Zusammenarbeit. Denn: Auch das Spitex-Pflegepersonal kann jederzeit darauf zugreifen.

Spitäler werden sich verändern

Die Krankenhäuser der Zukunft weisen deutlich weniger Betten auf als noch in der Gegenwart. Dies ist auch ein Resultat des Trends «ambulant vor stationär». Es werden viele tageschirurgische Zentren existieren. Zudem verbessern sich die medizinisch-technischen Möglichkeiten weiterhin.

Beim Anblick des Ausblicks in die Zukunft sieht man, dass die Digitalisierung – wie in der gesamten Wirtschaft — das Schweizer Gesundheitswesen stark beeinflusst und verändert. Die Studie des Consulting-Unternehmens hat gezeigt, dass man vermehrt dezentral mit sogenannten «Smart Connected Products» arbeiten kann. Patienten müssen nicht mehr zwingend vor Ort erscheinen und kleinere ambulante Messungen werden per App durchgeführt. Wir können äusserst gespannt sein, wo uns die Zukunft noch hinführen wird.

Text: Ishan Ilangakoon

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