nachhaltige nahrungstel nachhaltige nahrungstel in  schweiz
Ernährung Lifestyle Nachhaltigkeit Gastronomie Gesundheit Innovation

Nachhaltige Nahrungsmittel in der Schweiz

05.12.2019
von Alessandro Poletti

Noch nie musste man sich so sehr mit nachhaltigen Nahrungsmitteln auseinandersetzen. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um Individualwünsche, sondern um die Existenzsicherung der Bevölkerung. So überrascht es doch, dass die Schweiz hierbei nur bescheidene Fortschritte macht.

Nachhaltige Nahrungsmittel zu definieren, ist heute relativ schwierig, da der Begriff Interpretationsspielraum offenlässt. Food Waste oder nicht abbaubare Verpackungen spielen als omnipräsente Faktoren mit, sind aber nicht das alleinige Problem. Fossile Energieträger, die (Trink-)Wasserversorgung und die Fruchtbarkeit der Ackerböden sowie die Flächenerträge des Futtermittelanbaus spielen ebenso mit. Der Clinch ist, dass die Wirtschaft die billigsten Produkte fördert, bei deren Produktion aber die Ökologie und die Nutztiere leiden. Hier sollte man Anreize für ökologische Produkte schaffen. In gewissen Fällen kann ein Verbot umweltschädlicher Produktionsweisen zielführend sein.

Food Waste ist vermeidbar

Die Nahrungsmittelindustrie ist darauf ausgerichtet, die Bedürfnisse der Konsumierenden maximal zu befriedigen. Sie trägt aber auch eine Schlüsselrolle und kann sehr viel bewirken.

Für die Bekämpfung von Food Waste gibt es verschiedene Lösungsansätze, wie man Konsumierende sensibiliseren kann. Dazu gehören das Bewusstsein darüber, dass man nicht mehr einkaufen sollte als man wirklich braucht. Die fachgerechte Lagerung sowie die kreative Verwertung von Resten sind ebenfalls wichtig. Claudio Beretta vom Institut für Lebensmittel- und Getränkeinnovation an der ZHAW ergänzt dazu: «Es gibt bereits zahlreiche innovative Projekte für mehr Wertschätzung der Lebensmittel. So organisiert beispielsweise der Verein foodwaste.ch Events, bei denen Gratismenus aus aussortierten Gemüsen an Passanten verteilt werden, um erlebbar zu machen, wie gut diese Produkte schmecken. Zudem sollten sich Bildungsangebote nicht auf das Schulzimmer beschränken, sondern Bauernhofbesuche und Kochkurse miteinschliessen, damit Lebensmittel wieder mehr Wertschätzung bekommen.»

Wer der Saison entsprechend die vor Ort hergestellten Produkte der lokalen Landwirtinnen und Landwirte kauft und tierische Produkte mit Mass konsumiert, trifft automatisch eine gute, umweltfreundliche Wahl.

Genauso müssen aber die Grossverteiler auch ihren Beitrag leisten, schildert Claudio Beretta: «Man muss ästhetische Normen lockern, damit die Konsumierenden überhaupt die Wahl haben, auch unförmiges, ästhetisch nicht ganz perfektes Gemüse kaufen zu können. Wenn einzelne Unternehmen dies als Konkurrenznachteil betrachten, dann muss eben die ganze Branche mitziehen. Des Weiteren muss man weniger nachgefragte Teile eines Tieres wie Innereien besser vermarkten oder zu attraktiveren Produkten verarbeiten.» Diese Aussortierung betrifft auch Produkte mit Mindesthaltbarkeitsdatum. Diese sollten nur dann entsorgt werden, wenn sie mit den Sinnen spürbar verdorben sind und nicht aufgrund eines Ablaufdatums.

Rezyklierbare Verpackungen

Was man nebst dem Essen nicht vergessen darf, sind die Verpackungen rundherum. Im Zeitalter von Convenience Food und Take Away ist es für die Nachhaltigkeit mindestens so wichtig, nicht unnötig Verpackungsressourcen zu verbrauchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es als Littering-Delikt auf dem Boden landet, ist auch in der Schweiz hoch. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt belaufen sich die Kosten der Reinigung von Littering auf CHF 200 Millionen im Jahr. Immer beliebter sind daher Verpackungen, die sich von selbst abbauen. Allerdings sind diese Materialien noch längst nicht so weit, dass man diese wie einen Apfel in die Natur werfen kann. 

Dass es zukünftig aber tatsächlich möglich sein kann, Verpackungen Kompost gleich zu machen, bestätigt Verena Berger vom Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen an der ZHAW: «Mittlerweile wird an einer ganzen Reihe von neuen Verpackungen getüftelt, die zum Beispiel aus Pilzen, Milchproteinen oder Algen bestehen und gleich mitgegessen werden können.»

Lokal und saisonal

Flugtransporte und Produkte aus dem fossil geheizten Gewächshaus sind unökologisch. Zum Unwissen von vielen belasten tierische Produkte die Umwelt grundsätzlich stärker als pflanzliche Nahrungsmittel. Sehr interessant dabei ist, dass die Produktion der grössere Verursacher von CO2-Ausstoss ist als der Transportweg. So hat das mit Kraftfutter gefütterte Rindfleisch vom lokalen Bauern im Dorf einen höheren ökologischen Fussabdruck als eine Banane aus Übersee. Die Annahme, dass Fleisch oder Milch besonders nachhaltige Nahrungsmittel sind, geht somit nicht mehr auf. 

Verena Berger fasst zusammen: «Es ist sicher sinnvoll, die lokalen Betriebe zu unterstützen, davon ausgehend, dass diese auch lokal, in guter Qualität, umwelt- und ressourcenschonend, tierfreundlich und fair produzieren sowie ihre eigenen Produkte anbieten. So bleiben die Transportwege kurz. Wer der Saison entsprechend die vor Ort hergestellten Produkte der lokalen Landwirtinnen und Landwirte kauft und tierische Produkte mit Mass konsumiert, trifft automatisch eine gute, umweltfreundliche Wahl.»

Text: Alessandro Poletti 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Das süsse Aushängeschild der Schweiz
Nächster Artikel Mit flexiblen Verpackungen zu nachhaltigerem Lebensmittelkonsum