digitale währung mobiles zahlen  kreditkarte
Finanzen

Kreditkarten, Mobile Payments oder doch Kryptowährung?

30.06.2022
von Elma Pusparajah

Mittlerweile existieren zahlreiche Zahlungsmittel und -methoden. Doch welche sind vertrauenswürdig und wie schützt man sich im digitalen Raum? «Fokus» hat bei Dr. Marcel Stadelmann, ZHAW-Dozent und Projektleiter beim Forschungsprojekt «Swiss Payment Monitor», nachgefragt. 

Dr. Stadelmann, welche Zahlungsmittel sind in der Schweiz gängig? 

Die klassischen Zahlungsmittel hierzulande sind Bargeld, Kredit- und Debitkarten. Weniger häufig wird mit Händler- oder Kundenkarten bezahlt oder mit Prepaidkarten, die im Voraus aufgeladen werden müssen. Vermehrt werden Mobile Payments genutzt, wie beispielsweise Twint, Apple Pay oder Samsung Pay.

Diese Methoden sind mit einer Kreditkarte oder direkt mit dem Bankkonto verknüpft. Auch beliebt ist der Kauf auf Rechnung, welche dann per E-Banking oder am Bank- respektive Postschalter beglichen werden kann. Und letztlich werden mittlerweile teilweise sogar Kryptowährungen wie Bitcoin als Zahlungen akzeptiert. 

Welche werden tatsächlich genutzt? 

In unserer Forschung konnte beobachtet werden, dass die Debitkarte am häufigsten genutzt wird, dicht gefolgt vom Bargeld. Letzteres brauchen Schweizer:innen grösstenteils für kleinere Beträge. Auf Rang drei kommt die Kreditkarte, welche online mehr anzutreffen ist. 

Und wie sieht die Nutzung im Online-Bereich aus? 

Online kommen mobile Zahlungsmittel sowie die Kreditkarte am häufigsten zum Einsatz. Bei grösseren Beträgen ist jedoch der Kauf auf Rechnung äusserst beliebt. So macht dieses Zahlungsmittel 41 Prozent des Online-Umsatzes aus. Die Kreditkarte wird ebenfalls für grössere Beträge wie Hotelzimmer oder Flugtickets verwendet und kommt somit auf 20 Prozent des Umsatzes. 

Welche Generation braucht digitale Zahlungsmittel am häufigsten? 

Mobiles Zahlen ist bei jüngeren Generationen um einiges verbreiteter. Interessanterweise hat die Coronapandemie die Verwendung von Mobile Payments auch bei den älteren Generationen beschleunigt. Twint wird beliebter. Der Peak des mobilen Zahlens ist bei 30- bis 44-Jährigen feststellbar. Das kann auch damit zu tun haben, dass die Jüngeren finanziell eingeschränkter sind und sie deshalb nicht Zugang zum gesamten Spektrum von mobilem Bezahlen haben.

Wie riskant sind digitale Zahlungsmittel?

Gefahren bestehen immer, solange es Hacker:innen gibt. Bei einem Kreditkartenmissbrauch ist man sehr gut geschützt, da die Institute viel in die Sicherheit investieren. Die Endkonsument:innen tragen bei einem Vorfall keinen Verlust, wenn Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen sind. Neuere Anbieter von mobilen Bezahllösungen sind da möglicherweise etwas anfälliger, investieren aber auch viel in die Sicherheit, da das Vertrauen der Kund:innen elementar ist.

Wie kann man sich schützen? 

Legt jemand besonderen Wert auf die Sicherheit, sollten die persönlichen Daten nirgendwo hinterlegt oder gespeichert werden. Ausserdem sollte man ein sicheres Passwort haben, wenn möglich sogar eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Eine regelmässige Überprüfung der Zahlungsverläufe hilft, den Überblick zu bewahren. Somit haben Konsument:innen eine höhere Sicherheit sowie Kontrolle über das digitale Geld. 

Woran erkennt man sichere Zahlungsmittel? 

Grundsätzlich kann allen offiziell anerkannten Zahlungsmitteln in der Schweiz vertraut werden. Diese werden durch die Finanzmarktaufsicht geprüft, bevor sie in den Zahlungsverkehr zugelassen werden. Aber alle Zahlungsmittel haben ihre Schwächen und können von Hacker:innen angegriffen werden. Neuere Mittel können für einen Missbrauch anfälliger sein. 

Was sind die Vorteile eines Digital Wallets? 

Die Convenience ist wohl der wichtigste Faktor. Digitale Zahlungsmittel sind einfach handhabbar und werden heutzutage fast überall akzeptiert. Man muss kein Bargeld mit sich tragen und das Smartphone hat man heute sowieso ständig dabei. Bei der mobilen Nutzung von Kreditkarten können Konsument:innen von Zusatzleistungen und Loyalitätsprogrammen profitieren. Ausserdem ist man bei bargeldlosen Zahlungen vor Missbrauch geschützt, während gestohlenes Bargeld meist verloren ist.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet können digitale Zahlungen leicht nachverfolgt werden, was effizient und günstig ist. Ausserdem ist die Gefahr von Geldwäscherei oder illegalen Geschäften durch anonyme Transaktionen geringer.

Was sind die Unterschiede einer Online-Bank und einer Neo-Bank? 

Die beiden Begriffe sind Synonyme. «Neo-Bank» ist die Bezeichnung für neu entstehende Banken, die ausschliesslich online verfügbar sind, ohne ein Filialnetz. Entsprechend können diese auch als Online-Banken bezeichnet werden.

«Ausschliesslich online», ist das nicht riskant?

Die Plattform existiert zwar nur online, aber das Geld ist bei einer Bank mit Bankenlizenz hinterlegt: in der Schweiz oder im Ausland. Eine Neo-Bank muss entweder selbst eine Lizenz beantragen oder mit einer bestehenden Bank zusammenarbeiten.

Bei einem Schweizer Finanzhaus ist das Vermögen bis zu 100 000 CHF durch die Einlagensicherung geschützt. Auch der ausländische Anbieter Revolut bietet dank europäischer Bankenlizenz einen Schutz in Höhe von 100 000 Euro. Man sollte sich sicher im Vorhinein informieren, welche Summe bei einem Anbieter im Fall eines Konkurses gesichert ist. 

Wie entstehen neue digitale Währungen? 

Kryptowährungen basieren auf der Blockchain-Technologie und können auf einer öffentlichen oder privaten Blockchain beruhen. Sie sind typischerweise dezentral aufgebaut und es steht keine Zentralbank dahinter. Einerseits werden diese Währungen kreiert, um Kosten zu sparen, da Zwischenhändler und Bankgebühren wegfallen.

Andererseits erhoffen sich Menschen, die wenig Vertrauen in Institutionen haben, von Kryptowährungen weniger Einfluss des Staates und mehr Unabhängigkeit des Wirtschaftssystems. Kryptowährungen funktionieren aber auch nur über Vertrauen, da ihr Wert nicht durch ein physisches Gut gedeckt oder durch eine zentrale Institution abgesichert ist.

In unserer Forschung sahen wir, dass einzelne Schweizer:innen im Alltag mit Kryptowährungen gezahlt haben. Das ist aber noch sehr selten, da die Währungen kaum als Zahlungsmittel akzeptiert werden.

Sind Kryptowährungen an sich risikoreich? 

Im heutigen Stand: definitiv, ja. Man weiss nicht, welchen Wert diese Währungen morgen haben. 

Wie wird sich das Digital Wallet in der Zukunft weiterentwickeln? 

Mobile Payment wird weiterhin wachsen und sich weiterentwickeln. Finanzdienstleistungen werden integrierter – für die Wertaufbewahrung und -vermehrung sowie auch als Zahlungsmittel. Das Bargeld wird in der Schweiz nicht so schnell abgelöst werden und wird noch lange als Zahlungsmittel vorhanden sein. Ich vermute zudem, dass sich die Politik mit einer Regulierung von Kryptowährungen auseinandersetzen wird, um das staatliche Geldmonopol nicht zu verlieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Drei Säulen für einen angenehmen Ruhestand
Nächster Artikel Der Brückenbauer zwischen Banken und Fintech