immobilienbranche digitalisierung chancen in  immobilienbranche dank digitalisierung
Digitalisierung Immobilien Investment Finanzen Innovation Wohnen

Chancen in der Immobilienbranche dank Digitalisierung

01.07.2018
von Ishan Ilangakoon

Die Immobilienbranche hinkte der Digitalisierung lange Zeit hinterher. Doch langsam kann auch sie sich nicht mehr gegen die neuen Technologien wehren. Prozesse werden optimiert und es entstehen neue digitale Plattformen. Welche Chancen und Gefahren bergen diese Innovationen für die Branche?

Wir befinden uns mitten im Zeitalter der Digitalisierung. Der Wandel ist schon einige Zeit im Gang und wirkt sich auf alle Bereiche der Wirtschaft aus. In der Schweiz hat besonders der Immobiliensektor diesen Trend leicht verzögert aufgenommen. In jüngster Zeit gewinnen aber digitale Technologien auch in der Immobilienbranche immer mehr an Bedeutung.

So verändert sich die Branche

Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für Nutzer und Unternehmen des Sektors. «Insgesamt entstehen Teilbarkeit, Transparenz und Prozessoptimierung aus der Vernetzung grosser Datenmengen mit neuen technologischen Möglichkeiten. Dies ist ein grosses Plus entlang der ganzen Wertschöpfungskette» so Dr. Christian Kraft, Dozent und Immobilienexperte am IFZ. Im Finanzierungsbereich entstehen neue Geschäftsfelder wie «Crowdinvesting» oder «Crowdlending». Immobilieninvestitionen und Finanzierungen werden teilbar und öffnen den Markt für neue Akteure.

Was ist Crowdinvesting?

Das Prinzip hinter Crowdinvesting ist sehr simpel, da es Anleger zusammenbringt, die Gelder bereitstellen,
um eine Immobilie zu kaufen. Somit können Investoren auch mit kleinen Beträgen direkt in eine oder mehrere Immobilien investieren und so ein diversifiziertes Immobilienportfolio aufbauen. Gewinne werden entsprechend mit den anderen Miteigentümern geteilt. Das Miteigentum wird im Grundbuch eingetragen. Häufig werden Crowdinvestments mit klassischen Fremdfinanzierungen in Form von Hypotheken kombiniert. Die Crowdinvestoren stellen in diesem Modell gemeinsam das Eigenkapital bereit, die Banken das Fremdkapital. Risikolos ist aber auch diese Anlageform nicht.

Chancen und Gefahren für Investierende

In Zeiten, in denen vieles geteilt wird, ist Crowdinvesting ein Angebot ganz im Sinne der Sharing Economy. «Solche Plattformen flexibilisieren und öffnen den Markt für Privatinvestoren. Sie haben die Möglichkeit in grössere Immobilien einzusteigen», ergänzt Dr. Kraft und bringt somit wohl das grösste Potential auf der Kundenseite ins Spiel. Auf Unternehmensseite ergibt sich durch Crowdinvesting-Plattformen ein neues Geschäftsfeld. Der Immobilienexperte sieht darin aber eher noch eine Nische. «Ich denke, dass Crowdinvesting eher für kleinere Privatinvestoren interessant ist. Für diese gibt es einiges zu beachten. Es gilt auch hier: Verstehe dein Investment», hebt Dr. Kraft hervor. Ob das eingegangene Risiko durch die erwartete Rendite abgedeckt wird, muss man genauso kritisch hinterfragen wie im Falle klassischer Investitionen. Der Anleger muss Marktschwankungen der Immobilien verkraften können und sich über die Haltedauer im Klaren sein. Bei einem Ausstieg aus dem Investment können je nach Marktsituation Verluste eintreten.

Eine Website ersetzt deshalb meist noch nicht die Erfahrung von Immobilienexperten. Ohne die nötige Expertise drohen Fehlinvestments – mit zunehmender Häufigkeit aufgrund steigender Anlegerzahlen. Gefordert sind hier aber auch die Plattformen selber. Sie müssen Investoren transparent über Risiken und Renditen aufklären. Denn gerade was die Risiko- und Rendite-Kennzahlen dieser noch jungen Anlageklasse angeht, gibt es gemäss Dr. Kraft noch viele Unbekannten.

Die Digitalisierung der Immobilienbranche

Klar ist: Digitalisierung verändert die Kommunikation zwischen Unternehmen, Kunden und Nutzern. Online- und Offline-Kommunikation müssen zusammenspielen. Dieses macht auch vor der Immobilienbranche keinen Halt. Der Immobilienexperte meint darüber hinaus, dass die Branche noch digitaler werden wird – wie andere Branchen der Wirtschaft auch. Die sichere und gewinnbringende Nutzung von Daten bilden das Rückgrat dieser Entwicklung. Die Blockchain-Technologie ist ein gutes Beispiel hierfür. «Die Blockchain vereint Sicherheit, Geschwindigkeit und Teilbarkeit von Informationen. Sie wird damit in vielen Fragen der Prozessoptimierung eine entscheidende Rolle spielen. Ich glaube jedoch nicht, dass Blockchain das Geschäftsmodell von Immobilieninvestoren revolutionieren wird.» Komplett neu gestalten vielleicht nicht, aber einen Einfluss wird die Technologie allemal haben. Studien belegen, dass Blockchain eine der Schlüsseltechnologien in der Immobilienbranche sein wird.

Neben dieser «Hype-Technologie» bringt man auch Klassiker wie Virtual Reality, Augmented Reality und Internet of Things mit der Digitalisierung der Immobilienbranche in Verbindung. Gemäss Dr. Kraft bestehen aber auch grosse Herausforderungen. Denn: «Man darf die Rechnung nicht ohne die Menschen machen. Mitarbeiter benötigen Unterstützung, damit sie die Möglichkeiten erkennen und nutzen. Kunden müssen Vertrauen in neue Geschäftsmodelle aufbauen. Und Organisationen müssen ihre Datenflüsse in den Griff bekommen. Das kann noch etwas dauern», warnt der Immobilienexperte.

Text: Ishan Ilangakoon

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Claudia Pletscher: «Ein Unternehmen kann alleine nicht mithalten»
Nächster Artikel Smart Cities: Städte, die alles selbst kontrollieren