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Innovation Corporate Social Responsibility

Wie die Edelmetallbranche ihre Prozesse verbessert

26.11.2020
von SMA

Edelmetalle wie Gold und Silber haben in der öffentlichen Wahrnehmung in den letzten Jahren an Glanz verloren. Grund sind die teilweise bedenklichen Bedingungen, unter denen man diese Rohstoffe förderte. «Fokus» sprach mit den Verantwortlichen der «Swiss Better Gold Association» darüber, wie die Edelmetall-Industrie die Situation verbessert, welche Erfolge man bereits erzielt hat – und wo noch Verbesserungspotenzial besteht.

Olivier Demierre Präsident SBGA

Olivier Demierre, Präsident SBGA

Diana Culillas Generalsekretärin SBGA

Diana Culillas, Generalsekretärin SBGA

Es ist das Metall, das wie kein anderes für Luxus steht und seit jeher die Begierde der Menschen beflügelt: Gold. Und gerade für die Schweiz mit ihrer starken Luxusgüter-Industrie spielt dieses Edelmetall auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle. Doch immer wieder war und ist zu vernehmen, dass Gold sowie andere Edelmetalle teilweise unter menschenrechtswidrigen Umständen in Entwicklungsländern gefördert werden. Ein Makel, der für manche den Glanz der Luxusprodukte trübt.

Wie sieht die aktuelle Situation aus? «Es ist leider in der Tat korrekt, dass manche Produzenten geltende Auflagen und Richtlinien nicht ausreichend erfüllen», erklärt Diana Culillas. Sie ist Generalsekretärin der «Swiss Better Gold Association» (SBGA). Und Olivier Demierre, Präsident der SBGA, ergänzt: «Um solche Vorkommnisse zu verhindern und ein menschenwürdiges Arbeiten für alle Beteiligten sicherzustellen, wurde unser Verband gegründet.»

Für ein besseres Miteinander

Was bedeutet das konkret wie ist die SBGA organisiert? Seit ihrer Gründung im Jahr 2013 hat es sich die Organisation zur Aufgabe gemacht, als «Public Private Partnership» zwischen dem öffentlichen Sektor (in diesem Fall das SECO) und der Industrie zu vermitteln, um einvernehmliche Lösungen zu finden. Der Non-Profit-Organisation SBGA gehören 13 Hauptakteure des Schweizer Goldsektors an, darunter Finanzinstitute, Raffinerien sowie Juweliere. «Unserer Organisation und ihren Mitgliedern geht es im Wesentlichen darum, die Mienenbetreiber zu unterstützen und Prozesse zu etablieren, die sowohl der sozialen Verantwortung als auch der Umwelt Rechnung tragen», führt Olivier Demierre aus.

Um solche Vorkommnisse zu verhindern und ein menschenwürdiges Arbeiten für alle Beteiligten sicherzustellen, wurde unser Verband gegründet. Olivier Demierre

Zu diesem Zweck werden zusammen mit dem SECO Minenbetreiber eruiert, ihre Abläufe und Situation verbessern wollen. «Danach helfen wir vor Ort dabei, diese Prozesse zu verbessern, bis sie unseren Vorgaben entsprechen», so Culillas. Auf diese Weise können Verstösse unterbunden und gleichzeitig auf lokaler Eben Best Practices implementiert werden. Ein positives Zeichen stellt laut Olivier Demierre die Tatsache dar, dass die Endkunden bereit sind, für nachhaltiges ASM-Gold einen Betrag zu bezahlen, der über dem Gold-Marktpreis liegt. Dieser «Aufpreis» geht dann direkt an die Minenbetreiber, um soziale Projekte und Umweltschutzmassnahmen zu unterstützen. «Das ist enorm wichtig», betont Diana Culillas. «Denn schliesslich wollen wir eine wirklich nachhaltige Verbesserung erwirken und nicht einfach ein Projekt auf die Beine stellen, dass nur solange wirkt wie unsere Organisation vor Ort ist.» Eine Grundvoraussetzung dafür sei eine echte wirtschaftliche Verbesserung vor Ort.

Silber

Ein positiver Kreislauf

Um die Gesamtsituation entlang der Wertschöpfungskette von Edelmetallen zu verbessern, müsse man gemäss der Generalsekretärin von SBGA ein «Virtuous Cirle» schaffen, also quasi das Gegenteil eines Teufelskreises (Vicious Circle). «Indem wir die Minenbetreiber dabei unterstützen, ihre Arbeit besser zu machen, verbessern wir die Arbeitsbedingungen der Angestellten, die regionale Wirtschaft und damit die Lebensqualität vor Ort», so Culillas. Die SBGA initiiert diesen Transformationsprozess, indem sie zu Beginn der Zusammenarbeit diverse verbindliche Due-Dilligence-Richtlinien einführt. «Ist das getan, erarbeiten wir mit den Betreibern einen konkreten Work-Plan, der die kommenden zwei Jahre abdeckt», erklärt Olivier Demierre. Im Fokus stehen dabei zentrale Kriterien wie die Abschaffung von Kinderarbeit, die Erhöhung der Arbeitssicherheit sowie der Umweltschutz.

«Um eine langfristige positive Veränderung zu erzielen, müssen wir motivieren», ist Demierre überzeugt. Darum wird Minenbetreibern, welche die Auflagen von SBGA erfüllen, die Zusammenarbeit mit deren Mitgliederorganisationen ermöglicht – wodurch sich den Goldförderern ein enormes wirtschaftliches Potenzial erschliesst. «Es ist darum durchaus in ihrem Interesse, unseren Richtlinien nachzukommen.» Zudem wird pro Gramm Gold ein Dollar durch das jeweilige SBGA-Mitglied als zusätzliche Motivation in die jeweilige Mine reinvestiert.

Auch andere Akteure in der Pflicht

Die Arbeit und die Massnahmen der SBGA sind ein wichtiges Mittel, um den Goldsektor nachhaltiger und verantwortungsvoller zu machen. Doch schon 2012 hat sich die Edelmetallindustrie auf Qualitätsstandards geeinigt, die insbesondere auf die Supply Chain abzielen. Verstösse wie Geldwäsche und Konflikt soll man so unterbinden und gleichzeitig die Wahrung der Menschenrechte fördern. «Zudem ist die Branche sehr bemüht, die Nachverfolgbarkeit des Goldes zu steigern, was allerdings heute in mehrfacher Hinsicht noch eine Herausforderung darstellt», erklärt Diana Culillas. Doch man sei daran, verschiedene Konzepte und Technologien auszuprobieren.

Allerdings wäre es unfair, in der Debatte um bessere Arbeitsbedingungen in der Edelmetallindustrie nur die Minenbetreiber in den Fokus zu rücken. Denn auch die Rohstoff-Veredler und -verarbeiter (Raffinerien) stehen im Mittelpunkt des Interesses. Sie werden allerdings durch den London Bullion Market (LBMA), den wichtigsten ausserbörslichen Handelsplatz für Gold und Silber kontrolliert. «Verletzt eine Raffinerie die seit 2013 geltenden Bestimmungen und bezieht beispielsweise sein Gold aus Quellen, die geltenden Ansprüchen nicht genügen, kann er es auf diverse Arten sanktioniert werden», erklärt Olivier Demierre. Das Spektrum reicht bis zum Ausschluss aus dem LBMA-Markt. Nebst der Sicherstellung der verantwortungsvollen Edelmetall-Beschaffung hat die LBMA kürzlich eine Initiative gestartet, die internationalen Goldbarren-Handelszentren dabei unterstützt, Best Practices umzusetzen.

Text SMA

Hier geht es zum Artikel «grünes » Gold.

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