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Supply Chain Management

Wie Unternehmen von Social Procurement profitieren und Werte schaffen

23.01.2024
von Linda Carstensen

Social Procurement, auch soziale Beschaffung genannt, bezieht sich auf einen Beschaffungsansatz, bei dem Organisationen Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen beziehen, die soziale Werte fördern. «Fokus» erklärt, wie Unternehmen davon profitieren können.

Social Procurement umfasst beispielsweise die Zusammenarbeit mit benachteiligten Personen. Als benachteiligt gelten Personen oder Gemeinschaften, die aufgrund verschiedener Faktoren in der Gesellschaft oder auf dem Arbeitsmarkt ungerecht behandelt werden oder unterrepräsentiert sind. Beispiele dafür sind Menschen, die in Armut leben oder einen niedrigen Bildungsstand haben und deshalb oft nur schwer Zugang zu Beschäftigungsmöglichkeiten finden. Auch Menschen mit körperlichen, geistigen und sensorischen Einschränkungen fallen in diese Kategorie. Sie stossen auf dem Arbeitsmarkt häufig auf Barrieren. Langzeitarbeitslose, zum Beispiel aufgrund von Schwangerschaft, Krankheit, Diskriminierung oder veralteten Fähigkeiten, sind auch eher benachteiligt. Sie stehen häufig vor besonderen Herausforderungen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.

Auch die Unterstützung von Klein- und Mittelunternehmen (KMU) und lokalen Anbietern fällt unter Social Procurement. Durch die Bevorzugung regionaler Unternehmen wird die lokale Wirtschaft gestärkt und die Gemeinschaft unterstützt. Einkäufer:innen können Lieferanten auswählen, die umweltfreundliche Praktiken anwenden und nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen anbieten, um den sozialen Beschaffungsprozess zu unterstützen. Darüber hinaus sollten alle Parteien, mit denen ein Unternehmen zusammenarbeitet, faire Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne bieten. Dazu müssen ethische Richtlinien eingehalten und Fairness gewährleistet werden.

So gehts:

  • Bedarfsanalyse und Zielsetzung
    Um den Ansatz der sozialen Beschaffung in eine Organisation zu integrieren, muss zunächst eine Social-Procurement-Strategie erstellt werden, die in die Gesamtstrategie des Unternehmens eingebettet ist. Ziele und Kriterien für die soziale Beschaffung, zum Beispiel die Unterstützung benachteiligter Gruppen oder die Förderung von Nachhaltigkeit, müssen festgelegt werden.
  • Marktforschung und Bewertung
    Um geeignete Lieferanten zu identifizieren, die soziale oder ökologische Vorteile bieten, muss eine Marktforschung durchgeführt werden. Dabei müssen potenzielle Lieferanten nicht nur nach klassischen Kriterien wie Preis und Qualität, sondern auch nach ihrem sozialen und ökologischen Engagement bewertet werden.
  • Integration in die Beschaffungsprozesse
    Die Kriterien für Social Procurement müssen in Ausschreibungen und Vertragsbedingungen integriert werden. Soziale und ökologische Faktoren müssen in den Entscheidungs- und Auswahlprozess einfliessen.
  • Kooperation
    Unternehmen sollten Partnerschaften mit sozialen Unternehmen, NGOs und anderen Organisationen eingehen, die soziale Ziele verfolgen. Auch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den lokalen Behörden kann hier sinnvoll sein, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
  • Monitoring und Reporting
    Um die Auswirkungen der sozialen Beschaffung zu überwachen, sollten Monitoringsysteme eingeführt werden. Fortschritte und Erfolge, aber auch Missstände und Verbesserungspotenziale sollten regelmässig im zuständigen Team diskutiert werden.

Grundsätzlich ist es wichtig, Innovationen zu fördern, die soziale oder ökologische Vorteile bieten. Die Bereitschaft, Strategien kontinuierlich zu evaluieren und anzupassen, trägt dazu bei, die positiven Auswirkungen der sozialen Beschaffung zu maximieren. Im ganzen Prozess darf nicht vergessen werden, die Initiativen, Erfolge und Verbesserungsvorschläge allen Stakeholdern wie Kund:innen, Lieferanten und der Öffentlichkeit, zu kommunizieren. Auch die Mitarbeitenden müssen in den Prinzipien des Social Procurement geschult werden. So können sie für die Bedeutung sozialer Verantwortung sensibilisiert werden.

Sozial, ökologisch und gewinnbringend

Unternehmen, die sich für eine soziale Beschaffung entscheiden, unterstützen benachteiligte Gruppen und fördern so die Chancengleichheit. Durch soziales Engagement und Verantwortungsbewusstsein kann ein positives Image in der Öffentlichkeit aufgebaut werden. Wenn Kleinunternehmen als Lieferanten eingebunden werden, werden die lokale Wirtschaft und Gemeinschaft unterstützt. Fördert ein Unternehmen umweltfreundliche und nachhaltige Geschäftspraktiken, sichert es nicht nur einen guten Ruf, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Fürsorge unseres Planeten. Anfänglich können die Kosten für die soziale Beschaffung sehr hoch sein, langfristig kann sie aber zu einer stabilen Lieferkette führen, die auch wirtschaftliche Vorteile bietet.

Bei Social Procurement geht es nicht nur um den Kauf von Waren und Dienstleistungen, sondern auch um die Nutzung der Beschaffunsgmacht, um positive soziale Veränderungen zu fördern. Diese Ausrichtung ist ein strategischer Ansatz, der über die traditionelle Kosteneffizienz hinausgeht und eine umfassendere ethische Perspektive in den Beschaffungsprozess integriert. Mit diesem Ansatz können nicht nur die Unternehmensziele unterstützt, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum menschlichen Wohl und Umweltschutz geleistet werden. Social Procurement ermöglicht es Unternehmen, soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Entwicklung in Einklang zu bringen. Es unterstreicht nicht nur die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, sondern fördert auch langfristige und positive Beziehungen zu Lieferanten und Stakeholdern.

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