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Editorial Immobilien Bau & Immobilien Wohnen

Roland Vögele: Wie geht es weiter?

14.01.2021
von SMA

Roland Vögele, CEO MV Invest AG

Roland Vögele CEO MV Invest AG

Seit der globalen Wirtschaftskrise von 2008 sind Immobilienanlagen so populär wie nie zuvor. So hat mittlerweile die Gesamtbevölkerung der Schweiz, bewusst oder unbewusst, direkt oder indirekt in Immobilien investiert. Entsprechende Anlagen versprechen Investoren eine langfristige, stabile Rendite aus Mieteinnahmen von Wohn-, Kommerz- und Spezial-Liegenschaften. Infolge der Einführung von Negativzinsen Anfang 2015 hat sich das Interesse weiter zementiert, wobei die erhöhte Nachfrage im Weiteren auch mit fehlenden Alternativen am Markt solider Anlagemöglichkeiten zu begründen war und ist.

Dann kam die Pandemie…

In kürzester Zeit zogen dunkle Wolken über den Immobilien-Himmel. Lockdown! Unsicherheit macht sich breit. Es werden viele Fragen gestellt. Wie viel Miete wird von wem und wie lange noch bezahlt? Werden wir auch zukünftig von zu Hause aus arbeiten? Wird das Office somit hinfällig? Was passiert mit den Immobilienbewertungen, welche seit über 20 Jahren nur eine Richtung kennen? Sind die Renditen in Gefahr? Allen voran profilierten sich sogleich Politiker mit beschränkt konstruktiven Lösungsansätzen. Aber trotz aller Unsicherheit und einem neuen Risikobewusstsein, halten die Investitionen in Immobilien weiter an, mehr noch, es werden neue Höchstpreise bezahlt. Dennoch, einige Fragen stehen noch immer im Raum und die Spreu scheint sich teilweise bereits vom Weizen zu trennen.

Einige Fragen stehen noch immer im Raum und die Spreu scheint sich teilweise bereits vom Weizen zu trennen. Roland Vögele, CEO MV Invest AG

Die Erwartungen sind vielleicht zu hoch

Jahr für Jahr fragt man sich, wo die richtige Rendite einer Immobilie oder einer Immobilienanlage liegen soll. Wechselt ein Wohnliegenschaften-Portfolio mit einer Nettorendite von 1,5 Prozent die Hand, kürzlich so geschehen in der Stadt Genf, befinden wir uns definitiv in einer speziellen Marktsituation. Doch geht das gut und wenn ja, wie lange noch? Immobilien-Investoren sind infolge der Pandemie deutlich risikoaverser geworden und investieren bevorzugt in teure, bestehende, stabile Liegenschaften. Das scheint gerechtfertigt, determiniert jedoch zwangsläufig auch die mögliche zukünftige
Gesamtperformance, mehr als zwei bis drei Prozent sollte man wohl nicht erwarten dürfen.

Volkswirtschaftliche Einflüsse und Kapitalbedarf

Die Entwicklungen bei der Migration und Arbeitslosigkeit werden sich, in Zusammenhang mit den wieder verschärften Massnahmen, wohl noch weiter akzentuieren. Auch diese Einflüsse werden die Immobilienbranche mittelfristig beschäftigen. Wir dürfen aber hoffen, dass die Nebenwirkungen verkraftbar sind und nur geringe Reduktionen bei Mieteinnahmen mit sich bringen werden. Der Bedarf an entsprechenden Anlagemöglichkeiten bleibt jedenfalls bestehen. Somit werden auch dieses Jahr wieder zahlreiche Kapitalerhöhungen stattfinden und neue Produkte auf den Markt kommen, was wiederum auch Chancen eröffnet.

Transparenz als Treiber

Um Chancen und Risiken rechtzeitig erkennen zu können, sind weitere Transparenzbestrebungen der Branche jedoch unabdingbar. Entsprechende Anstrengungen sind insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit vermehrt auszumachen. Denn sogenannte ESG-Investments verzeichnen, über alle Anlageklassen, seit Längerem überdurchschnittliche Mittelzuflüsse. Neue Standards und Benchmarks etablieren sich und die Akteure sind vermehrt angewiesen sich diesen Themen anzunehmen. Dadurch wird die diesbezügliche Transparenz erhöht, über die Zeit eine aussagekräftige Marktvergleichbarkeit ermöglicht und somit Mehrwerte für alle geschaffen.

Nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre verbunden mit guter Hoffnung für das neue Jahr.

Text Roland Vögele

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