hecht
Kultur Interview

«Die Leute feiern am Konzert nicht nur uns – sondern vor allem auch sich selbst»

16.07.2022
von SMA

Die Schweizer Rockpopband Hecht ist bekannt für ihre energiegeladenen Bühnenauftritte. Während der Pandemie blieben diese selbstverständlich aus. Doch die Zeit wurde genutzt, um das brandneue Album «Hecht for Life» einzuspielen. «Fokus» fragte bei Frontmann Stefan Buck nach, was das neuste Werk auszeichnet – und warum sich Fans diesen Sommer auf die «geilsten Liveshows der Bandgeschichte» freuen dürfen. 

Stefan, mit «Sommervögel» habt ihr den Schweizer Sommerhit des Jahres herausgebracht. Dabei handelt es sich um eine Ode an die bittersüsse, vergängliche Sommerliebe. Wurde dir auf diese Weise auch schon das Herz gebrochen?

Auf die Gefahr hin, die Leute jetzt ein wenig zu enttäuschen: Die klassische Sommerliebe, die Amour Fou, die nur eine Saison lang andauert, habe ich in dieser Form nie selber erlebt. Doch natürlich kenne auch ich das Gefühl von Schmetterlingen – oder Sommervögeln – im Bauch, das einen während dieser Zeit begleiten kann.

Der Sommer verstärkt alle Emotionen, wodurch man manchmal fast ein bisschen neben sich steht, auf eine gute Art und Weise. Mir wird allerdings jedes Jahr aufs Neue das Herz durch den Sommer an sich gebrochen – nämlich immer dann, wenn er sich vorzeitig verabschiedet und der Herbst wieder seine kalten Fühler nach uns ausstreckt. 

Welches Lied ist dein aktueller und welcher Song dein All-Time-Sommerhit?

Oh, da gibt es einige. Ich komme gerade aus einem fünfwöchigen Urlaub und während dieser Zeit hat mich Harry Styles mit seinem Song «As it Was» ständig begleitet. In der Vergangenheit gab es natürlich jede Saison wieder einen neuen Favoriten, doch ganz allgemein gehören für mich die Werke von Züri West zu einem gelungenen Sommer dazu. Ich verbinde damit viele tolle Erinnerungen an vergangene Openairs. 

Kürzlich habt ihr mit «Hecht for Life» euer fünftes Studioalbum released. Was zeichnet dieses aus?

Es handelt sich um das abwechslungsreichste Album, das wir jemals gemacht haben. Kein anderes hatte so viele Songs drauf, die wirklich in die Tiefe gehen. Natürlich erwartet die Hörerinnen und Hörer auch diesmal die typische Hecht-Energie, doch gleichzeitig geben die Lieder viel von mir selber preis. «Hecht for Life» hebt sich also dadurch ab, dass es insgesamt sehr persönlich geworden ist.

Wie kam es zu dieser stärkeren Introspektion?

Das hat mit der Coronapandemie zu tun, die ja für ganz viele Menschen enorm einschneidend war. Wir sind eine Live-Band, der Auftritt vor sowie das Spiel mit dem Publikum ist ein essenzieller Teil unserer DNA.

Und da dies während der Coronazeit einfach nicht ging, entstand in meinem Kopf eine etwas andere Art von Musik. Denn plötzlich hatte ich mehr Zeit für mich und konnte mich mit meinen Gedanken vertieft auseinandersetzen. Das führte letztlich dazu, dass ich in den Songs Themen aufgriff, die mich tief berühren und beschäftigen. 

Kannst du uns ein Beispiel nennen?

Im Track «Achti August» etwa geht es darum, wie es sich anfühlt, wenn ein Kind ins eigene Leben tritt, was das mit einem macht. Allerdings habe ich auch beim Schreiben von «Hecht for Life» auf die richtige Mischung geachtet, sprich das Album ist nicht nur introvertiert geworden, sondern knallt an vielen Stellen auch gut rein.  

Ihr seid aktuell auf Tournee durch die Schweiz, diese dauert noch bis Oktober. Fühlt es sich gut an, wieder auf der Stage zu stehen?

Oh, es ist einfach unvergleichlich! Wie gesagt, sind die Live-Auftritte der Grund dafür, warum all das überhaupt machen. Wenn man auf die Bühne tritt und einem diese Welle aus Energie vom Publikum entgegenschlägt, kann man das mit nichts anderem vergleichen.

Die Leute dann euphorisch mitsingen zu hören und mittanzen zu sehen, ist wie wenn man das finale Puzzleteil einsetzt, das ein Bild erst vollkommen macht. Natürlich freut es uns alle, wenn unsere Songs im Radio laufen, aber das unmittelbare Feedback eines Konzerts kann man mit nichts anderem vergleichen.

Wir erachten es als ein riesengrosses Geschenk, dass wir während des Shutdowns unsere Fanbase nicht verloren haben, sondern diese vielmehr erweitern konnten.

Das hat beinahe etwas Magisches an sich. Wir erachten es als ein riesengrosses Geschenk, dass wir während des Shutdowns unsere Fanbase nicht verloren haben, sondern diese vielmehr erweitern konnten. Dafür sind wir wirklich demütig dankbar – und mehr als bereit, unsere Dankbarkeit in den geilsten Bühnenshows der Bandgeschichte auszudrücken (lacht).

Dabei hilft uns natürlich die Tatsache, dass die Menschen nach der Zwangspause und angesichts vieler heutiger Vorkommnisse richtig Lust darauf haben, mit uns am Konzert abzufeiern. Die bisherigen Auftritte waren der Oberhammer. Das Beste daran: Die Leute feiern nicht nur uns oder unsere Musik, sie feiern sich auch selber. Dadurch entsteht ein Gefühl des Miteinanders, weil man gemeinsam das Gefühl zelebriert, am Leben zu sein. 

Du hast deinen mehrwöchigen Urlaub angesprochen. Wie sieht ein normaler Sommer für deine Frau, dich und die drei Kinder aus?

Wir waren fünf Wochen lang auf La Réunion sowie Mauritius. Das war herrlich und bot uns eine Auszeit, die wir nötig hatten. Bis anhin hatte ich zu 100 Prozent gearbeitet, dann noch die Kids – es war sozusagen viel Druck im Kessel (lacht).

Nun habe ich meine Arbeit reduziert, was wir mit den grossen Ferien entsprechend feierlich eingeläutet haben. Obschon – mit drei Kindern ist man sowieso immerzu beschäftigt. Ich habe während des Urlaubs knapp ein Buch am Strand gelesen, aber dafür rund 20 Sandburgen gebaut. 

Welches sind deine Lieblingsdestinationen im In- und Ausland?

Meine Familie und ich haben ein besonderes Verhältnis zu Stockholm. Die schwedische Hauptstadt ist facettenreich, liegt quasi am Meer und hat enorm viel zu bieten. In der Schweiz halte ich mich gerne am Baldeggersee im Kanton Luzern auf.

Ich wuchs in der Nähe auf, weswegen es jedes Mal ein Homecoming für mich ist. Der See ist vergleichsweise klein, man darf ihn nicht mit Booten befahren. Aber zum Schwimmen sowie zum Grillieren am Ufer eignet er sich vorzüglich. 

Deine Wahlheimat ist Zürich. Wie verbringst du den Sommer in der Stadt?

Im letzten Jahr habe ich die Bootsprüfung gemacht. Nun befahre ich regelmässig den See, was Zürich für mich um eine neue Dimension erweitert. Wenn man einige Meter aufs Wasser rausfährt und sich dort aufhält, ist das wie eine andere Welt.

Und ansonsten halte ich mich immer wieder gerne in der Mythenquai Badi auf, einfach ein toller Ort, um im Trubel der Stadt ein wenig abzuschalten.

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Der kleine Sommerfragen-Quicke mit Stefan Buck:

Strand oder Berge im Sommer?

Ich bin eher der Strand-Typ, wenn es heiss ist. 

Sorbet oder Rahmglace in der Badi?

Sorbet, idealerweise eines mit Erdbeergeschmack. Langweilig, aber lecker! 

Per Sprungbrett oder per Leiterli ins Wasserbecken?

Ich würde jetzt sehr gerne behaupten, dass ich das Sprungbrett benutze. Aber ich muss gestehen, dass ich das Leiterli vorziehe (lacht). 

Den Liegestuhl mit dem Badetuch reservieren – in Ordnung oder ein No-Go?

Ein klares No-Go!

Wie hoch ist der Sonnenschutzfaktor deiner Sonnencreme?

30, also im guten Mittelfeld. 

Dein Lieblings-Album für eine sommerliche Van-Tour?

Oasis mit «(What’s the Story) Morning Glory?» 

Dein perfekter Sommerdrink?

Entweder ein Pimm’s, ein sehr leckerer englischer Longdrink. Oder ein Mojito, der geht auch immer. 

 

Über Hecht:

Die Luzerner Stefan Buck und Christoph Schröter kennen sich seit ihrer Jugend. Zusammen mit Rolf Furrer gründeten sie im Jahr 2000 die Band «Seng». Diese wurde 2011 um Philipp Morscher und Daniel Gisler erweitert und in «Hecht» umbenannt. Ihr erster Mundartsong «Tänzer» erschien im selben Jahr. Heute leben die Bandmitglieder in Zürich, mit «Hecht vor Life» erschien in diesem Jahr das fünfte Studioalbum der Band.

Infos und Tourdaten unter hechtimnetz.ch

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