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Am Arbeitsplatz Energie tanken

15.03.2021
von Evgenia Kostoglacis

Stressig und intensiv – so sieht die Arbeitswelt von heute aus. Da wundert es nicht, dass der Arbeitsplatz von vielen als Ort  der Hektik und Hast angesehen wird. Die Tatsache, dass 2017 in der Schweiz rund 21 Prozent der Berufstätigen unter enormen Stress litten, verhindert in den meisten Fällen produktives und effizientes Arbeiten. Meditation soll das jetzt ändern.

In der schnelllebigen Gesellschaft von heute, ist Stress ein dauernder Begleiter. So erhöht sich nicht nur das Tempo der heutigen Arbeitswelt, sondern auch der Drang, die Produktivität zu steigern, die Anforderungen zu übertreffen und Höchstleistungen zu erbringen. Kurz – der Leistungsdruck ist immens. Daher wird das Meditieren am Arbeitsplatz immer bedeutender. Dabei haben viele ein falsches Bild vor Augen, wenn das Wort «Meditation» fällt: Mit geschlossenen Augen im Schneidersitz. Die Handgelenke liegen auf den Knien auf. Der Zeigefinger und der Daumen zu einem O geformt. So muss Meditation heute ganz und gar nicht mehr aussehen. 

Was ist Meditation überhaupt? 

Meditation ist eine mentale Praktik, die schon seit mindestens 2500 Jahren existiert und mit grosser Wahrscheinlichkeit schon sehr viel länger ausgeführt wurde. Dabei soll das Individuum seine Aufmerksamkeit oder sein Bewusstsein auf ein einzelnes Objekt, einen Klang oder ein Konzept richten. Wenn man in die Vergangenheit zurückblickt, dann war das Ziel der Meditation, Erleuchtung zu finden – zu erkennen was Gott und das Dasein wirklich bedeuten. In der modernen Welt von heute wird Meditation mehr als mentales Training angesehen. «Es hilft den Menschen die eigene Selbstwahrnehmung zu verbessern und Emotionen wie Stress oder Angst geschickter zu regulieren», erklärt Reto Weishaupt, Meditationslehrer und Achtsamkeitscoach.

«Die Wissenschaft zeigt klar auf, dass einerseits stressauslösende Hirnareale bei der Meditation geschwächt werden. Andererseits werden Gehirnregionen, die mit positiven Emotionen verknüpft sind, gestärkt», erklärt Weishaupt. Aber auch im Alltag spürt man den einflussreichen Effekt der Meditation. «Körper und Geist regenerieren sich dadurch, dass unser Ruhenerv – der Parasympathikus – sich durch bewusstes Innehalten und Präsentsein aktiviert. Ausserdem lernt man auch mit schwierigen Situationen konstruktiver umzugehen», so Weishaupt.

Arbeit und Meditation verbinden 

Gerade bei der Meditation am Arbeitsplatz ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass man die gleiche Bewegungsfreiheit wie zu Hause besitzt. Deshalb muss die Mediation nicht immer im Schneidersitz stattfinden. Es geht auch anders. «Kleine Verschnaufpausen, in denen man am Arbeitstisch einfach bewusst in den eigenen Körper horcht, reichen schon aus. Es geht um die bewusste Wahrnehmung von Körper und Geist. Welche Empfindungen sind gerade da? Ist der Kiefer angespannt? Oder ist Unruhe da? Fühlt sich der Kopf schwer an?», erläutert Weishaupt. 

Meditieren ist nicht gleich leer sein  

«Bei Meditation geht es nicht darum, nicht mehr zu denken. Das Ziel ist also nicht den Kopf vollkommen zu entleeren. Es geht darum, die immer schwirrenden Gedanken bewusst anzuschauen. Es ist eine Form der Kontrolle, die man über das eigene Bewusstsein gewinnt. Man darf also auf eine ruhige Art und Weise beobachten, was im Inneren alles passiert und dem Geschehen mit Akzeptanz entgegentreten», erklärt der Achtsamkeitscoach. Die Augen muss man dabei nicht unbedingt schliessen. Man kann gelassen aus dem Fenster schauen und die Aussenwelt auf sich einwirken lassen. «Kleine Geh-Meditationen helfen auch, sich am Arbeitsplatz zu entspannen. Wenn man beispielsweise zum Pausenraum oder zum stillen Örtchen läuft, soll man im Hier und Jetzt sein und nicht schon an zukünftige Aufgaben denken», betont Weishaupt. 

Meditieren funktioniert einfach nicht! 

Es kann dennoch immer wieder passieren, dass stressige Gedanken eine ruhige Meditation verhindern. Gerade am Arbeitsplatz ist es hilfreich, dass man mögliche Störfaktoren aus dem Weg räumt. «Das Telefon, Smartphone, den Laptop und andere Störenfriede sollten ausgeschaltet oder mindestens auf lautlos gestellt werden», rät Weishaupt. Eine andere hilfreiche Idee ist es, dem Umfeld anzukündigen, dass man momentan nicht gestört werden soll oder die Türe zu schliessen. Wandern die Gedanken dennoch an andere Orte, so ist das in Ordnung. Es geht darum, dies zu bemerken und seine Aufmerksamkeit wieder zum Meditationsobjekt wie beispielsweise dem Atem zurückzuführen. «Es ist ein ‹Failing Forward›. Sanftheit ist hier das Stichwort. Allein sich die Zeit zu nehmen und den Versuch wagen zu meditieren, ist schon eine Form der Selbstliebe. Schlussendlich geht man den Weg der kleinen Schritte», so Reto Weishaupt.

Das moderne Meditieren in der heutigen Zeit 

Die Dauer und Tageszeit in welcher man meditiert sind sehr individuell bestimmt. Manche erblühen in der Morgenmeditation, während andere am Abend den Geist entspannen und den Tag in Ruhe Revue passieren lassen. «Eine bestimmte Regelmässigkeit ist dennoch wichtig. Im Optimalfall sollte man jeden Tag versuchen zu meditieren. Fünf Minuten können dabei schon Wunder wirken», erzählt der Meditationslehrer. Dabei zu wissen, ob man richtig meditiert, ist jedoch keine leichte Aufgabe. «Wenn man sich die Zeit nimmt und den Geist immer wieder wohlwollend und achtsam ins Jetzt bringt, dann ist man schon auf dem richtigen Weg», ermutigt Weishaupt. 

Vor modernen Hilfsmitteln schreckt der Meditationslehrer auch nicht zurück. «Durch die Leitung von Apps wie ‹Headspace› oder ‹Insight Timer› helfen virtuelle Meditationsleiter*innen, den Meditierenden sanft durch die Praxis», erklärt er. Am Ende des Tages tief durchzuatmen und die Entscheidung zu treffen, die Arbeit gedanklich nicht mit nach Hause zu nehmen. Dies ist ein weiser Beschluss. Denn die Arbeit sollte dort bleiben, wo sie hingehört. Nämlich am Arbeitsplatz.

Weiterführende Informationen über Meditation am Arbeitsplatz unter https://mindfulmind.ch/portfolio/achtsamkeitstraining-achtsamkeit-am-arbeitsplatz/

Text Evgenia Kostoglacis

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