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Der Mensch ist so jung wie seine Gefässe

20.04.2012
von Nadine Lehtinen

Wenig Bewegung, falsche Ernährung, genetische Veranlagung: Das Zusammenspiel unterschiedlicher Risikofaktoren sowie das zunehmende Alter können zu Gefässschäden führen. Doch die «Einbahnstrasse» Arteriosklerose lässt sich oft noch umkehren. 

Arteriosklerose ist eine über Jahre oder sogar Jahrzehnte ablaufende Verhärtung und Verengung der Arterien. Arterien sind die Blutgefässe, die das Blut vom Herzen weg­ transportieren. In gesundem Zustand sind sie flexibel und elastisch sowie frei von Ablagerungen. Sie werden jedoch enger und verhärten sich, wenn im Endothel (der innersten Gefässwand eines Gefässes) Fett abgelagert wird – die Elastizität geht verloren, und der Blutstrom kann nicht mehr optimal reguliert werden. Dies führt dazu, dass das Herz kräftiger pumpen muss, um trotz Verengung alle Körperzellen mit Blut zu versorgen. 

Die Verengung zieht einen verminderten Blutzufluss zu Organen und Körperteilen nach sich. Dies ist grundsätzlich ein ganz normaler Alterungsprozess. Bei Menschen über 80 Jahren ist die Arteriosklerose praktisch immer vorhanden. Durch ihre Folgekrankheiten stellt sie die häufigste Todesursache in den entwickelten Ländern der Erde dar. Dieser natürliche Prozess kann jedoch durch Bluthochdruck, Adipositas, Diabetes mellitus, Rauchen und allgemein ungesunden Lebensstil stark beschleunigt werden. 

Bei Menschen über 80 Jahren ist die Arteriosklerose praktisch immer vorhanden. 

Oft verläuft die Arteriosklerose im Anfangsstadium und über lange Jahre hinweg schmerzlos, weshalb die Krankheit oft unentdeckt bleibt. Erst wenn ein Gefäss verengt und somit weniger Blut durchfliessen kann, kommt es zu Beschwerden wie Schmerzen, Kribbeln, Ameisenlaufen, rascher Ermüdbarkeit der schlecht durchbluteten Extremitäten sowie schlecht heilenden Wunden. Die erkrankten Gefässe stellen einen brodelnden Vulkan dar, der jederzeit ausbrechen kann. Eine Verletzung der Arterienwand­Verdickung (Plaque) kann dramatische Folgen haben, wenn ein Thrombus (Blutgerinnsel) entsteht, der das Gefäss plötzlich vollständig verstopft. Wird ein Thrombus vom Blutstrom mitgeschwemmt, kommt es gar zur Blockade der Blutversorgung (Infarkt). 

Wie entsteht Arteriosklerose?

Trotz jahrzehntelanger Forschung ist heute noch immer nicht genau bekannt, warum eine Arteriosklerose entsteht. Sicher ist jedoch, dass es eine Veranlagung für diese Krankheit und deren Folgen gibt, und dass Frauen in jüngeren Jahren durch die weiblichen Geschlechtshormone einen natürlichen Schutz haben, der jedoch mit den Wechseljahren nachlässt. Die Arteriosklerose ist keine einfache Fettablagerung und Verkalkung von Gefässen, wie dies früher irrtümlicherweise angenommen wurde. Die Plaquebildung beruht nämlich auf einer chronischen, unterschwelligen Entzündung in den Gefässwänden, weswegen erhöhtes Cholesterin nicht der alleinige Auslöser für Arteriosklerose sein kann.

Blutfett­teilchen (LDL­ Cholesterin) werden durch oxidativen Stress oder, vor allem bei Diabetikern, durch Zuckermoleküle (Glykation) fortlaufend geschädigt. Gelangen diese geschädigten Cholesterin­ Teilchen in die Gefässwand, werden sie als Fremdkörper identifiziert, das Immunsystem wird aktiviert und eine Entzündung entsteht. Chronisch wird eine Entzündung, wenn der Entzündungsreiz immer wieder entsteht oder die antientzündlichen Mechanismen des Körpers zu schwach sind. Alles, was oxidativen Stress erhöht, wie ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung, Rauchen, Stress und so weiter, erhöht auch die Anfälligkeit für chronische Entzündungen. 

Die Gefässe fit halten

Durchblutungsstörungen können Anzeichen einer beginnenden Arterienverkalkung sein und sich in Beschwerden wie Tinnitus, Potenzstörungen oder Makuladegeneration manifestieren. Als Alarmsignal für entzündliche Prozesse darf man sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sie stellen doch auch eine Chance dar, schwerwiegende Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall rechtzeitig zu verhindern. 

Man darf Durchblutungsstörungen nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, chronische Entzündungen in den Gefässwänden zu behandeln, die die Hauptursache für Arteriosklerose darstellen. Es ist ratsam, dem arteriosklerotischen Prozess bereits im Frühstadium vorzubeugen. Einerseits sollte das Einmaleins der gesunden Lebensweise unbedingt eingehalten werden: Dazu gehört nebst Rauchverzicht und ausreichend Schlaf auch regelmässige Bewegung. In Ländern, wo pflanzliches Öl, Fisch und Rotwein fester Bestandteil der Esskultur sind, tritt Arteriosklerose seltener auf – empfehlenswert ist eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse, möglichst vielen Ballaststoffen und wenig Zucker. Statt Salz sollte man eher zu Kräutern oder Gewürzen, statt tierischen zu pflanzlichen Fetten greifen.

Sinnvolle Alternativen zu den herkömmlichen Therapien bietet auch die Komplementärmedizin: Die Tibetische Medizin beispielsweise wirkt sowohl durchblutungsfördernd als auch entzündungshemmend und antioxidativ. Sehr wichtig ist hier ebenfalls ein frühzeitiger Beginn der Therapie: Kribbeln, Ameisenlaufen, Schwere­ und Spannungsgefühl in den Extremitäten, Einschlafen von Händen und Füssen sowie Wadenkrämpfe sind erste Anzeichen von Durchblutungsstörungen. Diese muss man ernst nehmen, auch wenn sie harmlos erscheinen. 

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