Patrick Burgener, besser bekannt als Pat, ist erst 30 Jahre alt, hat jedoch bereits viele seiner grossen Träume verwirklicht. Im Interview mit «Fokus» spricht er über seinen Lebensweg und darüber, wie er es geschafft hat, Musik und Snowboarden zu vereinen.
Pat, du bist sowohl als Snowboarder als auch als Musiker bekannt. Wie würdest du dich selbst beschreiben – als Sportler, Künstler oder etwas dazwischen?
Ich würde mich allgemein als Künstler beschreiben, denn für mich ist auch Sport eine Form von Kunst. Mein ganzes Leben lang war ich eine kreative Person und heute drücke ich mich sowohl durch Musik als auch durch Content Creation aus. Ich glaube, die grössten Stars definieren sich nicht durch eine einzige Sache, sondern sind vielseitig und offen für verschiedene Wege. Es ist mir wichtig, mir keine Grenzen zu setzen und offen für alles zu sein, was mich inspiriert.
Wie bist du ursprünglich zum Snowboarden gekommen?
Meine Familie hatte ein Ferienhaus in Crans-Montana im Wallis, wo ich als Kind viel Zeit verbracht habe. Ich bin quasi mit dem Snowboard und den Ski aufgewachsen. Schon damals war ich sehr rebellisch und unruhig – nichts schien wirklich zu mir zu passen, bis das Snowboard in mein Leben kam. Es war für mich eine Flucht aus der Realität. Ich wollte nicht den klassischen Weg gehen und studieren, weil ich mich in der Gesellschaft nicht wirklich akzeptiert fühlte. Stattdessen habe ich zu den grossen Sportlern aufgeschaut, die grosse Ziele verfolgten. Dieser Lifestyle war genau das, was zu mir passte.
Der Winter spielt in deinem Leben eine zentrale Rolle, sowohl im Sport als auch in deinem Alltag. Was fasziniert dich an dieser Jahreszeit besonders?
Der Winter ist für mich eine ganz besondere Zeit. Ich liebe ihn vor allem, weil ich dann snowboarden kann – das gibt mir ein Gefühl von Freiheit und innerem Frieden. Es ist für mich fast wie eine Art Meditation. Im Sommer bin ich ständig unterwegs, es ist oft hektisch und anstrengend, aber der Winter erlaubt mir, abzuschalten. Ich vergleiche mich gerne mit einem Bären: Im Sommer bin ich aktiv, während der Winter für mich eine Zeit der Erholung und Rehabilitation ist.
Hast du eine Lieblingslocation im Winter, an der du am liebsten snowboardest? Was macht diesen Ort für dich besonders?
Meine Lieblingslocation ist definitiv Crans-Montana. Ich bin dort aufgewachsen und es fühlt sich für mich wie ein echtes «Dihei» an. Die Berge, die Landschaft und die Atmosphäre sind für mich einzigartig, weil ich so viele Erinnerungen und persönliche Verbindungen zu diesem Ort habe. Es ist einfach der perfekte Ort, um meinem liebsten Wintersport nachzugehen und mich gleichzeitig zu Hause zu fühlen.
Deine Leidenschaft für die Musik ist neben dem Snowboarden sehr ausgeprägt. Wie balancierst du diese beiden Bereiche in deinem Leben?
Die Balance zwischen Snowboarden und Musik ist für mich sehr wichtig, auch wenn ich dadurch kaum Freizeit oder ein Privatleben habe. Ich gehe selten in den Urlaub und finde kaum Zeit, alte Freunde zu treffen. Dennoch war es immer mein Traum, eine Europatour zu machen, und ich geniesse diese Gelegenheiten in vollen Zügen. Beides gibt mir eine enorme Energie, die mich antreibt. Als ich 20 Jahre alt war und nur Snowboard gefahren bin, war mir fast langweilig. Mit meinem ADHS brauche ich ständig neue Impulse und der Ausgleich zwischen diesen beiden Leidenschaften hilft mir, kreativ und motiviert zu bleiben.
Wie fühlt sich die Bühne beim Musizieren im Vergleich zur Halfpipe an? Gibt es Gemeinsamkeiten in der Art, wie du diese beiden Welten erlebst?
Ich habe einmal an einem grossen Snowboard-Event in Zürich teilgenommen, bei dem es viele Zuschauende gab. Es war ein grossartiges Gefühl und ich habe gemerkt, dass ich ein Showman bin und auch sein möchte. Der Adrenalinkick und die damit verbundene Angst waren einfach überwältigend. Man muss sich in beiden Situationen überwinden, was eine klare Gemeinsamkeit zwischen der Bühne und der Halfpipe darstellt. Beide Welten bieten mir die Möglichkeit, mich auszudrücken und mein volles Potenzial zu entfalten.
Als Snowboarder stehst du oft unter grossem Druck und musst mit Rückschlägen umgehen. Wie unterstützt dich deine Musik dabei, mental stark zu bleiben und solche Herausforderungen zu meistern?
In der zwei Jahre langen Wettkampfpause habe ich intensiv an meiner Musik gearbeitet und viele tolle Projekte realisiert. Als ich dann zurückkehrte, hatte ich Angst vor den Erwartungen der Sponsoren, was einen grossen mentalen Druck erzeugte. Für mich ist Sport in erster Linie eine Leidenschaft und kein Weg zum Überleben oder zur Ergebnisorientierung. Die Musik gibt mir jedoch Halt und hilft mir, mental stark zu bleiben und diese Herausforderungen zu meistern.
Was sind deine grössten Ziele und Träume für die kommende Wintersaison – sowohl auf dem Snowboard als auch abseits der Piste?
Für die kommende Wintersaison habe ich mir das Ziel gesetzt, weiterhin aktiv an Wettkämpfen teilzunehmen, mit dem grossen Traum, bei den Olympischen Spielen 2026 dabei zu sein. In der Musik läuft es gut und ich merke, dass es mir nicht nur um die Wettkämpfe selbst geht, sondern vielmehr um die schönen Erlebnisse. Es ist eine grossartige Möglichkeit, mich jeden Tag selbst herauszufordern. Letztlich geht es mir darum, das Beste aus beiden Welten zu holen und dabei immer wieder neue Erfahrungen zu sammeln.
Wie hat sich dein Blick auf den Sport und die Musik im Laufe deiner Karriere verändert? Gibt es etwas, das du heute anders gemacht hättest?
Das ist eine ganz schwierige Frage. Einerseits denke ich, dass ich einige Dinge anders hätte machen können, aber andererseits wäre ich nicht hier, wenn ich diese Entscheidungen nicht getroffen hätte. Aus musikalischer Sicht hätte ich vielleicht früher mit Solo-Projekten beginnen sollen, um herauszufinden, dass dies besser zu mir passt und authentischer widerspiegelt, wer ich bin. Dennoch glaube ich, dass man Fehler machen muss, um daraus zu lernen. Was das Snowboarden betrifft, hätte ich auch authentischer sein können. Viele Menschen achten zu sehr darauf, was andere über sie denken, anstatt das zu tun, was sie wirklich wollen. Ich hatte nie diese Sorge, sondern habe es eher als Motivation gesehen, meinen eigenen Weg zu gehen.
Viele Menschen achten zu sehr darauf, was andere über sie denken, anstatt das zu tun, was sie wirklich wollen. – Pat Burgener
Wie gehst du mit der Verantwortung um, ein Vorbild für junge Sportler:innen zu sein?
Die Verantwortung, ein Vorbild für junge Sportler:innen zu sein, bringt grossen Druck mit sich, besonders weil mein Weg sehr anders ist. Als Kind wurde mir immer gesagt, dass ich studieren muss und nur nebenbei meinen Interessen nachgehen kann. Ich habe nie verstanden, warum das so sein sollte. Schon früh wusste ich, dass ich meinen eigenen Weg gehen will. Ohne dieses Mindset wäre ich nie Musiker geworden. Bis ich 26 war, hatte ich oft das Gefühl, dass ich dumm sei, weil ich nicht dem klassischen Weg folgte. Jetzt fühle ich mich wohl in meinem Leben und möchte jungen Menschen zeigen, dass sie ihre Träume verwirklichen können und dass es viele Wege gibt, um dorthin zu gelangen.
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