Eisscholle Nahaufnahme. Seegfrörni
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Gesellschaft Winter

Die schönsten Eisfelder macht die Natur

03.12.2022
von SMA

Wenige Dinge verströmen einen so starken Winterzauber wie ein zugefrorener See.  Und während eine komplette «Seegfrörni» auf dem Zürichsee schon relativ lange her ist, frieren kleinere Gewässer bei der passenden Witterung noch immer regelmässig zu. Welche Bedingungen  sind dafür notwendig – und worauf sollte man beim Betreten einer natürlichen Eisfläche achten?

Der Februar 2012 war ein besonderer Wintermonat. Denn erstmals seit 24 Jahren war das Wasser im Hafen von Rapperswil-Jona ausreichend gefroren, dass die Eisfläche fürs Schlittschuhlaufen und Spazieren freigegeben wurde. Diese einmalige Gelegenheit nutzten nicht nur zahlreiche Passant:innen und Familien, sondern auch die Eishockeyspieler der SC Rapperswil-Jona-Lakers: Sie verlegten ihr Training kurzerhand auf die gefrorenen Gestade des oberen Zürichsees. Im gleichen Zeitraum durften auch auf dem Katzensee bei Regensdorf, dem Pfäffikersee sowie dem Liebefeld-Park bei Bern Runden auf dem Eis gedreht werden.

Seegfrörni des Zürichsees

So grossartig dieses seltene Wintererlebnis auch war: An die letzte waschechte «Seegfrörni» des Zürichsees im Winter 1962/63 kam es nicht heran. Damals war der See von Schmerikon SG bis zum Bellevue komplett zugefroren. Am 1. Februar 1963 gab die Polizei die Eisfläche frei. Im Vorfeld hatten Fachleute an verschiedenen Stellen des Sees die Eisdicke überprüft. Sie betrug bis zu 13,5 Zentimeter. Wie schon bei der Seegfrörni zuvor, die im Jahr 1929 eingetreten war, wagten sich wieder Zehntausende Zürcherinnen und Zürcher aufs Eis. Berichte des SRF aus dieser Zeit gewähren einen spannenden Einblick in diese besonderen Momente: So sei nebst Familien mit Kind, Kegel und Hund auch die Polizei regelmässig auf Kufen auf dem Eis unterwegs gewesen, um nach dem Rechten zu sehen. Nachts wurde jeweils die Eisdicke kontrolliert. Dieser besondere Winterzauber nahm am 8. März 1963 sein Ende, als das Eis langsam zu schmelzen begann. Dass es erneut zu einer echten Seegfrörni auf dem Zürcher Hausgewässer kommen wird, ist leider nicht zu erwarten. Allerdings ist es auch heute nicht abwegig, dass kleinere Seen komplett zufrieren. 2012 etwa war es beim Greifen- oder Türlersee dazu gekommen. Und viele kleinere Seen, vornehmlich in Bergregionen, verschwinden regelmässig unter einer dicken Eisdecke.

Ein kleiner Schritt…

Worauf sollte man also achten, wenn man sich auf einen zugefrorenen See begibt? Der Schweizer Alpenclub SAC hat eine umfassende Empfehlung veröffentlicht, die sich an Wander:innen und Skitourenfahrer:innen richtet – denn deren Exkursionen führen oft über gefrorene Gewässer. Und gerade zu Beginn sowie am Ende der Saison könne es laut SAC manchmal kritisch werden. Ob man eine natürliche Eisfläche betritt oder nicht, liegt letztlich in der Eigenverantwortung jeder einzelnen Person. Generell gelte, dass man im Februar auf einer Höhe von 2500 Metern von einer unproblematischen Seequerung ausgehen darf. Dementsprechend selten seien Unfälle in höheren Lagen im Zusammenhang mit Seequerungen.

Viele kleinere Seen, vornehmlich in Bergregionen, verschwinden regelmässig unter einer dicken Eisdecke.

Wo Skitourenfahrer:innen und Schneeschuhläufer:innen unterwegs sind, werden gefrorene Seen weder von den Behörden kontrolliert noch freigegeben. Wie beim Lawinenhang gibt es aber auch bei der Seequerung Vorsichtsmassnahmen, die man treffen kann, um das eigene Risiko zu minimieren. So sollte man den See beispielsweise nicht beim Ein- oder Ausfluss queren, als Gruppe allenfalls Abstände einhalten und nicht länger als nötig auf der Eisfläche verweilen. Zudem lohne es sich gemäss SAC, bereits bei der Planung der Tour Recherche hinsichtlich der zu überquerenden Gewässer zu betreiben und damit die Sicherheit der Teilnehmenden zu erhöhen. Grundsätzlich gilt, dass jeder See, den man mit wenig Aufwand umgehen kann, nicht betreten werden sollte. Gleichzeitig dürften dafür aber auch keine Folge-Gefahren in Kauf genommen werden, wie etwa Lawinenniedergänge an steilen Böschungen.

Vor Ort entscheiden

Für den Entscheid, ob eine Querung gewagt wird oder nicht, liefert die Höhenlage sowie die Grösse des Sees wichtige Informationen. Allenfalls müsse man bei der Tourenplanung eine Seequerung als «Schlüsselstelle» definieren. Das bedeutet, dass man vor Ort beurteilen muss, ob ein Übergang möglich ist oder nicht. Das SAC empfiehlt, die notwendigen Zeitreserven einzuplanen, um einen See gegebenenfalls umgehen zu können.

Deutlich einfacher ist die Sachlage in tiefer gelegenen Regionen, wo das sogenannte «Schwarzeis» die Menschen zum Schlittschuhlaufen oder Spazieren einlädt: Für kommerzielle Zwecke werden gefrorene Seen von den Behörden freigegeben, sobald sie die erforderliche Tragfähigkeit erreicht haben. Kommt es zu Unfällen, handelt es sich dabei dementsprechend nicht um Eis-Einbrüche, sondern um Verletzungen durch Stürze oder Zusammenstösse.

Seeüberquerung geplant?

Die Empfehlungen des SAC auf einen Blick

  • Jeden See, den man mit wenig Aufwand umgehen kann, betritt man nicht.
  • Stauseen sollte man, wenn immer möglich, meiden.
  • Ein See muss vollständig zugefroren sein, es sollte kein Wasser sichtbar sein.
  • Zu Beginn sowie am Ende der Skitourensaison ist die Gefahr für einen Einbruch grösser, dazwischen nimmt sie ab.
  • Sehr hoch gelegene Seen sind sicherer.
  • Einen See sollte man niemals beim Ein- oder Ausfluss queren.

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