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Joey Kelly befindet sich im Einklang mit der Natur

24.04.2018
von Kathrin Wuermli

Joey Kelly wurde in den frühen 90er Jahren als Mitglied der Kelly Family bekannt. Seit Beginn der 2000er sieht man ihn in erster Linie im Bereich des Ausdauersports sowie als Teilnehmer an Spasswettbewerben mit sportlichem Charakter. Im nachfolgenden Interview schwärmt Joey Kelly von seiner Leidenschaft für Herausforderungen. Er erzählt von was er Angst hat und verrät, welche grossen Abenteuer in diesem Jahr anstehen.

Joey Kelly, Sie unternehmen immer wieder Reisen an die abgelegensten Orte dieser Welt. Woher kommt Ihre Leidenschaft fürs Reisen?

Ich war mit der Kelly Family von klein auf ständig unterwegs. Im Alter von vier Jahren reiste ich zusammen mit meiner Familie das erste Mal von meinem Geburtsort Spanien nach Italien. Dies war der Auftakt unserer Europatour und Startschuss für meine Liebe zu abenteuerlichen Reisen. 1986 startet dann unsere zweite grosse Tournee durch 20 Staaten der USA. Diese frühen Reisen sind wohl Ursache und Ursprung für meine Leidenschaft des Unterwegs-Sein. Ich denke aber, dass auch der Ausdauersport, welchen ich nun bereits seit 20 Jahren ausübe, das Verlangen nach neuen Abenteuern und Herausforderungen in fremden Kulturen mitgetragen hat.

Sie waren also als Kind schon in vielen Ländern dieser Welt unterwegs. In welcher Art und Weisehat Sie das geprägt?

Tatsächlich haben mich diese Reisen in meiner frühen Kindheit stark geprägt. Ich habe mit meinen Eltern einige Abenteuer erlebt, die meinen nachfolgenden Lebensstil stark beeinflusst haben. Ein Teil meiner Reiseleidenschaft stammt sicherlich von ihrer ungewöhnlichen Erziehung. Bereits als vierjähriger Junge war ich mit meiner Familie mit Bus und Schiff in ganz Europa unterwegs und habe so viel von den unterschiedlichen Kulturen der Länder mitbekommen.

Welches war Ihre letzte grosse Reise und warum haben Sie sich dafür entschieden?

Meine letzte grosse «Reise» war wohl das Race Across America im Juni 2017. Nach acht Tagen, neun Stunden und 24 Minuten ohne Pause bin ich zusammen mit dem Extremsportler Hubert Schwarz und meinen beiden Söhnen Felix und Luke über die Ziellinie in Annapolis gerollt. Das Ultra-Radrennen führte von der Westküste der Vereinigten Staaten an die 4800 Kilometer entfernte Ostküste.

In der Natur kann ich meinen Gedanken Raum und Zeit lassen und jeden Moment so richtig geniessen.

Was war die grösste Herausforderung auf dieser letzten Reise?

Bei diesem wohl härtesten, aber gleichzeitig auch schönsten Amateurradrennen der Welt habe ich im Viererteam die USA durchquert. Das Rennen führte von San Diego an der Westküste bis nach New York an der Ostküste.Wir hatten mit klimatischen Veränderungen sowie mit extremen körperlichen Belastungen zu kämpfen. Wenn du aber im Ziel angekommen bist, fühlst du dich unbesiegbar und genau dieses Gefühl entschädigt dich für die vergangenen acht Tage.

Welche Ihrer Reisen werden Sie nie vergessen und warum?

Die Reise zum Südpol werde ich sicherlich niemals vergessen. Der Südpol ist ein Fleck auf dieser Erde, den man ganz allgemein nicht so leicht erreichen kann. Zu viert im Team haben wir eine Strecke von knapp 500 Kilometern bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad, komplett als Selbstversorger, zurückgelegt. In den Nächten haben wir uns zu viert ein kleines Zelt mit einer Gesamtfläche von vier Quadratmeter geteilt. Die Reise war geprägt von unendlicher Weite, klirrender Kälte und der gewaltigen Natur.

Was bedeutet es Ihnen, in der Natur unterwegs zu sein?

Es ist für mich überwältigend mit der Natur in Einklang zu sein und grenzenlose Freiheit zu spüren. In der Natur kann ich meinen Gedanken Raum und Zeit lassen und jeden Moment so richtig geniessen.

Haben Sie jemals eine Reise abgebrochen? Wenn ja, warum?

Bis jetzt habe ich in meinem ganzen Leben nur eine einzige Reise abgebrochen. Die Tour hätte mich zum höchsten Berg Europas, dem Elbrus im Kaukasus, geführt. Mit seinen 5642 Metern ist der Elbrus einige Meter höher als der Mont Blanc, welcher zwischen Frankreich und Italien in die Höhe ragt. Nach vier Tagen von den geplanten zwei Wochen musste ich die Reise abbrechen und nachhause zurückkehren, da mein Vater schwer erkrankte. Mein Vater Dan Kelly erlitt bereits im Jahre 1990 den ersten Schlaganfall. Der zweite folgte dann neun Jahre sp.ter und 2002 verstarb er nach einer Hirnblutung.

Wenn Sie alleine oder in Begleitung die abgelegensten Orte dieser Welt besuchen, wovor haben Sie Angst?

Angst ist ein Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen oder als Besorgnis äussert. Ich habe ganz allgemein Angst vor Krankheiten. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater sind an den Folgen von Krankheiten gestorben und daher ist diese Angst wohl nicht ganz unbegründet.

Das ganze Leben ist ein Marathon.

Wenn Sie alleine unterwegs sind, fühlen Sie sich da manchmal einsam und sehnen Sie sich nach vertrauten Umgebungen und tiefgründigen Gesprächen?

Nein, mir gefällt die Ruhe und die Einsamkeit generell sehr gut. Ich geniesse es, alleine unterwegs zu sein und meine Gedanken schweifen zu lassen. Wie bereits erwähnt, sind Sie auch Extremsportler und haben vom Ultraman auf Hawaii über den Sahara-Wüstenlauf bis hin zum Bike-Rennen Race Across America alles gemacht.

Woher nehmen Sie die Motivation für diese extremen Leistungen?

Die Freude an neuen Herausforderungen und die Leidenschaft für den Ausdauersport sowie das Reisen allgemein motivieren mich immer wieder zu solchen extremen Abenteuern. Ich mag es, neue Menschen, Kulturen und Naturräume kennenzulernen und meinen Körper dabei ans Limit zu bringen.

Genau zu diesem Thema «No Limits –wie schaffe ich mein Ziel» halten Sie auch Vorträge. Was erwartet die Besucher und welche Tipps – nicht nur in sportlicher Hinsicht – geben Sie Ihren Zuhörern mit auf den Weg?

Den Besucher erwartet eine Art «Best O» aus meinen letzten 20 Jahren als Ausdauersportler. Das Hauptmotto des Vortrags lautet: «Das ganze Leben ist ein Marathon.» Dabei ziehe ich Parallelen und Vergleiche zwischen Sport-, Beruf-, Familien- und Privatleben.

Was denken Sie, wird dieser Hunger nach extremen Reisen und Abenteuern jemals gestillt sein?

Ich hoffe nicht! Ich erwarte vielmehr, dass das Feuer nach neuen Abenteuern und Herausforderungen bis zum Lebensende brennt, so wie bei Rüdiger Nehberg. Er ist ein deutscher Survival-Experte und Aktivist für Menschenrecht der auch im hohen Alter noch mit dem Abenteuer-Virus infiziert ist.

Wohin führen die nächsten Reisen von Joey Kelly?

Für das Jahr 2018 habe ich so einiges auf meiner To-Do-Liste. Einen ersten Stopp werde ich wohl in Kolumbien einlegen. Weiter werde ich je eine Reise nach Namibia und in die USA antreten. Und weil es mit so gut gefallen hat, werde ich in diesem Jahr nochmals an den Südpol reisen.

Haben Sie noch einen geheimen Abenteuerwunsch, den Sie sich noch nicht erfüllt haben?

Gerne würde ich einmal den Nordpol-Marathon laufen. Das ist ein Laufwettbewerb über die Marathondistanz von 42 Kilometer. Er findet jährlich, aktuell jeweils im April, in der Nähe des Nordpols auf dem zugefrorenen arktischen Ozean statt.

Zur Person

Joseph «Joey» Kelly wurde am 20. Dezember 1972 als achtes Kind des US-amerikanischen Lehrers Daniel Jerome Kelly und als viertes Kind der US-amerikanischen Tänzerin Barbara-Ann Kelly in Gamonal, Spanien geboren. Bekannt wurden Joey und seine Geschwister als Pop- und Folkband «The Kelly Family», die von 1974 bis 1994 als Strassenmusiker durch Europa und Nordamerika reiste. Mit ihrer Single «Key to My Heart» traten die neun Geschwister im Januar 1994 im Rahmen der Bravo Super Show in der Berliner Deutschlandhalle auf. Es folgten weitere Strassenkonzerte im Ruhrgebiet, bevor die Familie im Mai 1994 erstmals in der Dortmunder Westfalenhalle vor ausverkauftem Haus spielte. Mit dem Album «Over the Hump» gelang der Familienband im selben Jahr der kommerzielle Durchbruch.

Joey Kelly spielte in der Band vor allem E-Gitarre, Akustikgitarre und Schlaginstrumente. Im Laufe der Jahre wurde er Tourenmanager, Leiter des Fuhrparks und war zehn Jahre lang Geschäftsführer des familieneigenen Labels Kel-Life GmbH. Nach dem Tod seines Vaters im November 2002 war er mitbeteiligter Gesellschafter des zwischenzeitlich verpachteten Schloss Gymnich, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie. Als Ausgleich zum musikalisch geprägten Alltag der Familie Kelly, beschäftigte sich Joey schon im frühen Kindesalter mit unterschiedlichen Ausdauersportarten. Im Laufe der Jahre hat er diese Leidenschaft zum Alltag gemacht und so blickt er zurück auf ein Leben voller Erfolge im Ultrasportbereich.

Text: Kathrin Würmli

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