Bereits seit einigen Jahren sind Meeresalgen in der kulinarischen Welt in aller Munde. Denn das Lebensmittel der Zukunft ist nachhaltig, vielseitig, hip und reich an Mineralien. Bereit fĂĽr einen Algensalat oder ein Algenbutterbrot?
Wakame, Kombu, Nori, Dulse… Sie sind die Rüben und Quitten von einst – vergessene Gemüsesorten, die heute wieder vermehrt auftauchen. «In asiatischen Ländern wie beispielsweise Japan oder China wird seit Jahrhunderten mit Algen und Seetang gekocht. Es ist eine gängige Zutat, man denke zum Beispiel an Sushiblätter. Auch bei uns hat es sich eingebürgert. Vor allem in den letzten Jahren gewann das vergessene Meeresgemüse an Popularität», erzählt Ernährungsexpertin Floor Scheffers.
Die asiatische Küche wird als eine gesunde Ernährungsweise angesehen. Auch Seetang und Algen geniessen diesen Ruf. «Sie sind in der Tat ein guter Lieferant von Eiweissen sowie Eisen und dadurch ein angemessener Fleischersatz. Meersalat und Nori enthalten zwar Vitamin B12, aber grösstenteils in einer Form, die unser Körper nicht aufnehmen kann.» Die gesundheitlichen Vorteile mögen auf der Hand liegen, trotzdem gibt es aber Grund zur Vorsicht: «Diese Produkte enthalten viel Jod. Die Menge variiert je nach Sorte. Um eine übermässige Aufnahme zu vermeiden, sollte man Seetang nur in Massen essen.»
Das vergessene Meeresgemüse gewinnt an Popularität. Floor Scheffers, Ernährungsexpertin
Manche Algen enthalten auch Omega-3-Fettsäuren. «Sie sind deshalb eine nachhaltige Alternative zu Fisch. Seetang wächst im Meer und braucht nur Sonnenlicht. Die Nährstoffe entzieht er dem Wasser – und reinigt es gleichzeitig. Ausserdem ist die ganze Meeresalge einer essbaren Sorte geniessbar. Das macht sie besonders nachhaltig.» Allerdings mahnt Scheffers zu einem Vorbehalt: «Aufgrund der steigenden Nachfrage wird manchmal zu viel geerntet. Beim Kauf von Algen sollte man auf das ASC-Siegel achten.»
Wakame aus der Nordsee
Donald Deschagt, auch bekannt als «Seetang-Koch» und Inhaber des Restaurants «Le Homard et La Moule» im belgischen Bredene, kocht seit 15 Jahren mit Seetang und Algen. «Trocken, frisch, nass, gepökelt, salzig… Ich bin ein Allesesser, was Meeresalgen betrifft», erzählt er. Er bevorzugt es, mit Produkten aus der Nordsee zu arbeiten – selbst Wakame wächst in Belgien. Ausserdem importiert Deschagt aus Ländern wie den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Schweden und England. «Meeresalgen selbst zu pflücken ist möglich, aber nicht empfehlenswert. Es erfordert viel Wissen über das Produkt.»
Aber damit kochen, das können alle. Deschagt rät Anfänger:innen, getrocknete Meeresalgen zu kaufen. Das ist in spezialisierten und immer mehr herkömmlichen Lebensmittelgeschäften erhältlich. «Ich sage immer: Keep it simple. Ein einfacher Start. Beispielsweise kann man eine Mayonnaise herstellen und getrocknete Algenflocken daruntermischen. Auch in Pasta ist getrockneter Seetang eine simple Besonderheit.» Und wie beeinflusst die Alge das Geschmackserlebnis? «Seetang ist der ideale Salzersatz. Es ist der fünfte Geschmack Umami. Er schmeckt salzig und in der richtigen Menge bringt er unglaublichen Mehrwert.»
Text Rosalie Van Hoof
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