wohnen
Deutschland Immobilien Bau & Immobilien

Immobilieninvestments: Von Häusern und Menschen

06.05.2021
von Rüdiger Schmidt-Sodingen

Immobilieninvestments bleiben attraktiv. Denn auch in Zukunft werden Menschen Häuser und Wohnungen zum Arbeiten und Wohnen nutzen – und womöglich auch einen neuen Gemeinschaftsgedanken »mit ins Haus« bringen. 

Als Shakin‘ Stevens 1981 in voller Jeans-Montur vor einer abbruchreifen Villa seinen Rock’n Roll-Hit »This Ole House« schmetterte, musste so mancher zustimmend nicken. Jau, der Putz bröckelt und es tropft durchs Dach. Da wäre was zu tun. Vier Jahrzehnte später sind die alten Backsteinbauten der britischen Vorstädte größtenteils saniert – und fordern, spätestens seit der Coronapandemie, schon wieder ein paar schicke Zukunftskonzepte.

Man kann den öffentlichen Wohnungsbau drehen und wenden, wie man will. Aber ohne mutige und auch umsichtige Privatanleger*innen werden neue Wohnungskonzepte auch weiterhin nicht machbar sein. Und dort, wo es derzeit am meisten »bröckelt«, also in den ehemals glorreichen Einkaufsstraßen, in denen nicht nur Modeketten gerade massenweise Mietverträge kündigen oder auslaufen lassen, ist ohne die aktive Mithilfe privater Investor*innen keine neue City möglich.

Investor*innen, die sich über die Jahre und Jahrzehnte vor allem planbare, stabile Renditen wünschen, setzen dabei weiter auf offene Immobilienfonds. Wer mehr Geld zur Verfügung hat und auch einige Risiken eingehen kann und möchte, steckt sein Geld in geschlossene Immobilienfonds, die gezielt für ein Objekt angelegt werden und auch Laufzeiten über zehn Jahren erreichen. Mehr denn je rätseln Geldgeber*innen heute allerdings: Inwieweit ist ein geplantes Projekt wirklich zukunftsträchtig?

Lage, Lage, Lage

Auch in der neuesten Immobilientrendstudie der Münchner Unicredit-Tochter Wealthcap dreht sich alles um Büros und Wohnungen – wobei es in diesem Jahr ein paar Veränderungen gibt. Zwar setzen Investor*innen weiter auf Büroimmobilien, aber Wohnungen holen auf. Wo 2012 nur 28 Prozent der Anleger*innen auf eine Wohnimmobilie setzten, waren es 2018 schon 64 Prozent. Einzelhandel und Shopping-Center verlieren in der Gunst – nur noch knapp die Hälfte der Befragten möchte in diese Bereiche investieren. Von den beliebten Zielfondslösungen erwarten sich Anleger*innen durchschnittlich immerhin knapp sechs Prozent Rendite.

Wichtig ist und bleibt der Standort der Immobilie. Joachim Mur, Leitung Investment- und Transaktionsmanagement Real Estate bei Wealthcap, bestätigt denn auch: »Die Lage ist und bleibt das entscheidende Kriterium beim Immobilienkauf – Tendenz sogar steigend. Bei der Gebäudesubstanz hingegen sind Anleger zu Abstrichen bereit, denn der Zustand eines Objekts lässt sich aktiv beeinflussen.«

Gerade hier ergibt sich, spätestens seit der Krise, allerdings ein interessanter Anknüpfungspunkt. Selbstverständlich erhoffen sich Investor*innen zunächst eine schöne Rendite, wenn sie in Häuser investieren. Aber die zunehmende Einmischung der Politik und auch neue gesellschaftliche Trends könnten das Engagement in Zukunft verändern. Dass zudem immer mehr Privatpersonen in Immobilien investieren, spielt einem neuen Verständnis und Miteinander wahrscheinlich noch in die Hände.

Immobilien werden »beweglicher«

Nicht nur Baufirmen wissen: Gerade die Immobilienbranche macht beim Thema Nachhaltigkeit den Unterschied. Nirgendwo sonst kann mehr zum Recycling, nachhaltigen Wirtschaften und Wiederverwenden beigetragen werden, als beim Bau oder der Instandhaltung von Häusern. Investor*innen, die das verstanden haben, werden sich in Zukunft auch mit Städteplaner*innen an einen Tisch setzen können und vielleicht sogar wollen, um Zukunftskonzepte zu besprechen oder zu erfinden.

Ein Zuhause möglich zu machen – das bedeutet neben dem konkreten Investment von Geld auch ein humanistisches Suchen und Finden neuer Wohn- und Arbeitsmodelle. Die Welt des Wohnens wird sich nach der Pandemie verändert haben – auch dahingehend, dass sich Mieter*innen in einen Dialog um Werte und Werterhaltung mit einschalten. Es ist längst Realität, dass sich Immobilienbesitzer*innen aktiv darum kümmern, die Umgebung ihrer Gebäude positiv zu gestalten. Da geht es nicht um ein paar Bäume vor der Tür, sondern um eine aktive Beeinflussung der Nachbarschaft, des sozialen und gesellschaftlichen Miteinanders. Die Zeiten, in denen Grundstücksverwalter*innen kaum aus ihren Büros herauskamen, sind jedenfalls vorbei. Leben zu stützen – und dabei auch ein wirkliches Verständnis für Lebensabläufe und altersgerechte Wohnmodelle zu entwickeln oder immerfort zu verfeinern, wird nur mithilfe derjenigen gelingen, die in Immobilien aktiv investieren.

Auch der Schutz der älteren Mitbürger*innen ist auf Hilfe aus der Privatwirtschaft angewiesen – das wird eine ehrliche Aufarbeitung der in Alten- und Pflegeheimen wütenden Corona-Pandemie zweifellos zu Tage fördern. Hier mithilfe eines breiten gesellschaftlichen Engagements neue Wohn- und Lebensmodelle zu entwickeln, wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein. Aus so manchem »Ole House« könnte dann mithilfe eines umsichtigen Investments ein zukunftsträchtiges »All House« werden, das mit »Lage, Lage, Lage« auch die individuelle Lebenssituation seiner Mieter*innen meint.

Text Rüdiger Schmidt-Sodingen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Ein Kommen und Gehen in Gewerbeflächen
Nächster Artikel Die Chancen des Immobilien-Crowdinvesting