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Wie die Agenda 2030 die Wirtschaft verändert

26.11.2020
von SMA

2015 verabschiedeten die Mitgliedsländer der Vereinten Nationen die Agenda 2030. Deren 17 Ziele stellen für nachhaltige Entwicklung eine Weiterführung der Millenniumsziele dar. Im Zuge dessen kommen auch neue Chancen und Herausforderungen für die Wirtschaft auf – «Fokus» weiss, welche.

Klimawandel, Armut, Geschlechterungleichheit, ungenügender Zugang zu Bildung – nur einige der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Defizite, die zum Handeln auffordern. Die Agenda 2030 beabsichtigt, 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 umzusetzen. Die auch als SDGs (Sustainable Development Goals) bekannten Ziele sollen bis dahin global sämtliche UNO-Mitgliedsstaaten und somit auch die Schweiz erreichen. Besonders für die Wirtschaft bringt die Agenda 2030 Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich.

«Der umfassende Ansatz der Agenda 2030 hilft Unternehmen, wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte ihrer Geschäftstätigkeiten ins Gleichgewicht zu bringen», erläutert Livia Willi. Sie ist Mediensprecherin vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF). «Die einzelnen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 bieten dabei einen wertvollen Kompass und eine gemeinsame Vision für nachhaltige Entwicklung.» Das zunehmende Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit für sozial und ökologisch verantwortliche Geschäftspraktiken und die entsprechenden Erwartungen vieler Konsumentinnen und Konsumenten verstärkten dabei den globalen Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit. Ein gutes Beispiel ist die Baubranche: Nachhaltiges Bauen ist heute so wichtig wie noch nie; im Zuge dessen rücken auch bestimmte Baumaterialien in den Fokus. Materialien wie etwa Holz oder Gips erleben aus diesem Grund zurzeit eine Sternstunde.

Der umfassende Ansatz der Agenda 2030 hilft Unternehmen, wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte ihrer Geschäftstätigkeiten ins Gleichgewicht zu bringen. Livia Willi

Veränderte Kundenpräferenzen – veränderte Geschäftsopportunitäten

Längst hat sich das verstärkte Umweltbewusstsein im Leben der Konsumentinnen und Konsumenten niedergeschlagen. Ferien werden anders verbracht; vegetarische Gerichte stehen nun öfters auf dem Speiseplan als Menüs mit Fleisch. «Diese Entwicklung und die veränderten Kundenpräferenzen bieten Unternehmen vielfältige und neue Möglichkeiten und Geschäftsopportunitäten», hält die Mediensprecherin fest.

«Diese Möglichkeiten können in den verschiedensten Bereichen entstehen, so beispielsweise im Finanzbereich (nachhaltige Anlagen), bei der Ernährung (vegetarische Ernährung), Mobilität (Car Sharing) oder bei der Weiterentwicklung neuer Märkte (nachhaltige Energien, Energieeffizienz). Beispielsweise bieten Labels und Zertifikate eine Möglichkeit, sich von der Konkurrenz zu differenzieren.»

Innovation und technischer Fortschritt als Türöffner

Neuen Anforderungen – sei es aufgrund von Regulierung oder veränderten Präferenzen –  kann die Wirtschaft durch Innovationen bei Produkten und Prozessen sowie technischem Fortschritt begegnen. Durch einen Wettbewerbsvorsprung können, gemäss der Mediensprecherin, innovative Marktteilnehmer Marktanteile gewinnen. «Denn eine Wirtschaft, die die Nachhaltigkeit in allen Dimensionen ins Zentrum ihrer Entscheide stellt, ist zukunfts- und wettbewerbsfähig», bekräftigt Livia Willi.

Konflikte lösen

Des Weiteren bringt die Agenda 2030, wie eingangs erwähnt, auch Herausforderungen mit sich. Die Mediensprecherin erklärt: «Häufige Markteingriffe erhöhen die Regulierungsrisiken und können sich negativ auf Investitionen auswirken. Zwischen den Zielen der Agenda 2030 gibt es jedoch verschiedene Zielkonflikte. Zum Beispiel können bei Umweltauflagen Kosten entstehen, die aufgrund mangelnder internationaler Koordination die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen negativ beeinflussen.
«Daraus ergäben sich Diskussionen bezüglich Gewichtung einzelner öffentlicher Interessen. Wichtig ist das Bewusstsein für diese Zielkonflikte und Zusammenhänge sowie eine Auseinandersetzung damit», betont Livia Willi.

Wichtig ist das Bewusstsein für diese Zielkonflikte und Zusammenhänge sowie eine Auseinandersetzung damit. Livia Willi

Der aktuelle Stand

Das Jahr 2030 ist keine zehn Jahre mehr entfernt. Wo steht die Schweiz aktuell bei der Umsetzung der SDGs? «Auf der einen Seite ist die Schweiz bei einigen globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 weit fortgeschritten», weiss Livia Willi zu berichten. «So haben wir beispielsweise in der Schweiz keine absolute Armut, die Luft- und Wasserqualität hat sich in den letzten Jahren verbessert, und die Ressourceneffizienz im Bereich der Produktion von Schweizer Unternehmen ist gestiegen.»

Auf der anderen Seite seien die Treibhausgasemissionen und der Verbrauch natürlicher Ressourcen immer noch hoch. Die Mediensprecherin führt aus: «Drei Viertel des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz erfolgt im Ausland – über den Schweizer Konsum von Produkten und Dienstleistungen, die im Ausland hergestellt oder erbracht werden».

Um die SDGs erreichen zu können, müssen alle beteiligten Akteure an einem Strang ziehen. «Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung können nur erreicht werden, wenn alle Staatsebenen, die Wirtschaft, die Zivilgesellschaft und die Wissenschaft ihren Beitrag dazu leisten», so Livia Willi.

Eine dynamische, innovative und leistungsfähige Wirtschaft sei weiterhin eine unerlässliche Voraussetzung zur Erreichung der Ziele der Agenda 2030. «Sie ermöglicht wirtschaftlichen Wohlstand und hohe Reallöhne. Darüber hinaus können die technischen und finanziellen Möglichkeiten für einen schonenden Umgang mit Ressourcen bereitgestellt werden», fasst die Mediensprecherin zusammen.

Die Auswirkungen von Corona

Zurzeit hat die Coronapandemie die Welt fest im Griff. Welche Folgen wird die Pandemie nun für die Umsetzung der Agenda 2030 und SDGs haben? «Das ist derzeit schwierig abzuschätzen», meint die Mediensprecherin. «Die Auswirkungen hängen unter anderem davon ab, wie lange die Situation dauert und wie lange die gegen die Pandemie ergriffenen Massnahmen in Kraft bleiben werden.»

Grundsätzlich gelte aber, dass eine nachhaltige und widerstandsfähige Wirtschaft einen Schock wie die Pandemie besser absorbieren kann als eine schwache Volkswirtschaft.

Text Lars Gabriel Meier

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