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Supply Chain Management Transport & Logistik

Damit SCM funktioniert, muss die Intralogistik ein stabiles Fundament bilden

08.04.2023
von SMA

In der Welt der Logistik stellen aktuell die Digitalisierung sowie die Automatisierung die bestimmenden Trends dar. Doch bei der anhaltenden Diskussion um die «letzte Meile» und Smart Delivery geht oft vergessen, dass jedes erfolgreiche Supply-Chain-Management im Warenlager bei der Intralogistik seinen Anfang nimmt. Und gerade dort bestehen enorme Optimierungspotenziale.

Die Logistik war niemals ein starres Handlungsfeld. Vielmehr durchlief sie bis zum heutigen Tag mehrere entscheidende Entwicklungsphasen. In der Studie «Supply Chain Management 2040» des deutschen Frauenhoferinstituts, gehen die Autorinnen und Autoren auf die wichtigsten Meilensteine ein – und skizzieren gleichzeitig die Zukunft dieser Fachdisziplin. Zusammengefasst lässt sich sagen: Während es in den Anfängen der Logistik vor allem darum ging, zeitliche und räumliche Optimierungen von Transportprozessen zu erzielen, führten neue Technologien und Ansätze zur heute gängigen, ganzheitliche Führungslehre, die wir als Supply-Chain-Management (SCM) kennen. Automatisierte Förder- und Lagersysteme sowie Informationssysteme zwischen den einzelnen Akteuren spielen für ein erfolgreiches SCM eine absolute Schlüsselrolle. Und in Zukunft wird die Relevanz dieser Technologien noch zunehmen.

Was bedeutet das konkret? Und wo stehen wir derzeit? Zwar stellen vollautomatisierte Lagersysteme auch in der Schweiz noch nicht durchgehend den Branchenstandard dar – sie erfahren aber eine zunehmende Verbreitung. Das Fundament dafür bildet eine reibungslos funktionierende, auf Effizienz und Genauigkeit getrimmte Intralogistik. Deren Wichtigkeit liegt auf der Hand: Nur wenn die Organisation, Steuerung, Durchführung und Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses, der Informationsströme sowie des Warenumschlags funktionieren, können die weiteren Glieder der Lieferkette erfolgreich ineinandergreifen.

Die Intralogistik wird smart

Natürlich eröffnen moderne digitale Technologien auch für die Bewirtschaftung von Warenlagern ganz neue Möglichkeiten. In Kombination mit intelligenten und platzsparenden Lagersystemen ergeben sich enorme Potenziale für eine erhöhte Lagerkapazität, die aber einem schnelleren Picking nicht im Wege steht. Ein anschauliches Beispiel dafür stellen unter anderem Regalsysteme dar, entlang denen sich autonom agierende «Pickup-Roboter» bewegen können und die auf diese Weise zeitnah und genau die georderten Waren zusammentragen können. Die Waren werden dann meist für die finale Kommissionierung an menschliche Mitarbeitende weitergereicht. Dieses Vorgehen ermöglicht nicht nur schnellere Abläufe, sondern erlaubt auch eine platzsparende Hochregal-Bauweise, dank der sich die zur Verfügung stehende Lagerfläche effizienter nutzen lässt.

Automatisierte Förder- und Lagersysteme sowie Informationssysteme zwischen den einzelnen Akteuren spielen für ein erfolgreiches SCM eine absolute Schlüsselrolle.

Den nächsten Schritt in dieser Entwicklung stellen vollautomatische Autostore-Lösungen dar, die sich durch eine flexible und modulare Lager- und Kommissionierlösung auszeichnen und damit eine optimierte Abwicklung von Kleinteilebestellungen erlauben. Und dank moderner Simulationstechnologie sind führende Anbieter zudem in der Lage, die Lösung auf die exakten Infrastruktur-Anforderungen des jeweiligen Unternehmens anzupassen. Solche Lösungen sind branchenübergreifend einsetzbar und definieren den Lagerbetrieb neu. In Kombination mit einer spezialisierten Software entsteht maximale Transparenz, wobei sich gewisse Arbeitsschritte (wie etwa das Nachbestellen von Teilen) ebenfalls automatisieren lassen.

Mensch und Maschine als Team

Natürlich: Noch schneller und effizienter würden Intralogistikprozesse ablaufen, wenn sich der Anteil menschlicher Arbeit noch weiter minimieren liesse. Laut Richard Bormann, Leiter der Gruppe «Intralogistik und Materialfluss» am Frauenhoferinstitut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), ist dafür aber noch eine technische Weiterentwicklung nötig. Denn eine komplexe und flexible Logistik-Automation setze «kognitive Roboter» voraus.

Was damit gemeint ist, führt Bormann in einem aktuellen Expertenartikel aus, der im Fachmagazin «Automationspraxis» erschienen ist. Die grösste Herausforderung für den Robotereinsatz in der Logistik sieht der Fachmann demnach im Umgang mit der Vielfalt: So stellten die verschiedenen Anwendungen wie das Palettieren und Depalettieren, das Bilden von Mischpaletten oder das Kommissionieren von Kundenbestellungen aus dem Lager jeweils ganz eigenen Anforderungen an die Robotiklösungen. «Und damit ein Roboter diese Aufgaben übernehmen kann, benötigt man Technologien für drei zentrale Fähigkeiten, die dem Menschen leicht fallen: das Erkennen, das Greifen und das überlegte Handeln», schreibt Bormann. Am KI-Forschungszentrum des Frauenhoferinsituts werde derzeit an solchen Technologien geforscht. Die marktweite Einführung solcher Robotiklösungen ist aber – noch – Zukunftsmusik. Das werden die Innovationstreiber aus der Welt der Intralogistik aber früher oder später ändern.

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