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Supply Chain Management Transport & Logistik

Die Anforderungen an Fachleute steigen – das gleiche gilt aber auch für die Chancen

08.04.2023
von SMA

Wer im Feld des Supply-Chain-Managements tätig ist, befindet sich sozusagen im Auge des Sturms: Internationale Lieferketten zeitnah und präzise zu koordinieren, ist ein Beruf, der Koordinationsskills ebenso voraussetzt wie ein Faible für Hightech. Wer diese Herausforderung annimmt, profitiert von attraktiven Berufschancen. Denn SCM-Fachleute sind heiss begehrt – und zunehmend Mangelware.

Kaum eine Branche bleibt derzeit vom Fachkräftemangel verschont. Am dringendsten sind zwar Spezialisten und Spezialistinnen in Gesundheitsberufen gesucht, wie der Fachkräftemangel-Index des Personaldienstleisters Adecco und dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz der Universität Zürich zeigt. Doch auch in anderen Bereichen, insbesondere den technischen Branchen, finden sich Stellensuchende in einer optimalen Ausgangssituation wieder. Und da auch das Einsatzgebiet des Supply-Chain-Managements immer mehr technologiegetrieben ist, ringt man gemäss Marktbeobachtern bereits oder schon bald auch in diesem Segment um die Talente von morgen.

Die gute Nachricht lautet dabei, dass die Berufsbilder im Supply Management und der Logistik nachweislich interessanter und immer vielseitiger werden. «Wurden Einkauf und Logistik früher auf operative Aufgaben wie Bestellen, Transportieren sowie Ein- und Auslagern reduziert, so hat sich dies markant geändert», schrieb kürzlich Andreas König, Direktor der Fördervereinigung Swiss Supply, im Procure Swiss Magazin. Planerische und strategische Aufgaben würden den Beruf der Supply-Chain-Spezialistinnen und -Spezialisten heute immer stärker prägen. Diese Kompetenzen seien auch dringend notwendig, denn aufgrund der sich seit Jahren beschleunigenden Globalisierung, des explodierenden Onlinehandels sowie der weltweiten Krisen, stünden die Supply-Chain-Manager:innen, Einkäufer:innen sowie Logistik-, Speditions- und Aussenhandelsexpert:innen vor ganz neuen Herausforderungen. Doch genau diese machen den Beruf auch spannend und sinnstiftend.

Der Ruf muss besser werden

Die Tätigkeiten innerhalb der Supply Chain werden also sowohl anspruchsvolle als auch attraktiver. Doch wie sieht das der potenzielle Fachnachwuchs? Hier hat Andreas König leider Negatives zu vermelden und verweist auf eine Untersuchung der FH Graubünden. Diese hat bei über 200 Berufsmaturand:innen eine Umfrage zwecks künftiger Bachelorangebote durchgeführt. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus. Die grosse Mehrheit stand dem Thema «Einkauf» neutral (43 Prozent) gegenüber oder erachtet ihn als «nicht ansprechend» (29 Prozent). Unter allen abgefragten Lerninhalten lag der Einkauf auf dem letzten Platz, noch hinter Mathematik, Statistik und Volkswirtschaftslehre. «Es ist offensichtlich», betont König: Die Öffentlichkeit und der Nachwuchs haben eine sehr einseitige, tendenziell negative und falsche Wahrnehmung auf die Versorgungstätigkeiten und -berufe – trotz aktuell positivem «Systemrelevanz-Schub».

Die Zukunft des Supply-Chain-Managements liegt in der Fähigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln, um eine Branche zu schaffen, die sowohl für junge Talente als auch für Quereinsteiger attraktiv ist und die sich an die sich stets verändernden Anforderungen anpasst.

Die Herausforderung bestehe nun darin, die Öffentlichkeit für die Vorzüge der Branche und ihrer Berufsbilder zu begeistern. Dieses Wissen zu schaffen und hierzu Aufklärarbeit zu leisten, gehört zu den essenziellen Missionen der Fördervereinigung Swiss Supply. Dabei geht es nicht nur darum, die jungen Talenten von morgen zu begeistern – ein wichtiger Hebel besteht auch darin, die Branche für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen attraktiver zu machen. Denn Einkaufs- und Logistikjobs werden immer technischer, die Aufgaben der ehemals männerdominierten Branche eignen sich auch für Fachfrauen. Um diese aber auch tatsächlich ansprechen zu können, müssen Arbeitsmodelle angeschaut werden, die in der Logistikwelt bisher untervertreten waren: Jobsharing, auch auf Kadereben, stellt ein mögliches Werkzeug dar, um die Attraktivität der Branche zu steigern. Dadurch wird es nicht nur einfacher, neue Talente zu finden, sondern auch die bestehenden Fachpersonen im Betrieb zu halten. Auf diese Weise lassen sich die Folgen des Fachkräftemangels ebenfalls abfedern. Ein Schlüssel zu mehr Mitarbeitendentreue liegt unter anderem im Anbieten von Kita-Angeboten für Familien, der Möglichkeit, von Weiterbildungen oder Umschulungen zu profitieren und spannende Aufgaben mit Eigenverantwortung im Unternehmen wahrnehmen zu können. Wie stark Unternehmen aus dem Supply-Chain-Bereich also vom Fachkräftemangel betroffen sein werden, hängt nicht allein von externen Faktoren ab – sondern auch von der intrinsischen Bereitschaft, sich zu verändern.

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