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Digitalisierung Editorial Wirtschaft

Ein gutes Krisenmanagement braucht Prognosen, trotz Unsicherheit

30.10.2020
von SMA

Dr. Roger Wehrli

Dr. Roger Wehrli

«Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.» Dieses Bonmot hat in Zeiten der Coronapandemie unverändert seine Gültigkeit. So ist economiesuisse Ende 2019 davon ausgegangen, dass die Schweizer Wirtschaft 2020 um 1.2 Prozent wachsen wird. In der neusten Prognose vom 9. Juni 2020 wurde ein Rückgang des Bruttoinlandprodukts um 5.4 Prozent prognostiziert. Inzwischen haben viele das Gefühl, dass wir bei dieser Prognose wohl eher zu pessimistisch waren.

Es gibt nicht nur Prognosen zum BIP-Wachstum. So prognostizieren beispielsweise viele Unternehmen ihren Umsatz und weitere relevante Geschäftsindikatoren. Wieso werden so viele Prognosen gemacht, obwohl sie ungenau sind und oft revidiert werden müssen? Jedes Unternehmen wie auch der Staat müssen ihre Einnahmen und Ausgaben planen. Diese Planung muss sich auf gewisse Vorhersagen und Annahmen abstützen. Wenn ein KMU entscheidet, für das nächste Geschäftsjahr einen unveränderten Umsatz zu budgetieren, dann ist das eigentlich bereits eine Prognose.

Bei den Vorhersagen ist es wichtig, nicht zu stark auf eine einzige Prognose zu vertrauen. Dr. Roger Wehrli, Stv. Leiter Allgemeine Wirtschaftspolitik & Bildung, economiesuisse

Bei den Vorhersagen ist es wichtig, nicht zu stark auf eine einzige Prognose zu vertrauen. Man sollte sich immer auf verschiedene Eventualitäten vorbereiten. Deshalb ist das Denken in Szenarien wichtig.  Es braucht oft unterschiedliche Prognosen mit divergierenden Annahmen. So gibt es momentan diverse Szenarien zur Entwicklung des BIP im kommenden Jahr. Wir gehen aktuell von einem Wachstum von 4.1 Prozent und einem Ausbleiben eines weiteren namhaften Einbruchs aus. Dies ist aber nur das Szenario, das wir momentan als am wahrscheinlichsten erachten. Die Wirtschaft könnte sich auch schneller erholen oder unter gewissen Umständen könnte es auch zu einem zweiten Einbruch nach einer Erholungsphase kommen.

Die Treiber der verschiedenen Szenarien identifizieren

Wichtig ist es, die Treiber der verschiedenen Szenarien zu identifizieren. Wenn man diese kennt, kann man schnell reagieren. Denn Krisenmanagement bedeutet, flexibel zu bleiben und kurzfristig Anpassungen vorzunehmen. Dabei darf man das langfristige Ziel nicht aus den Augen verlieren, damit man nach der Krise auf gesunden Beinen steht. Dies gilt nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Politik. Sie muss darauf achten, dass die Massnahmen zur Krisenbewältigung nicht langfristig der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz schaden. Oder anders gesagt: Sie muss die erwünschten Treiber verstärken und die negativen schwächen, damit sich am Ende des Tages das positive Prognoseszenario bewahrheitet.

Text Dr. Roger Wehrli

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