zwei techniker in  ferne diskutieren zwischen langen reihen von photovoltaik-modulen. energiezukunft
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Editorial Energie

Mit Weitsicht in die Energiezukunft

19.10.2022
von SMA
Prof. Dr. Thomas J. Schmidt Leiter Forschungsbereich Energie und Umwelt am Paul Scherrer Institut

Prof. Dr. Thomas J. Schmidt
Leiter Forschungsbereich Energie und Umwelt am Paul Scherrer Institut

Wir bewegen uns durch unseren Alltag, getragen von einem Netzwerk, dessen Existenz wir uns selten bewusstmachen. Wenn wir Bahn oder Auto fahren; wenn wir am Computer arbeiten oder Nachrichten auf dem Handy lesen; wenn wir am Kühlregal einen Joghurt auswählen oder uns mit warmem Wasser die Hände waschen: Wir verlassen uns darauf, dass uns Energie quasi überall und ständig zur Verfügung steht. Das können wir dank vergangener Investitionen in das nationale und internationale Energiesystem, die vorausschauend gemacht wurden.

Nun stehen wir an einem mehrfachen Wendepunkt: Um den weiteren Klimawandel möglichst einzuschränken, muss stringent auf klimafreundliche Energiequellen umgestellt werden. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 hat sich die Schweiz verpflichtet, ihren Treibhausgasausstoss bis 2030 gegenüber dem Stand von 1990 zu halbieren und bis 2050 Netto-Null der Emissionen zu erreichen.

Hinzukommen – ausgelöst durch geopolitische Krisen wie dem Krieg in der Ukraine – neue Überlegungen, wie stark und von welchen ausländischen Energielieferanten die Schweiz abhängig sein möchte. Akut muss sich die Schweiz damit auseinandersetzen, dass für den kommenden Winter eine Energie-Notlage drohen könnte. «Jede Kilowattstunde zählt», sagte Bundesrat Guy Parmelin Ende August.

Was trotz der Umbrüche gleich bleibt ist das Gebot, vorausschauend zu handeln: Neben mutigen politischen Entscheidungen und einer involvierten Industrie ist auch die Forschung gefragt. 

Natur- und Ingenieurswissenschaften können Antworten auf viele Fragen liefern. Im Mittelpunkt aller Überlegungen: Wie erreichen wir künftig eine saubere und zugleich sichere Energieversorgung? Zu diesem Ziel führen viele Wege, die man nicht einfach aufs Papier zeichnen kann. Um den Blick für die Zukunft zu weiten, benötigt man hochkomplexe Computermodelle, mit deren Hilfe man ausloten kann, wie sich bestimmte Entscheidungen und Entwicklungen auf andere Bereiche unseres komplexen Energiesystems auswirken. Zu den Einzelfragen, die man dabei ins Auge fassen muss, gehören Themen wie die Speicherung von Energie aus Windkraft oder Photovoltaik, die effiziente Verwertung von Biomasse, die Erzeugung von sogenanntem grünen Wasserstoff, die Herstellung von synthetischem Flugbenzin sowie die Optimierung von Akkus oder Technologien wie der Brennstoffzelle. Das alles sind nur Beispiele für Teile des Energiesystems, deren Zusammenspiel sich ebenfalls noch erst entwickeln oder verfeinern muss.  

Deshalb ist dem Paul Scherrer Institut als grösstes Forschungsinstitut des ETH-Bereichs neben gezielter Forschung die Vernetzung mit anderen Institutionen enorm wichtig.

So besitzt die EPFL ein eigenes Energy Center und hat die Plattform Swiss-Energyscope entwickelt, um Lösungen für die Energiezukunft der Schweiz zu finden. An der ETH Zürich verbindet das Energy Science Center über 60 Professuren zu Themen der Energieforschung und fördert die Zusammenarbeit mit der Industrie, der Regierung und der Gesellschaft. Forschung und Entwicklung gehen Hand in Hand. Technische Innovation wären ohne die Unternehmen undenkbar.

Und ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Die Forschung zu Zukunftsszenarien zeigt, dass die Akzeptanz der Bevölkerung ein Schlüssel zum Gelingen aller ambitionierten Entwicklungspfade ist. Hierzu tragen neben solider Wissenschaftskommunikation besonders Unternehmen bei. Starke Marken haben eine besondere Präsenz in unserem Alltag und damit auch eine besondere Verantwortung. Wo sie sich als Vorreiterinnen der Energiewende zeigen, wächst die Zustimmung zu dieser gesamtgesellschaftlichen Generationen-Aufgabe.

Auf den folgenden Seiten finden Sie Unternehmen, die diese Verantwortung bereits heute wahrnehmen. Sie zeigen ihren eigenen Weg in eine nachhaltige Zukunft, präsentieren innovative Energielösungen, leisten einen unmittelbaren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und gehen mutigen Schrittes voran. Damit die Energiestrategie 2050 der Schweiz gelingen kann.

Text Prof. Dr. Thomas J. Schmidt, Leiter Forschungsbereich Energie und Umwelt am Paul Scherrer Institut  

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