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50+ Interview Hollywood

Don Johnson: «Ich hatte viel Glück in meiner Karriere»

11.07.2020
von Marlène von Arx

Es dauerte eine Weile, bis Don Johnson mit der Krimiserie «Miami Vice» als Schauspieler seinen Durchbruch schaffte. Aber er liess auch zuvor nie etwas anbrennen – einmal ein Sonnyboy, immer ein Sonnyboy? Der Schalk sitzt ihm jedenfalls auch mit 70 noch im Nacken.

Don Johnson, Sie sind letzten Dezember 70 Jahre alt geworden. Nachträglich alles Gute! Wie fühlen Sie sich?

Danke, gut. Klar habe ich diese normalen Gebresten, wenn ich am Morgen aus dem Bett steige. Aber ansonsten fühle ich mich so, wie ich mich immer gefühlt habe: wie ein rastloser 16-Jähriger (lacht).

Sind solche runden Geburtstage Grund für Sie, vertieft über das Leben nachzudenken?

Es ist ein Meilenstein. Insbesondere, weil ich dachte, ich schaffe es gar nie soweit. Aber ehrlich gesagt, habe ich über diesen Geburtstag nicht so viel nachgedacht. Hauptsache, man bringt die Familie an einen Tisch.

Sie haben ja eine grosse Patchwork-Familie…

Ja, ich habe eine grosse Familie: diverse Frauen, diverse andere Väter und viele Kinder. Sechs, um genau zu sein. Wenn zwei auf mich sauer sind, habe ich immer noch vier zufriedene Kids, was doch ein toller Durchschnitt ist! (lacht)

Angeblich waren Sie selber ein recht wilder Teenager und junger Mann. Was haben Sie im Umgang mit der nächsten Generation gelernt?

Sehr viel. Bescheidenheit und Demut zum Beispiel. Und dass man auch mal sagen muss, dass man sich geirrt hat. Es ist gut, wenn man Verantwortung tragen muss und rechenschaftspflichtig wird. Und Kinder ziehen einen immer zur Rechenschaft! (imitiert Kinderstimme) «Aber Papa, du hast doch gesagt…»

Es ist gut, wenn man Verantwortung tragen muss und rechenschaftspflichtig wird. Don Johnson

Ihr prominentestes Kind ist die Schauspielerin Dakota Johnson, Ihre gemeinsame Tochter mit Melanie Griffith. Sie haben einmal gesagt, Sie wollen die Film-Adaption des sogenannten Mommy-Porn-Bestsellers «50 Shades of Grey», in dem Ihre Tochter die Hauptrolle spielt, nicht sehen. Haben Sie inzwischen Ihre Meinung geändert und sich den Film angeschaut?

Nein. Ich habe nicht mal Ausschnitte gesehen. Ich brauche doch diese Bilder nicht in meinem Kopf! Ich achte generell darauf, was ich für Bilder konsumiere. Ich brauche keine überfahrenen Körper auf der Landstrasse zu sehen oder die Opfer von Schiessereien in den Schulen. Es reicht, wenn man weiss, dass es passiert ist. Für mich als Vater tut es das auf jeden Fall.

Dakota ist in Interviews viel zurückhaltender als Sie. Weil Sie in der Kindheit die Privatsphäre vermisste?

Das kann sein, aber ich glaube auch, es ist eine Charakterfrage. Und sie ist in ihrer Karriere und ihren Beziehungen an einem anderen Ort als ich. Sie ist noch jung und alles ist noch neu. Aber ich kann nicht für sie sprechen. Sie ist selbstsicher und fokussiert und ich bin deshalb sehr stolz auf sie.

Dakota ist selbstsicher und fokussiert und ich bin deshalb sehr stolz auf sie. Don Johnson

In Ihrem letzten Film «Knives Out» kam das Familienoberhaupt unter mysteriösen Umständen ums Leben und die Hinterbliebenen stritten sich um das Erbe. Wie sorgen Sie vor, dass es bei Ihrem Erbe zu keinem Drama kommt?

Das mit dem Erben ist eine komplizierte Angelegenheit. Wer ein grosses Vermögen erbt, kann fast Gift darauf nehmen, dass es das eigene Leben ruiniert. Ich persönlich finde es okay, ein Sicherheitsnetz für die Liebsten zu hinterlassen. Auf alle Fälle für den Lebenspartner oder die Lebenspartnerin. Bei den Kindern sollte der Nachlass nicht so gross sein, dass sie davon leben und auf der faulen Haut liegen können. Ich finde es wichtig, dass Kinder ihren eigenen Wert und eigene Aufgabe finden, damit sie selber für ein Dach über dem Kopf, Kleider und Essen sorgen können. An ihren Notgroschen sollten Bedingungen gebunden sein.

Sie sind vor allem bekannt aus Krimiserien wie «Miami Vice» und «Nash Bridges». Könnten Sie sich vorstellen, nochmals in einer Serie zu mitzumachen?

Eine limitierte Serie, klar, warum nicht? Aber 22 Episoden pro Staffel wie bei «Miami Vice» oder «Nash Bridges» – da müsste ich schon sehr genau überprüfen, was da genau mein Einsatz wäre.

Don Johnson

Im Fernsehen waren Sie zuletzt in der Serie «Watchmen» (Sky Atlantic, VOD) zu sehen, die das Rassen-Massaker von 1921 in Tulsa thematisiert. Waren Sie mit dem Comic vertraut?

Ich kannte das Comicbuch von 1985 von Alan Moore und Dave Gibbons. Das war ein einmaliges Werk – das Comicbuch aller Comicbücher. In die Show kam ich dann, weil mir der Produzent Damon Lindelof einen sehr netten Brief schrieb. Er ist ein schlauer Produzent: Er erzählte mir auf zwei Seiten, wie wunderbar ich bin. Ich fühlte mich geschmeichelt und war entsprechend für alles zu haben.

Wie suchen Sie sich zu diesem Zeitpunkt in Ihrem Leben Rollen aus?

Ich schaue mir die Filmemacher an und die Leute, die involviert sind – und was bezahlt wird. Ich habe ja, wie gesagt, viele Kinder, weshalb ich weiterarbeiten muss (lacht). Aber im Ernst: Ich hatte viel Glück in meiner Karriere. Meine Frau sagt, es habe genügend Möglichkeiten gegeben, dass meine Karriere hätte steckenbleiben können. Aber ich konnte mich in den letzten fünf Dekaden immer wieder von einer Figur loslösen und weiter gehen.

Sie sind nach wie vor ein strahlender Sonnyboy. Bringt Sie auch etwas auf die Palme?

Ja, wenn es gegen meine Familie geht oder gegen die Umwelt. Ich mache viel, was das Bewusstsein um eine gesunde Umwelt betrifft – aber im Hintergrund. Ich benutze meinen Prominentenstatus nicht, um Leute zu belehren. Denn das kommt nicht gut an und stimmt misstrauisch. Ich bewundere diejenigen, die es öffentlich machen und finde es traurig, dass man ihnen nicht zugesteht, dass sie ehrlich und leidenschaftlich hinter einer Sache stehen. Aber so ist es leider.

Hatten Sie nie eine Midlife-Crisis?

Um Himmels Willen, haben Sie nie darüber gelesen? Ich hatte gleich hintereinander ein paar! Ich meine: Ich habe die gleiche Frau zweimal geheiratet! Würden Sie das nicht eine Midlife-Crisis nennen? Ich wurde einmal in einem Interview gefragt, warum ich Melanie ein zweites Mal geheiratet habe. Ich antwortete: «Weil ich das erste Mal vergessen hatte.»

Ich habe die gleiche Frau zweimal geheiratet! Würden Sie das nicht eine Midlife-Crisis nennen? Don Johnson

Inzwischen sind Sie seit 20 Jahren mit der ehemaligen Montessori-Kindergärtnerin Kelley Phleger verheiratet – eine lange Zeit in Hollywood…

… eine lange Zeit überall, Baby!

Was ist Ihr Harmonie-Rezept?

Ich hatte einen Moment der Klarheit, als ich diese Frau traf. Sie ist eine Heilige. Wenn ich meine Ausraster habe, sagt sie ganz ruhig, dass sie versteht, warum ich in Rage bin. Sie beruhigt mich wie ein Kleinkind. Wenn ich dann meinen Schnuller und ein Cookie bekommen habe, ist alles wieder gut. Oh, und ausserdem habe ich eine gute Lektion von Bob Dylan gelernt, wie man ein guter Partner ist.

Meine Frau ist eine Heilige. Don Johnson

Na, dann erzählen Sie mal: Welchen Tipp hat Ihnen Bob Dylan gegeben?

Als ich mit Melanie zum zweiten Mal verheiratet war und der Haussegen schief hing, jammerte ich Bob vor, was ich wohl machen sollte und was sie nicht machen sollte. Ich dachte, vielleicht hat er ja einen Tipp. Dann brummte er sowas wie: «Liebe ist Güte, Vertrauen und Respekt, nicht wahr?» Heiliger Bimbam, war ich erstaunt: Dichter, Autoren und Filmemacher versuchen seit ewig festzuhalten, was Liebe ist und dann kommt Bob Dylan daher und bringt es in drei Worten auf den Punkt!

Sie haben selber ja auch eine musikalische Seite, nicht wahr?

Ja, und die Musik kam auch zuerst. Ich studierte am Konservatorium und mein erster Job als 18-Jähriger war ein Musical am American Conservatory Theater in San Francisco. Die Schauspielerei passierte dann einfach. Aber ich schrieb Songs für die Allman Bothers und ich kollaborierte mit Stephen Stills von Crosby, Stills, Nash & Young. Ich war mit ihnen auch auf Tournee. So verdiente ich mein Geld vor «Miami Vice».

Und in den achtziger Jahren nahmen Sie dann ein Duett mit Ihrer damaligen Freundin Barbra Streisand auf…

Ich hatte während «Miami Vice» ein Album aufgenommen. Das war die Erfüllung eines Traums. Aber leider konnte ich wegen meiner Verpflichtungen nicht auf Tournee und das müsste man halt. Anyway, Barbra fragte mich an, aber ich war natürlich in Schockstarre. Ich sagte ihr, ich könne doch mit ihr kein Duett singen.

Wie hat sie Sie umgestimmt?

Sie sagte einfach: «Klar kannst Du das! Ich habe Deine beiden Alben gehört. Du hast eine grossartige Stimme.» Das hat mich natürlich sehr geehrt und obwohl es nicht mein Genre von Musik war, habe ich diese einmalige Gelegenheit gepackt. Wir waren im Studio durch ein Glasfenster getrennt und zuerst musste ich immer lachen, wenn sie zu mir herüber sang. Dann habe ich sie mit dem Gekicher angesteckt. Die ersten zwanzig, dreissig Minuten der Recording Session waren unbrauchbar. Aber als wir endlich ernsthaft loslegten, war die Nummer schnell im Kasten.

Nach der zweiten Scheidung von Don Johnson 1996 heiratete Melanie Griffith den Schauspieler Antonio Banderas. Das Interview mit dem spanischen Oscaranwärter lesen Sie hier.

Interview Marlène von Arx     Bilder HFPA

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