Interview von SMA

Stefan Bürer: «Absolute Sicherheit ist eine Illusion»

Als Sportexperte und -moderator gehörte Stefan Bürer fast 30 Jahre lang zu den Aushängeschildern des SRF. Vor einem Jahr, im Alter von 58 Jahren, entschied er sich dazu, seine Karriere komplett neu auszurichten. Wir sprachen mit dem heutigen Kommunikations- und PR-Leiter der SC Rapperswil-Jona Lakers über den Mut zur Veränderung und das innere Feuer.

Als Sportexperte und -moderator gehörte Stefan Bürer fast 30 Jahre lang zu den Aushängeschildern des SRF. Vor einem Jahr, im Alter von 58 Jahren, entschied er sich dazu, seine Karriere komplett neu auszurichten. Wir sprachen mit dem heutigen Kommunikations- und PR-Leiter der SC Rapperswil-Jona Lakers über den Mut zur Veränderung und das innere Feuer.

Stefan Bürer, es ist etwas mehr als ein Jahr her, dass Sie bei den SC Rapperswil-Jona Lakers die Medienbetreuung übernommen haben. Welches Fazit ziehen Sie aus Ihrem ersten Jahr im neuen Job?

Meine wohl wichtigste Erkenntnis lautet, dass ich den richtigen Entscheid gefällt habe. Ich trat meine neue Aufgabe mit gewissen Hoffnungen und Erwartungen an. Heute darf ich sagen: Der grösste Teil meiner Erwartungen wurde erfüllt. Ich arbeite mit einem kleinen und motivierten Team zusammen und kann schnell viel bewirken. Diese Dynamik sagt mir enorm zu und sie steht im deutlichen Kontrast zum SRF, das eher einem schwerfälligen Koloss ähnelt. Das meine ich keineswegs negativ, es hängt einfach mit den sehr unterschiedlichen Strukturen zusammen.  

Welche konkreten Herausforderungen mussten Sie in Ihrem ersten Jahr meistern?

Meine neue Arbeit erfordert in mehrfacher Hinsicht ein Umdenken von mir. Dazu gehört auch die Tatsache, dass ich bei den Lakers Teil der Geschäftsleitung bin. Dadurch trage ich in einem ganz neuen Umfang Mitverantwortung. Das spüre ich so zum ersten Mal. Ich selbst sowie andere stellen den Anspruch an mich, die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens im freien Markt zu gewährleisten. Das erzeugt einen gewissen Druck, aber natürlich war ich mir dessen im Vorfeld meines Stellenantritts bewusst. 

28 Jahre lang stellten Sie als Journalist die Fragen. Heute werden diese an Sie gerichtet. Wie einfach fiel Ihnen der Rollenwechsel?

Das war keine grosse Umstellung für mich, denn als Sportexperte wurde ich beim SRF von den Kolleginnen und Kollegen ebenfalls regelmässig interviewt. Dieses Setting ist mir daher bestens vertraut. Zudem weiss ich aus eigener Erfahrung, welche Fragen die Medienschaffenden stellen und welche Bedürfnisse sie haben. Dieses Verständnis zeichnet unsere Kommunikationsarbeit aus und wir bemühen uns um einen partnerschaftlichen sowie offenen Umgang mit den Medien.  

Ich ergriff die Chance, weil ich erkannte, dass ich in dieser neuen Rolle wieder das alte Feuer in mir entfachen konnte.

Woher rührt eigentlich Ihre Liebe zu den Rapperswil-Jona Lakers?

Ich bin sozusagen neben der Eisbahn aufgewachsen. Jeden Mittwochnachmittag sowie an den Samstagen schnürte ich die Schlittschuhe und liess mit meinen Freunden den Puck übers Eis gleiten. Mit der Zeit entstand dort auch ein Treffpunkt für die Jugend und ich verfolgte die Matches gemeinsam mit meinen Freunden. Das schaffte bei mir schon früh eine tiefe Bindung zum Verein, die mich seither begleitet. Zudem schätze ich den Zusammenhalt, zwischen der Stadt, den Bewohner:innen und «ihrem» Eishockeyclub. Unsere Fans sind enorm leidenschaftlich und identifizieren sich stark mit dem Verein. 

Wie sehr hat Ihr Weggang vom SRF Ihr Umfeld damals überrascht?

Einige Leute im Leutschenbach waren beinahe schockiert von meinen Plänen. Natürlich sind über eine so lange Zeit viele Freundschaften auf der Arbeit entstanden. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen liessen mich wissen, wie sehr sie mein Ausscheiden aus dem Team bedauerten. Ich durfte eine grosse Wertschätzung erfahren und blicke mit einem positiven Gefühl auf meine Zeit beim Fernsehen zurück.  

Sie waren 58 Jahre alt, als Sie den Karrierewechsel vollzogen. Viele Leute scheuen einen solchen Einschnitt ab 50. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben?

Es war eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Einerseits schränkte die Pandemie unsere Arbeit ein, hinzu kamen verschiedene Sparmassnahmen des Senders. Das führte unter anderem dazu, dass wir Tennisspiele nicht mehr vor Ort kommentieren konnten. Gleichzeitig zeichnete sich das nahende Ende von Roger Federers aktiver Karriere ab. Alle diese Punkte stellten mich vor die Frage, was ich mit dem Rest meines Berufslebens anfangen wollte. Schliesslich hatte ich nicht die Absicht, einfach meine Zeit bis zur Pensionierung «abzusitzen». Glücklicherweise wurde dann durch Lakers-CEO Markus Bütler die Chance an mich herangetragen, bei meinem Herzensclub eine tragende Rolle einzunehmen. Ich ergriff die Chance, weil ich erkannte, dass ich in dieser neuen Rolle wieder das alte Feuer in mir entfachen konnte. 

Und brennen Sie für Ihre neue Aufgabe?

Absolut. Wie gesagt, kann ich hier etwas bewirken und die Zusammenarbeit in der Geschäftsleitung sowie mit den verschiedenen Teams sagt mir sehr zu. 

Was würden Sie Menschen um die 50 raten, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation wiederfinden wie Sie vor einem Jahr? 

Natürlich muss man jede Situation individuell betrachten und dementsprechend die Pros und Contras abwägen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrung kann ich nur dies sagen: Wenn man die Chance erhält, mit über 50 noch etwas Neues anzupacken, die Gegebenheiten stimmen und einen die neue Herausforderung wirklich reizt – dann go for it! Absolute Sicherheit ist ohnehin eine Illusion, denn auch ein bestehender Betrieb und damit die eigenen Aufgaben können sich von heute auf morgen ändern. Für mich war der Entscheid goldrichtig.

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Zur Person

Stefan Bürer leitet seit Oktober 2021 die PR- und Kommunikationsabteilung beim National-League-Club SC Rapperswil-Jona Lakers. Zuvor war er 28 Jahre lang als SRF-Sportkommentator für Eishockey und Tennis tätig gewesen.

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25.11.2022
von SMA
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