vernetzte mobilität
Mobilität

Die Mobilität der Zukunft ist digital vernetzt

30.08.2021
von SMA

In Spitzenzeiten steht der Strassen- und der öffentliche Verkehr in den Schweizer Ballungszentren kurz vor dem Kollaps. Die Digitalisierung der Mobilität sorgt für eine bessere Verteilung und auch mehr Effizienz und Nachhaltigkeit.

Das Automobil ist eine Erfolgsgeschichte. Der deutsche Erfinder Carl Benz läutete 1886 mit der Erfindung des Verbrennungsmotors die Geburtsstunde ein. Und heute hat das Auto vor allem durch den Digitalisierungsschub einen unglaublichen Standard erreicht, der darin gipfelt, dass sich die Fahrzeuge bald autonom sicher von Punkt A nach Punkt B bewegen können.

Nur: Das Auto ist und hat ein Problem. Die Anzahl Fahrzeuge und damit der Verkehr hat viel stärker zugenommen als die Strassenkapazität. Jedes Jahr erhöhen sich die Staustunden in der Schweiz um 30 000 weitere – Tendenz zunehmend. Dabei sind 90 Prozent dieser Staus die Folge davon, dass die Strassen überlastet sind. Das Netz, so bilanziert das Bundesamt für Strassen Astra, stosse zunehmend an seine Kapazitätsgrenzen. Und würden alle Autofahrer:innen auf den öffentlichen Verkehr wechseln, bräche dieser auch zusammen.

Verfolgt man die Staumeldungen der Radiostationen, stellt man schnell einmal fest, dass diese immer zu den gleichen Zeiten ausgestrahlt werden. Ab sieben Uhr morgens scheint die ganze Schweiz im Stau zu stehen; abends um fünf Uhr bewegt sich die Autowelle wieder zurück nach Hause. Das gleiche Bild auch in den S-Bahnen, Trams und Zügen.

Mobilität digital steuern

Was liegt näher, als darüber nachzudenken, wie der Verkehr – ob nun auf der Strasse oder im öffentlichen Verkehr – besser verteilt werden kann? Grundvoraussetzung dazu ist sicher auch, dass alle Mobilitätsteilnehmer:innen ihr Verhalten überdenken und auch zu Veränderungen bereit sind. Der Schlüssel dazu ist die Digitalisierung der Mobilität, um diese effizienter, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. 

Intelligente, vernetzte Systeme werden dafür sorgen, dass Reisen optimal geplant werden können, indem alle Verkehrsmittel miteinbezogen werden. Dabei werden die Verkehrssysteme, die Fahrzeuge, der öffentliche Verkehr und die Infrastruktur laufend überwacht, damit beispielsweise Störungen sofort miteinbezogen werden können und dadurch der Reiseverlauf neu berechnet werden kann. Die Zukunft der Mobilität liegt also in einem energie- und raumsparenden Verkehrsangebot, in dem alle Verkehrsmittel entsprechend ihren Stärken optimal miteinander kombiniert werden. So wird die Mobilität gesteuert, um beispielsweise Staus und Emissionen zu vermeiden. 

Mehr multimodale Mobilität

Auch in der Schweiz soll das Verkehrssystem der Schweiz flexibler, intelligenter und nachhaltiger nutzbar gemacht werden. In Zukunft soll es einfacher sein, verschiedene Verkehrsmittel zu kombinieren. Auch die Infrastruktur- und Verkehrsplanung soll sich vermehrt an Multimodalität und Vernetzung orientieren. Das Bundesamt für Landestopografie plant unter dem Titel Verkehrsnetz CH das gesamte, multimodale Verkehrssystem einheitlich und digital abzubilden. Ziel ist es, eine gemeinsame Geodatenbasis zu schaffen, Regeln, Prozesse und Organisationsformen zu definieren, sodass sich die vielen vorhandenen Daten zum Verkehrssystem der Schweiz künftig einfacher und effizienter nutzen, austauschen und verknüpfen lassen. Der Bund will also die Bereitstellung der Dateninfrastruktur für multimodale Mobilität fördern und erarbeitet dafür die Rahmenbedingungen. So wird der Austausch von Mobilitätsdaten gefördert und die nötigen Strukturen für einen vereinfachten Datenaustausch geschaffen. Nun gilt es einem nächsten Schritt, die teilweise nur isoliert vorhandenen Daten zu verknüpfen, damit sie für die modale Mobilität optimal eingesetzt werden können.  

Um die Anforderungen an das Verkehrsnetz CH auszuloten, werden verschiedene Anwendungsfälle in Pilotprojekten getestet. Im Beispiel Blaulichtrouting, in dem es darum geht, dass die Einsatzkräfte so schnell wie möglich ans Ziel gelangen. Oder für die Planung von Ausnahmetransporten, für die aufgrund ihrer Grösse oder Gewichts eine optimale Route berechnet werden muss. Bei der Streckenplanung können so aktuelle Hindernisse oder Baustellen mitberücksichtigt werden. 

Betriebliches Mobilitätsmanagement

Durch die Staus auf den Strassen entstehen volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe, wenn man nicht nur den Zeitverlust, sondern auch die Umwelt-, Klima- und Energiekosten aufrechnet. Noch nicht dazugerechnet sind dabei die Kosten, die durch Verspätungen im öffentlichen Verkehr oder die Wartezeiten an den Flughäfen entstehen. Die betriebliche Mobilität wird deshalb vor allem in den grösseren Unternehmen und in den multinationalen Konzernen immer mehr zum Thema, wenn es darum geht, Geschäftsreisen oder die Pendlerwege der Mitarbeitenden unter verschiedenen Kriterien zu optimieren. So werden von Technologieunternehmen bereits Lösungen angeboten, die die gesamte Strecke von Tür zu Tür berechnen. Dabei werden neben der Reisezeit auch Kriterien wie Preis, CO2-Emissionen berücksichtigt. Dazu können die Unternehmen neben den klassischen Verkehrsträgern und -mitteln wie Auto, Bus und Bahn oder Flugzeug beispielsweise auch Taxi, Scooter, Velo oder E-Bike wählen. Die Technologie findet und bewertet im Rahmen der gewünschten Kriterien die bestmöglichen Routen.

Besucherströme steuern

Auch für Veranstalter eröffnen sich immer mehr digitale Möglichkeiten, die Anreise der Besucher:innen zu regulieren und damit angenehmer zu gestalten. Als Dienstleistung kann ihnen bereits beim Ticketverkauf mit einem multimodalen Routenplaner die optimale und günstigste Reiseroute vorgeschlagen werden. So können Staus verhindert werden oder überfüllte Parkplätze, indem auch alternative kombinierte Anreisemöglichkeiten aufgezeigt werden. 

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