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Mobilität

Mobilität neu erfunden

30.08.2021
von SMA

Immer mehr Menschen sehnen sich punkto Mobilität nach flexibleren Alternativen. Auch der öffentliche Verkehr ist davon betroffen, wie Fallbeispiele in Zürich und Basel zeigen.

Der Wunsch nach mehr Flexibilität ist ein Megatrend in der Mobilität. Die Coronapandemie hat bereits laufende, langfristige Trends zusätzlich beschleunigt. So gab die Pandemie dem Online-Shopping zusätzlichen Schub. Auch dezentrales Arbeiten oder Homeoffice wurden plötzlich in ganz vielen neuen Bereichen verbreitet: «Die langfristige Auswirkung auf die Mobilität ist noch nicht genau abzuschätzen», sagt der VBZ-Mediensprecher Tobias Wälti. «So könnten gerade durch verbreiteteres mobiles Arbeiten die Nachfragespitzen (Rush-Hour) abgeflacht werden. Die rasche Zunahme der Fahrgastzahlen bei Öffnungsschritten hat aber auch angedeutet, dass persönlicher Austausch wichtig bleibt. Die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, wird sich verändern, nicht aber das Mobilitätsbedürfnis an sich.» Corona hat aber auch zu einer gesteigerten Popularität individueller Verkehrsmittel geführt, der Anteil an Auto- und insbesondere Velofahrten ist gestiegen. Insgesamt ist wegen der Coronakrise die Gesamtmobilität zurückgegangen, insbesondere wegen der Homeoffice-Pflicht und Online-Vorlesungen. Der öffentliche Verkehr (ÖV) ist dabei am stärksten betroffen. Mit zunehmender Gesamtmobilität kommen aber die Stärken des ÖV wie Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit wieder mehr zum Tragen. 

Mobile Megatrends

Ein Trend zu ökologischeren Verkehrsmitteln und Elektromobilität, insbesondere in urbanen Gebieten, hat dem Velo zusätzlichen Auftrieb gegeben. Durch E-Bikes ist das Velo auch für längere Arbeitswege etwa aus der Agglomeration zu einer valablen Alternative geworden. Die ebenfalls steigende Popularität von Elektroautos wird zusätzliche (Schnell-)Ladeinfrastrukturen notwendig machen. Langfristig wird die Mobilität individueller, spontaner, flexibler, digitaler und multimodaler, wobei hier die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel in der Reisekette gemeint ist. Einige dieser Megatrends dürften gemäss Wälti langfristig wirken. Die digitale Sharing-Economy sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz für die effizientere Nutzung geteilter Fahrzeuge werden zukünftig spontaneres und flexibleres Reisen ermöglichen: «Der ÖV kann dank besserer Vernetzung mit anderen Mobilitätsangeboten an Attraktivität dazugewinnen. Mit ZüriMobil und yumuv testen die VBZ solche verkehrsmittelübergreifenden Angebote bereits. In urbanen Gebieten ist der ÖV dank dichtem Netz und dichtem Takt ja bereits ziemlich flexibel nutzbar. Um mehr Direkt- und Tangentialverbindungen anzubieten, sind Ansätze denkbar, wie sie die VBZ zurzeit mit Pikmi testen.»

Neue Sharing-Modelle

Ob Shared Parking oder Ride-Pooling, der Sharing-Gedanke ist allgegenwärtig. Wälti sieht im ÖV gar die Urform des Ride-Poolings: «Viele Fahrgäste teilen sich eine Fahrt. Auch die Sharing Economy, respektive die Shared Mobility sind Megatrends. Hier setzen die VBZ mit ihren Projekten an – Yumuv und ZüriMobil verbinden den traditionellen ÖV mit der Sharing-Mobilität, während mit Pikmi flexible, geteilte On-Demand-Fahrten ermöglicht werden.» Yumuv ist ein Pilotprojekt, das die VBZ zusammen mit den SBB und städtischen Verkehrsunternehmen durchführt. Es ist ein voll funktionierendes «Mobility as a Service»-Angebot (oder kurz: MaaS), das Erkenntnisse für die zukünftige Ausgestaltung von ähnlichen Angeboten liefern wird. MaaS-Lösungen sind grundsätzlich für alle beteiligten Mobilitätspartner interessant, da die Verknüpfung der Angebote gemäss Wälti das eigene Angebot attraktiver machen kann: «Wir erwarten, dass es mittelfristig Angebote wie yumuv geben wird. Auch für Firmen, die ihren Mitarbeitenden Mobilitätsguthaben zur Verfügung stellen, sind MaaS-Angebote interessant. Insbesondere im B2B-Bereich würde es uns nicht überraschen, bereits im nächsten Jahr MaaS-Lösungen auf dem Schweizer Markt zu sehen».

Ridepooling-Test auch in Basel

Um den veränderten Mobilitätsbedürfnissen gerecht zu werden, lancieren auch die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) einen Ridepooling-Pilotbetrieb. Das Angebot ermöglicht eine für Basel neuartige, fahrplanunabhängige Form der Beförderung in Fahrgemeinschaften. «Ridepooling ist in diversen deutschen Städten bereits etabliert und wird aktuell auch in Zürich erprobt», erklärt Direktor Bruno Stehrenberger. «Der Pilotbetrieb wird uns zeigen, ob Ridepooling auch in Basel Anklang findet. Es ist eine spannende und zukunftsweisende Ergänzung unseres Angebots». Und ja: Auch in anderen Schweizer Kantonen wird aktuell fleissig über die mobile Zukunft nachgedacht.

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