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Weihnachten

Weihnachten ist die Zeit der Liebe: aber warum?

15.12.2023
von Linda Carstensen

In der Weihnachtszeit werden wir daran erinnert, Momente mit unseren Liebsten zu wertschätzen und ihnen diese Wertschätzung auch zu zeigen. Doch warum werden wir gerade in dieser Zeit der Liebe so sentimental?

Achtung Romantisierung! Die Adventszeit birgt viele magische Momente. Es ist die Zeit, in der wir durch verschneite Winterwälder spazieren. Es ist die Zeit, in der wir Glühwein trinken und Fondue essen. Es ist die Zeit, in der wir mit einer Kuscheldecke vor dem Kaminfeuer sitzen, eine Geschichte lesen und eine wohlig warme Tasse Tee trinken. Egal, wo wir hinschauen, alles schreit nach Weihnachten.

Weihnachten ist aber viel mehr als weihnachtliche Rituale, Lichter, Dekorationen und Düfte. An Weihnachten wird nämlich das Fest der Liebe gefeiert. So könnte man sagen, dass Weihnachten kein bestimmter Zeitpunkt, nein, auch keine Jahreszeit ist, sondern vielmehr ein Gefühl. Am Fest der Liebe haben wir unsere Liebsten um uns herum – und werden manchmal ganz sentimental, mit zunehmendem Alter immer mehr. Aber warum verändert sich unsere Gefühlslage immer genau zu dieser Zeit? Gute Frage. Und warum kommen wir in manchen Jahren einfach nicht in Weihnachtsstimmung? Könnte das etwa bedeuten, dass uns die Liebe fehlt?

Traditionell wird mit der ganzen Familie gefeiert. Eltern und Grosseltern laden ein und zaubern ein weihnachtliches Menü für all ihre Lieben.

Ohne die romantische weihnachtliche Stimmung ist das Fest der Liebe nämlich nicht denkbar. Während der Adventszeit bereiten wir uns auf die Festtage vor: Viele feiern an Heiligabend und auch noch am ersten und zweiten Weihnachtstag. Traditionell wird mit der ganzen Familie gefeiert. Eltern und Grosseltern laden ein und zaubern ein weihnachtliches Menü für all ihre Lieben. Für die behagliche Stimmung sorgen der hübsch geschmückte Weihnachtsbaum, die schön verpackten Geschenke und die altbekannten Weihnachtsklassiker wie «Last Christmas» von Wham! oder «All I Want For Christmas Is You» von Mariah Carey, bei denen alle Generationen lauthals – und völlig daneben – mitsingen können.

Die besten Geschenke sitzen am Tisch

Insbesondere für unsere Kleinen ist Weihnachten ein unvergleichliches Erlebnis. Am Weihnachtsmorgen können sie kaum still sitzen, bis es endlich Abend ist und sie ihre Geschenke auspacken dürfen. Auch das Schlemmen kommt nicht zu kurz, obschon ihre Bäuche schon mehr als voll sein dürften von den ganzen Weihnachtsguetzli, die es ab der ersten Backsession zu vertilgen gilt. Eine Kindheitserinnerung für Nostalgiker:innen: «Zimetschtern han i gern, Mailänderli au, Tirggel und Spitzbuebe und Ring us Willisau…».

Die Augen der Kinder leuchten, wenn sie stürmisch ihre Geschenke auspacken. Jedes Jahr bemüht sich die Grossmutter, den Braten à point zu garen und holt das teure Geschirr hervor. Beim Bauern oder in der Landi wird der perfekte Weihnachtsbaum ausgewählt. Die Mutter holt einen guten Tropfen aus dem Keller, um auf das Fest der Liebe anzustossen. All diese Momente und noch viele mehr machen Weihnachten für viele Familien zu einem ganz besonderen Ereignis. Zeit mit der Familie zu verbringen, gemeinsam zu essen und Geschenke auszutauschen, stärkt das Gefühl von Liebe und Gemeinschaft.

Geschenke sind ein zentraler Bestandteil vieler Weihnachtsfeiern, und für Kinder häufig das Highlight. Mit dem Älterwerden tritt jedoch die Erkenntnis ein, dass die nicht-materialistischen Geschenke, die von Herzen kommen, eigentlich die schönsten sind. Selbstgebasteltes von den Kindern, eine simple Karte mit lieben Worten – das wärmt unsere Herzen. Weihnachtsgeschenke müssen nicht immer teuer sein. Gerade dem Klima zuliebe – und der Ordnung zu Hause – macht ein sparsamer Umgang mit Ressourcen Sinn. «Weihnachten ist, wenn die besten Geschenke am Tisch sitzen und nicht unter dem Baum liegen», bringt es ein anonymes Zitat auf den Punkt.

Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung

Doch an Weihnachten geht es nicht immer so idealistisch und harmonisch zu und her, wie man es sich vorstellt. Für viele Menschen sind die Feiertage auch mit psychischem und physischem Stress und Druck verbunden. Unangenehme Erinnerungen an die Kindheit können die Freude an den Feiertagen trüben. Ausserdem stauen sich am Ende des Jahres die Müdigkeit und Erschöpfung auf und wir sehnen uns nach Ruhe und Entspannung.

Um angenehme Feiertage zu verbringen, müssen die eigenen Erwartungen, Ängste und Bedürfnisse mit Familienmitgliedern und Partner:innen besprochen werden. Den eigenen Bedürfnissen sollte nachgegangen werden, anstatt sich nur nach den Wünschen anderer zu richten und sich anzupassen. Anpassung kann zu Frustration führen und zu hohe Erwartungen können die Stimmung verderben. Ob die erwachsenen Kinder mit zur Kirche kommen möchten oder nicht, sollte die Weihnachtsstimmung genauso wenig beeinflussen, wie die eigene Schwester, die erst am zweiten Weihnachtsfeiertag anreist.
Räumliche Distanz und Pausen können helfen, die Vielzahl der sozialen Events während der Weihnachtszeit noch als Genuss wahrnehmen zu können. Es ist wichtig, genügend Zeit für mentale Entspannung und körperliche Bewegung einzuplanen, zum Beispiel für einen Spaziergang an der frischen Luft.

Während der Weihnachtszeit engagieren sich viele in gemeinnützigen Aktivitäten und spenden für wohltätige Zwecke. Der Gedanke, anderen in Not zu helfen, wird durch das verstärkte Gefühl von Liebe und Mitgefühl angetrieben. Das eigene Empfinden von Genuss steigert den Willen, auch Bedürftigen und Benachteiligten eine festliche Zeit voller Genuss zu ermöglichen. Am Jahresende denken zudem viele über ihre eigene Situation und ihre Privilegien nach. Aus Dankbarkeit für das, was sie haben, möchten sie etwas zurückgeben und anderen helfen.

Für alle, für die Weihnachten mehr ist als ein paar freie Tage zwischen Konsum und Kitsch: Weihnachten führt zu Verbundenheit. Die besinnliche Zeit verbindet unterschiedliche Kulturen, verschiedene Geschlechter, Kinder und Erwachsene sowie Arme und Reiche. Differenzen, Grenzen und Konflikte werden vorübergehend vergessen, im Fokus steht die Liebe. Denn an Weihnachten geht es zwar ums Schenken – aber vor allem ums Schenken von Liebe.

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