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Zahlen zur Stellung der Frau

19.10.2022
von SMA
Katja Branger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesamt für Statistik, verantwortlich für die Statistik der Gleichstellung von Frau und Mann

Katja Branger
wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesamt für Statistik,
verantwortlich für die Statistik
der Gleichstellung von Frau und Mann

Die Frauen machen mit 50,4 Prozent knapp mehr als die Hälfte der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz aus. Was zeichnet sie aus statistischer Perspektive aus? 

Ihr Bildungsniveau ist seit 50 Jahren zunehmend gestiegen. Im Jahr 2020 hatten ein Fünftel der Frauen ab 25 Jahren (21 Prozent) keine nachobligatorische Ausbildung und ein Drittel (35 Prozent) verfügten über einen Tertiärabschluss. Im Jahr 1970 waren die entsprechenden Anteile 60 und 4 Prozent. Seit 2010 erlangen mehr Frauen einen Hochschulabschluss als Männer; ein Trend, der sich künftig noch verstärken dürfte.

Frauen entscheiden sich häufiger als früher für Bildungsgänge, die mehrheitlich von Männern gewählt werden, z. B. in den Bereichen «Technik» und «Informatik». Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Bildungswahl bleiben jedoch weiterhin bestehen und schlagen sich im Arbeitsmarkt nieder, wo die Frauenvertretung in den verschiedenen Wirtschaftsbranchen relativ stark variiert.

In den letzten 50 Jahren hat auch die Erwerbsbeteiligung der Frauen deutlich zugenommen. Die Erwerbsquote liegt heute für Frauen im Erwerbsalter von 15 bis 64 Jahren bei 80 Prozent und unterscheidet sich nicht mehr wesentlich zwischen Frauen mit oder ohne Kinder im Schulalter. Wobei Teilzeit in der Schweiz stark verbreitet ist: Acht von zehn erwerbstätigen Müttern mit Kindern im Vorschul- und Schulalter arbeiten Teilzeit. Das ist auch der Fall von vier von zehn alleinlebenden und fünf von zehn in einer Partnerschaft lebenden erwerbstätigen Frauen. Als Hauptgründe für die Teilzeitarbeit werden Kinderbetreuung und andere familiäre Verpflichtungen genannt. Trotz der zunehmenden Erwerbsbeteiligung sind Frauen, mit einem Anteil von 36 Prozent, in Führungspositionen immer noch deutlich untervertreten.

Der durchschnittliche Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern betrug im Jahr 2018 in der Gesamtwirtschaft 19 Prozent. Persönliche und berufliche Faktoren erklären einen Teil dieses Lohnunterschieds. Der unerklärte Anteil belief sich auf 45 Prozent und entspricht 686 Franken pro Monat. Die Hälfte der arbeitnehmenden Frauen haben Ende Monat einen Nettolohn von maximal 4000.- Franken im Portemonnaie (Männer: 16 Prozent). Betrachtet man nur Vollzeitarbeitnehmende, sind 14 Prozent der Frauen in dieser Situation (Männer: 5 Prozent).

Die individuellen Beiträge des Mannes bzw. der Frau zum Arbeitseinkommen eines Paarhaushaltes sind das Resultat der unterschiedlichen Erwerbsbeteiligung und Entlohnung der beiden Partner. Frauen tragen zu rund einem Drittel am jährlichen Arbeitseinkommen des Haushaltes bei (2020: 34 Prozent, 2007: 31 Prozent). In Paaren ohne Kinder unter 25 Jahren im Haushalt beläuft sich der Beitrag der Frau auf 42 Prozent. Er ist niedriger, wenn Kinder unter 25 Jahren im Haushalt leben: 27 Prozent.

Die geringeren Einkommen der Frauen wirken sich auf ihr ganzes Leben aus und sind im Kontext der in unserer Gesellschaft vorherrschenden Arbeitsteilung zu sehen. Obwohl 15- bis 64-jährige Frauen und Männer insgesamt etwa gleich viele Arbeitsstunden leisten (2020: 53 bzw. 52 Stunden pro Woche), liegt das Schwergewicht der Männer bei der Erwerbsarbeit (31 Std.), während Frauen den Grossteil der unbezahlten Haus- und Familienarbeit leisten (30 Std.). Gemäss der monetären Schätzung entsprach die von Frauen geleistete unbezahlte Arbeit – d.h. Haus-, Familien- und Freiwilligenarbeit – im Jahr 2016 einem Betrag von 192 Mia. Franken.

Vor 50 Jahren stimmten die Schweizer Männer in einer Volksabstimmung der Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechts auf eidgenössischer Ebene zu. Seither ist die Vertretung der Frauen in der Politik schrittweise gestiegen. Eine paritätische Vertretung ist jedoch noch nicht gegeben. Im Nationalrat erreichte der Frauenanteil an den letzten Wahlen mit 42 Prozent einen Höchststand seit Einführung des Frauenstimmrechts. Im Ständerat sind Frauen mit rund einem Viertel (26 Prozent) vertreten. Auf kantonaler Ebene beträgt der Anteil in den Regierungen ebenfalls rund einen Viertel (27 Prozent) und in den Parlamenten ist er mit einem Drittel (33 Prozent) etwas höher. In den Städten liegt der Frauenanteil in den Exekutiven bei 31 Prozent und in den Legislativen bei 39 Prozent.

Text Katja Branger, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesamt für Statistik, verantwortlich für die Statistik der Gleichstellung von Frau und Mann

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