Interview von SMA

Flavio Leu: «Ich denke, gerade in der heutigen Zeit benötigen die Menschen einen Grund zum Lachen»

Influencer. Alltagsphilosoph. Und bald Schauspieler?

Der Influencer Flavio Leu wollte eigentlich immer Schauspieler werden. Auf Social Media ist er nun sowohl Actor als auch Kameramann und Regisseur seiner eigenen Videos. Für den ehrgeizigen 25-Jährigen ist TikTok unter anderem der erste Schritt hin zum Filmbusiness. Sein Traum: den Durchbruch mit einer Komödie zu schaffen.

Flavio, in einem deiner Videos hältst du fest, dass du einen «Sober October» planst – du also während des gesamten Monats Oktober keinen Alkohol trinken möchtest. Wie ist es rückblickend gelaufen?

Nun, ich habe den «Sober October» empfohlen, da ich im August und September bereits vollständig auf Alkohol verzichtet habe. Ich fuhr allerdings kurz darauf mit Freunden nach Valencia, weswegen dieser gute Vorsatz relativ bald in den Hintergrund rückte (lacht). Es war zwar keineswegs exzessiv, doch den «Sober October» darf ich für mich nicht mehr in Anspruch nehmen.

In deinen Videos machst du deine Gedanken – und guten Vorsätze – öffentlich. Warum und wie wird man eigentlich Influencer?

Ich hatte nie das explizite Ziel, mir eine Internet-Reichweite aufzubauen. Ich bin da vielmehr hineingerutscht. Mein grosser Traum bestand immer darin, Schauspieler zu werden. Dieses Ziel treibt mich noch immer an. Meine ersten Video-Gehversuche waren kurze Filmchen, die ich im Freundeskreis verschickte. Von einigen Leuten erhielt ich dann das Feedback, dass ich die Clips doch einfach mal auf TikTok stellen sollte. Genau das tat ich dann auch. In den letzten drei Jahren wuchs das Ganze dann stetig. Ich erachte meine Tätigkeit als Privileg, denn es ist keineswegs selbstverständlich, mit Social Media seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Zudem bietet mir dieser Weg die Möglichkeit, mein Schauspiel zu schärfen und eine gewisse Reichweite zu erlangen. Dank meiner Tätigkeit durfte ich bereits mehrere kleine Filmrollen spielen.

Flavio Leu

Erzähl uns davon.

Bisher handelte es sich nur um zwei oder drei Rollen mit vergleichsweise wenigen Sätzen. Dennoch merkte ich sofort, dass sich die Atmosphäre an einem Filmset ganz anders anfühlt, als wenn ich für Social Media Videos produziere. Beim Film ist man Teil eines grösseren Ganzen, während auf TikTok und Co. der Fokus hauptsächlich auf meiner Person liegt. Ich habe diesen Change als sehr angenehm empfunden, auch weil die Arbeit am Filmset geregelt verläuft und irgendwann abgeschlossen ist. Die Arbeit für Social Media endet hingegen nie – man steht immer unter Strom und fragt sich, welchen Content man als nächstes produzieren sollte. 

Haben dich deine ersten Gehversuche in der Filmwelt in deiner Absicht bestätigt, eine Schauspieler-Karriere anzustreben?

Absolut. Ich denke zum Beispiel gerne an einen Dreh für die Swisscom zurück, der drei Tage dauerte. Diese drei Tage haben mich richtiggehend erfüllt (lacht). Interessanterweise ist das Film-Business fast authentischer als die Social-Media-Welt. Ich versuche, die Authentizität, die ich am Filmset erlebt habe, in meinen eigenen Content einfliessen zu lassen. 

Wie sieht dein Traum-Breakthrough in der Filmwelt aus?

In meinem Traumszenario gelingt mir der Durchbruch mit einer Komödie. Ich denke, gerade in der heutigen Zeit benötigen die Menschen Gründe zum Lachen. Zudem liebe ich Comedy ganz einfach und unterhalte Leute sehr gerne. Ich weiss nicht genau, warum es mir so wichtig ist, dass die Leute lachen. Ich fühle mich dann ganz einfach wohl. Ehrlich gesagt handelt es sich dabei auch um einen Coping-Mechanismus, der mir dabei hilft, mit neuen oder unsicheren Situationen umzugehen.

Im Zeitalter von Social Media musst du nicht zwingend auf ein Filmstudio zurückgreifen, um dir den Traum einer eigenen Komödie zu erfüllen. 

Das stimmt und ich bin tatsächlich daran, gemeinsam mit anderen Leuten zu eruieren, was wir eventuell selber auf die Beine stellen könnten. Vielleicht wäre das Umsetzen einer Comedy-Mini-Series denkbar. Mehr kann ich aber leider noch nicht dazu sagen.

Wie würdest du die von dir kreierten Inhalte beschreiben? 

Ich sage immer, ich mache Online-Stand-up-Comedy. Manchmal handelt es sich dabei um einen Rant, manchmal nehme ich mich aber auch ernsten Themen auf lustige Art und Weise an. Und natürlich gibt es auch immer wieder mal Einsichten in meinen Alltag.

Siehst du dich als Rolemodel für junge Menschen?

Mit einer gewissen Reichweite geht sicherlich auch eine gewisse Verantwortung einher. Ich richte meinen Content zwar nicht bewusst auf eine Vorbildfunktion aus, mache mir aber durchaus Gedanken darüber, wie meine Inhalte ankommen und verstanden werden könnten. 

Bekommst du auch Hate?

Vergleichsweise wenig. Wenn ich mir die DMs von meiner Influencerin-Kollegin Emma ansehe, die teilweise wirklich bodenlos sind, komme ich vergleichsweise glimpflich davon. Ich denke, dass Frauen online häufig leider mehr Ablehnung erfahren als Männer. 

Welchen Ratschlag hast du für angehende Creators?

Als wichtigsten Tipp würde ich festhalten: Guckt nicht einfach bei anderen ab. Social Media sollte eine Erweiterung der Interessen sein, die man bereits hat. Wer also eine Leidenschaft fürs Kochen hat, ein Gym-Fan ist oder die Nase kaum aus den Büchern bekommt, sollte die eigenen Inhalte auf diese Themen fokussieren. Authentizität ist wichtig. 

Du hattest kürzlich deinen ersten Live-Auftritt.

Richtig, ich stand gemeinsam mit Eric und T-Ronimo im Plaza Zürich auf der Bühne. Wir haben einen Live-Comedy-Abend bestritten. Nach einem klassischen Livesketch folgten je zehn Minuten Stand-up.

Ich bin vor Nervosität fast gestorben (lacht). Doch es war megageil. Stand-up stellt für mich zwar nicht den Karrierefokus dar, doch die Erfahrung war äusserst wertvoll und wir planen für den kommenden Frühling eine weitere Liveshow.

Emma und Flavio

Du hast vorhin Emma erwähnt. Woher kennt ihr euch?

Ich kenne sie seit meinen Influencer-Anfängen, wir haben jeweils gegenseitig unsere Videos kommentiert. Im Mai 2022 stiess ich zur Headz Agency und Emma folgte kurze Zeit später ebenfalls nach. Wir trafen uns zum ersten Mal im Büro der Agentur. Mein Coping besteht wie gesagt darin, mit Humor das Eis zu brechen. Sie tut dies, indem sie augenzwinkernd die Leute roastet. Daraus entstand eine spannende Dynamik, die wir später in einem ersten gemeinsamen Video verpackten.

Smart
fact

Flavio Leu online

Instagram: @flavioleu

TikTok: @flavioleu

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

20.11.2023
von SMA
Vorheriger Artikel «Welchen Beruf soll ich erlernen?»
Nächster Artikel Kris8an: «Das Leben wäre langweilig, wenn wir alle gleich wären»