interview yann sommer yann sommer: «mir ist eine vielseitige ernährung  abwechslungsreichen rezepten wichtig»
Ernährung Lifestyle Gesundheit Men Sport Interview

Yann Sommer: «Mir ist eine vielseitige Ernährung mit abwechslungsreichen Rezepten wichtig»

01.06.2018
von Miriam Dibsdale

Man kennt Yann Sommer als Nummer 1 zwischen den Pfosten bei Borussia Mönchengladbach und der Schweizer Nationalmannschaft. Neben dem Platz steht der leidenschaftliche Koch gerne hinter dem Herd und probiert neue Rezepte aus. Wie er zu dieser Leidenschaft gekommen ist und was er von Diäten hält, hat er «Fokus Gesundheit» in einem Interview erzählt.

Yann Sommer, als Profisportler ist Ihr Körper Ihr Kapital. Was ist Ihr Rezept, um fit und gesund zu bleiben?
Gesundheit bedeutet eigentlich alles. Solange es einem gut geht, ist das Leben einfacher. Deshalb hat Gesundheit einen sehr hohen Stellenwert und ich unternehme alles, um gesund zu sein und dies auch zu bleiben. Mein Körper muss konstant hohe Leistungen erbringen. Des- wegen ist es wichtig, dass ich mich schon morgens beim Aufstehen gut fühle. Ich ernähre mich sehr ausgewogen.

Auf Ihrem Blog «Sommer kocht» präsentieren Sie Ihren Lesern und Followern regelmässig Ihre Kreationen. Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Kochkunst?
Definitiv aus der Familie. Meine Eltern kochen beide sehr gut und ich bin in einer Familie mit vielen Gour- mets grossgeworden. Da meine Eltern beide berufstätig waren, haben wir jeweils am Abend zusammen gekocht und gemeinsam gegessen. Einen grossen Einfluss hatten sicherlich auch die jährlichen Ferien in Südfrankreich, wo meine Eltern ein Haus besessen haben. In der Pro- vence haben wir stets auf dem Markt eingekauft und die verschiedenen Gerüche, Formen und Farben sind mir in bester Erinnerung geblieben.

Können Sie sich an Ihr erstes Gericht erinnern?
Ich habe erst wirklich kochen gelernt, als ich ausgezogen bin. Dementsprechend waren meine ersten Kreationen keine aufwändigen Sternemenus, sondern ganz simp- le Gerichte. Hoch im Kurs standen Nudeln mit Pesto oder Tomatensauce – oft und gerne auch mehrmals die Woche. Doch Dank meinem Interesse an gesunder Er- nährung und der Kochkunst habe ich meine Fähigkei- ten gesteigert, viele neue Rezepte ausprobiert und mein Repertoire erweitert.

Was fehlt nie in Ihrer Küche?
Es gibt einige Zutaten, die immer vorrätig sein müssen. Dazu gehören neben frischem Obst und Gemüse auch Olivenöl und frische Kräuter wie Thymian und Rosmarin.

Was halten Sie von Low-Carb, Paleo und anderen Ernährungsweisen?
Ich finde sie interessant und habe auch schon Paleo- Gerichte ausprobiert oder vegan gekocht. Mir ist eine vielseitige Ernährung mit abwechslungsreichen Rezepten wichtig. Schlussendlich ist der Geschmack ent- scheidend und dass es mir und meinen Körper gut tut. Trotzdem wäre es nichts für mich, nach einem dieser Ernährungspläne zu leben. Der Mittelweg ist für mich am passendsten, ich muss mich in Verbindung mit dem Sport wohlfühlen.

Worauf könnten Sie nie verzichten?
Ich könnte wohl auf alles verzichten. Würde man mir beispielsweise Fleisch aus meinem Ernährungsplan streichen, bräche keine Welt für mich zusammen.

Würde man mir Fleisch aus meinem Ernährungsplan streichen, bräche keine Welt für mich zusammen. Yann Sommer

Was kommt jetzt im Frühling bei Ihnen auf den Tisch?
Ich kaufe wenn immer möglich saisonal ein. Des- halb freue ich mich auf den Frühling, wenn es wieder mehr Produkte aus der Umgebung zur Auswahl gibt. Ich schätze es sehr, wenn eine Tomate nicht schon un- zählige Kilometer Weg hinter sich hat, sondern aus der Region stammt.

Wer kocht öfter – Sie oder Ihre Freundin?
Wir kochen oft zusammen. Sie ist mit dem Studium momentan ziemlich ausgelastet, darum stehe ich et- was öfter hinter dem Herd. Ich habe mehr Zeit und es macht mir Spass. Zudem entspannt es mich und hilft mir, nach dem Training abzuschalten.

Der Mensch verbindet Düfte und Geschmäcker oft mit Erinnerungen. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Da fällt mir sofort der Geruch von frischem Ratatouille ein. Er war im Ferienhaus meiner Eltern in der Provence allgegenwärtig. Die Düfte von frischem Gemüse und den verschiedenen Gewürzen vom Markt verschmolzen im Ratatouille zu einem einzigen und erinnern mich bis heute an die Ferien in Südfrankreich.

Wie sieht für Sie als Sportler eine ausgewogene Ernährung aus?
Mein Ernährungsplan beinhaltet viel Gemüse, gesunde Kohlehydrate und gerne auch einmal Fleisch und Fisch, jedoch nicht auf täglicher Basis. Insbesondere bei tieri- schen Produkten ist mir die Qualität sehr wichtig, des- halb kaufe ich diese oft auf dem Markt ein. Dort kennt man die Leute und weiss, woher die Produkte kommen. Industriezucker versuche ich möglichst zu vermeiden, weshalb ich keine Süssgetränke konsumiere. Es gibt aber fast keine Lebensmittel, die für mich gänzlich tabu sind – es darf auch gerne auch mal ein guter Burger mit Pommes sein.

Sie führen seit zwei Jahren den Foodblog «Sommer kocht» und sind auf diversen anderen Social-Media-Kanälen aktiv. Ist diese Präsenz für Sie als Profi wichtig?
Die Sozialen Medien gehören heute dazu und sind dementsprechend wichtig. Die Kanäle ermöglichen den direkten Kontakt zu Fans und anderen Interessierten und gestatten einen direkten Austausch. Privat halte ich mich aber sehr zurück und betreibe deshalb nur die offiziellen Accounts.

Lesen Sie die negativen Kommentare?
Das ist leider die Kehrseite der sozialen Netzwerke. Man präsentiert sich im Glashaus und ist dadurch angreifbar. Glücklicherweise sind die meisten Kommentare positiv, doch es gibt natürlich auch immer wieder negative. Da- mit muss leben, ohne diese Dinge an mich heranzulassen.

Wie sehr lassen Sie negative Kritiken in den Medien an sich herankommen?
Ebenfalls überhaupt nicht. Ich lese sehr selten Zeitun- gen, egal ob es gut oder schlecht läuft. Kritik gehört dazu, sie ist Teil des Business.

Ich schätze es sehr, wenn eine Tomate nicht schon unzählige Kilometer Weg hinter sich hat, sondern aus der Region stammt. Yann Sommer

Sie haben einen Mental-Coach an Ihrer Seite. Wie hat er Ihnen bis jetzt geholfen?
Ich arbeite nun schon einige Jahre mit ihm zusammen und schätze die Zusammenarbeit sehr. Als aussenstehende Person hat er einen anderen Blickwinkel, was einen guten Austausch ermöglicht und mich auf anste- hende Herausforderungen vorbereitet.

Sie hatten erst kürzlich einen Muskelfaserriss. Welche Gedanken machen Sie sich bei einer Verletzung?
Ich hatte zum Glück bisher keine schlimmen Verletzungen. Sportlich ist es natürlich das Schlimmste, wenn man plötzlich gestoppt wird. Doch eine Verletzung ohne Fremdeinwirkung, insbesondere bei den Muskeln, kann ein Zeichen dafür sein, dass der Körper eine Pause braucht. Dann heisst es, runterzukommen und dem Körper die Zeit zu geben, die er zur Regene- rierung braucht.

Sie weilen gerade mit der Nationalmannschaft in Griechenland und bereiten sich dort auf die WM vor. Wie gross ist die Vorfreude?
Wir sind sehr stolz und glücklich, an der WM dabei sein zu dürfen und freuen uns extrem auf das Turnier. Da- mals an der EM in Frankreich war die Euphorie in der Schweiz riesig. Ich hoffe, dass dies wieder so sein wird. Als Erstes steht das Spiel gegen Brasilien an und bei so einem Turnier ist das erste Spiel immer extrem wichtig.

Letztes Jahr haben Sie vorzeitig Ihren Vertrag mit Gladbach verlängert. Wie wichtig war dieser Schritt?
Wichtig! Sehr wichtig sogar! Es tut gut, das Vertrauen des Vereins zu spüren. Es ist nicht selbstverständlich, in der Bundesliga vier Jahre als Nummer 1 im Tor stehen zu dürfen. Die Verlängerung ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft und macht mich stolz, Teil dieses Teams zu sein.

Sie sind 29 Jahre alt und können als Torwart noch einige Jahre weiterspielen. Was haben Sie sich vorgenommen für die Zukunft?
Darüber habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Als Sportler lebt man im Hier und Jetzt. Aktuell ist mein Ziel, die Saison bei Gladbach gut abzuschliessen und noch einige Jahre zwischen den Pfosten stehen zu dürfen.

Als Sportler lebt man im Hier und Jetzt. Yann Sommer

Haben Sie ein sportliches Vorbild?
Es gibt zwei Sportler, die ich sehr bewundere und beide schon persönlich treffen durfte. Im Tor ist und bleibt mein Vorbild der italienische Torhüter Gianluigi Buffon, neben dem Platz ist es Roger Federer.

Wie präsent ist das Thema Fussball in Ihrem Privatleben?
Meistens schalte ich schon automatisch ab, wenn ich nach Hause komme. Klar schaue ich mir auch manchmal ein Fussballspiel am TV an oder analysiere meine eigenen Spiele, um mich zu verbessern, doch sonst versuche ich möglichst wenig mit dem Thema zu tun zu haben. Durch meine Hobbies wie das Kochen oder Musizieren und mein Umfeld komme ich schnell auf andere Gedanken.

Text: Miriam Dibsdale

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Wie man in dieser Grillsaison zum Profigriller wird
Nächster Artikel Fabian Unteregger: «Das Dümmste ist, nichts zu machen»