Interview von Océane Ilunga

Revolutionäre Innovationen auf der Geneva International Motor Show 2024: Die Zukunft der Automobilbranche

Die Rückkehr der GIMS nach vier Jahren: Eine spektakuläre Jubiläumsausgabe mit neuen Perspektiven und legendären Automobilikonen.

Seit 1982 findet im Palexpo jedes Jahr die Geneva International Motor Show (GIMS) statt, eine der renommiertesten Automobilausstellungen der Welt. Sie bietet ein aussergewöhnliches Schaufenster für Automobilhersteller, die ihre neuesten Innovationen und Weltpremieren präsentieren. Die GIMS 2024 hat nach vier Jahren Corona-bedingter Abwesenheit vom 27. Februar bis zum 3. März wieder stattgefunden. Zusätzlich zum üblichen Ausstellungsbereich, in dem die 37 Aussteller 23 Welt- und Europapremieren präsentierten, konnten die Besucher:innen dieses Jahr vier neue Themenbereiche durchlaufen, die es ermöglichten, das Thema der GIMS 2024 «Auto.Future.Now» durch zahlreiche Aktivitäten interaktiv zu erleben

Der Präsident der Stiftung, welche die GIMS organisiert, Alexandre de Senarclens ist Rechtsanwalt und hat in Freiburg, Köln und Washington DC studiert. Er ist Partner in einer Kanzlei in Genf. Darüber hinaus ist er politisch aktiv und Mitglied des Grossen Rates des Kantons Genf.

Sandro Mesquita kam im Mai 2020 als Generaldirektor zur Geneva International Motor Show, nachdem er mehr als 25 Jahre in verschiedenen Managementfunktionen in den Bereichen Marketing und Business Development tätig war. In den sieben Jahren zuvor war Sandro Generaldirektor der Publicis Groupe in Lausanne.

v.l.n.r. Sandro Mesquita, CEO Geneva International Motor Show und Alexandre de Senarclens, Präsident der Stiftung, welche die GIMS organisiert

v.l.n.r. Sandro Mesquita, CEO Geneva International Motor Show und Alexandre de Senarclens, Präsident der Stiftung, welche die GIMS organisiert.

Können Sie uns einen Überblick über die diesjährige Ausgabe der Geneva Motor Show geben?

Sandro Mesquita: Die GIMS feierte in diesem Jahr den 100. Jahrestag ihrer ersten internationalen Ausgabe. Um dieses Jubiläum zu würdigen, haben wir eine aussergewöhnliche Ausstellung mit dem Namen «Classics Gallery – 100 Jahre Ikonen» organisiert. Wir haben 40 ikonische Autos ausgestellt, die sowohl die Geschichte des Automobils als auch die der GIMS geprägt haben. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde in der Vergangenheit an der GIMS zum ersten Mal gezeigt und dieselben Autos waren dieses Jahr in Genf erneut zu sehen. Die Classics Gallery der GIMS 2024 wird ebenfalls Geschichte schreiben, denn zum ersten Mal wurden die beiden Karosserien, die nacheinander den Bugatti Royale Chassis 41.111, den Esders Roadster und das Coupé de Ville Binder schmückten, nebeneinander ausgestellt. Die Classics Gallery war zweifellos einer der Höhepunkte der GIMS 2024.

Wie hebt sich die Geneva Motor Show von anderen internationalen Automobilmessen ab?

Alexandre de Senarclens: Im Laufe ihrer reichen Geschichte hat sich die GIMS einen hervorragenden Ruf erarbeitet, insbesondere durch seine Neutralität gegenüber der Industrie (es gibt keine nationale Automobilindustrie in der Schweiz), seine jährliche Frequenz (die einzige in Europa), die Vielfalt und Qualität seiner Aussteller, die überschaubare Grösse seiner Ausstellung und das Know-how seiner Organisator:innen. Die Veranstaltung zeichnet sich auch dadurch aus, dass einige Hersteller, Karosseriebauer oder Designer sie jedes Jahr für ihre einzige Teilnahme an einer internationalen Messe wählen. Für die Messe 2024, die nach vier Jahren Abwesenheit wieder stattgefunden hat, haben wir auf diesen Grundwerten aufgebaut und eine Dimension entwickelt, die heute bei dieser Art von Veranstaltung von entscheidender Bedeutung ist: das Gästeerlebnis. Wir haben den Salon mit einzigartigen und exklusiven Themenbereichen und Ausstellungen bereichert, um unseren Besuchenden ein einzigartiges, informatives, fesselndes, relevantes, spannendes, avantgardistisches und intellektuell anregendes Erlebnis zu bieten.

Die Veranstaltung zeichnet sich auch dadurch aus, dass einige Hersteller, Karosseriebauer oder Designer sie jedes Jahr für ihre einzige Teilnahme an einer internationalen Messe wählen.
Alexandre de Senarclens

Was sind die besonderen Herausforderungen, die jedes Jahr mit der Organisation einer Automobilveranstaltung dieser Grösse im Palexpo verbunden sind?

Sandro Mesquita: Palexpo beherbergt die GIMS seit ihrer Ausgabe im Jahr 1982. Es ist also mehr als eine Partnerschaft, die unsere beiden Institutionen seit mehr als 40 Jahren verbindet. Auf die Teams von Palexpo und ihre Partner zählen zu können, ist ein unbestreitbarer Vorteil und ein Garant für eine Art von Ruhe für uns. Denn sie sind mit den technischen und logistischen Aufgaben und Herausforderungen, die mit der Organisation eines solchen Ereignisses verbunden sind, vertraut. Übrigens loben auch die Aussteller jedes Jahr die Gründlichkeit und Professionalität von Palexpo. Die GIMS-Teams können sich dann voll und ganz auf die inhaltliche Organisation der Messe, ihre Beziehungen zu den Ausstellern und die Partner der GIMS konzentrieren.

Können Sie einige Details zu den Automarken teilen, die in diesem Jahr teilnehmen werden? Gibt es neue Marken oder werden Rückkehrer erwartet?

Sandro Mesquita: Die GIMS 2024, der Neustart der Veranstaltung, hat historische Akteure wie die Renault-Gruppe, aber auch Neuzugänge aus allen Himmelsrichtungen empfangen: Asien, Europa und Amerika. Auch dies ist eine der «Traditionen» der GIMS, neue Akteure der Industrie zu begrüssen. Interessant ist auch das Gleichgewicht zwischen den sogenannten allgemeinen Herstellern und denjenigen, die exklusive Modelle und Kleinserien herstellen. Auch Designer und Technologieunternehmen sind vertreten. In einem kompakteren Format hat die GIMS 2024 alle Zutaten vereint, die ihren Erfolg begründet haben.

Gibt es exklusive Ausstellungen oder Enthüllungen neuer Modelle, auf die sich Autoliebhaber:innen besonders freuen sollten?

Sandro Mesquita: Der Preis «Car Of The Year 2024» wurde am 26. Februar live am Stand Car Of The Year im Autosalon an den Renault Scenic E-Tech Electric verliehen. Die Zeremonie wurde auf Youtube und in den sozialen Netzwerken übertragen. Während der Messe hatten die Besucher:innen die Möglichkeit, den Gewinner und die sechs Finalisten zu entdecken. Inhaltlich gab es an der GIMS neben der Classics Gallery in der «Adrenaline Zone» zwei Sonderausstellungen: «Swiss Racing Masters», bei der vier Schweizer Rennwagen im Mittelpunkt standen, und «Supercar Avenue», an der zehn ikonische Super- und Hyperautos von den 80er-Jahren bis heute ausgestellt wurden. Schliesslich war im Bereich «Next World» in Zusammenarbeit mit Polyphony Digital ein beeindruckender, selten in der Öffentlichkeit zu sehender Vision GT-Prototyp zu sehen.

Welche interaktiven Erlebnisse sind in diesem Jahr neben den Ausstellungen für die Besucher:innen geplant?

Sandro Mesquita: Wir haben dieses Jahr verschiedene Themenbereiche eingeführt. Diese Bereiche ergänzten die Stände der Hersteller und boten den Besucher:innen die Möglichkeit, ihre  Erlebnisse auf der GIMS zu erweitern. So konnten sie beispielsweise im Hörsaal des Design District an einer der Design-Masterclasses teilnehmen, die von dem bekannten Designer Frank Stephenson geleitet wurden. Im Mobility Lab, in dem Microlino und Motosacoche Fahrzeuge vorstellten, welche die motorisierte individuelle Mobilität neu definieren, konnten die Besucher:innen die neuesten technologischen Fortschritte in diesem Bereich sowie die Entwicklung der Fahrzeugsicherheit vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute kennenlernen. Die Next World Zone wurde in Zusammenarbeit mit der E-Gaming-Franchise Gran Turismo und Lamborghini konzipiert und bot den Besucher:innen die Möglichkeit, die vom europäischen Gran Turismo-Meisterfahrer Giorgio Mangano aufgestellte Referenzzeit zu unterbieten. Mehr als 5000 Spieler im Alter von 16 bis über 80 Jahren versuchten ihr Glück.

Inwiefern trägt diese Veranstaltung zur Förderung der Innovation in der globalen Automobilindustrie bei?

Alexandre de Senarclens: Die GIMS spiegelt die Vielfalt der Automobilindustrie wider, indem sie bei der Ausgabe 2024 eine Vielzahl von Ausstellern beherbergt.

Etablierte Hersteller richten ihre Strategien neu aus, neue Akteure sorgen für Innovationen und mutige Unabhängige brechen  Konventionen. Technologieunternehmen stellen zwar nicht direkt Fahrzeuge her, spielen aber eine entscheidende Rolle in der Branche und sind daher ebenfalls vertreten. Als unverzichtbare Plattform bietet die GIMS einen Raum, in dem die Stimme der Automobilbranche und all ihrer Akteure erklingen kann und fördert so Begegnungen, Emulation und Innovation. Durch diese physische Veranstaltung können diese verschiedenen Zielgruppen zusammenkommen, interagieren und ihre Fortschritte der Öffentlichkeit und den Medien präsentieren. Davon sind wir überzeugt.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Veranstaltung? 

Alexandre de Senarclens: Die Wiederbelebung der GIMS ist das Ergebnis gründlicher Überlegungen, einer sorgfältigen Interessenabwägung und eines beispielhaften Engagements unserer Teams. Und dies mit insgesamt fast 168’000 Besucher während der sieben Ausstellungstagen, die durch die Gänge des Salons strömten. Dies unterstreicht das Bedürfnis des Publikums, Aussteller und Hersteller zu treffen, um die letzten Neuheiten zu entdecken, zu vergleichen und die Emotionen zu erleben, die mit dem Automobil verbunden sind. 

Auf der Grundlage unserer internationalen Entwicklung haben wir zwei getrennte Plattformen und Veranstaltungen etabliert: die GIMS in Genf jährlich und die GIMS Qatar in Doha alle zwei Jahre. Beide Veranstaltungen verfolgen unterschiedliche Philosophien und Formate und bieten ein immersives und interaktives Erlebnis – sei es durch ein dezentrales Autofestival zwischen Stadt, Rennstrecke und Wüste in Doha oder eine Messe, die alle Facetten in Genf vereint. Wir freuen uns schon jetzt auf den 17. bis 23. Februar 2025 für die GIMS in Genf und auf Ende November/Anfang Dezember 2025 in Doha für die GIMS Qatar.

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16.03.2024
von Océane Ilunga
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