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Flüssiger Verkehr – dank «intelligenter» Strassen

30.08.2021
von SMA

Die Schweiz verfolgt ambitionierte Klimaziele: Bis 2030 soll der Ausstoss von CO2-Emissionen halbiert und bis 2050 gar auf null reduziert werden. Um dies zu schaffen, muss der «Klimahebel» auch beim Verkehr angesetzt werden, da dieser zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen gehört. Ein anspruchsvolles Unterfangen – das dank innovativer digitaler Technologien tatsächlich gelingen könnte. 

Interview mit Thomas Reznicek, Area Manager bei Kapsch TrafficCom

Thomas Reznicek

Thomas Reznicek

Thomas Reznicek, der Verkehr gilt nebst der Energie- und Wärmegewinnung als zentraler Erzeuger von Treibhausgasemissionen. Der Handlungsbedarf scheint gross.

Das ist korrekt. Darum haben die 196 Nationen, die für 90 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, auch das «Pariser Abkommen» unterzeichnet und sich individuell dazu verpflichtet, ihre CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Viele Staaten, darunter auch die Schweiz, haben sich eine wesentliche Reduktion bis 2030 auf die Fahne geschrieben. Um dieses Ziel zu erreichen und bis 2050 CO2-neutral zu sein, müssen wir im Bereich «Mobilität» richtig anpacken. Die gute Nachricht dabei: Trotz grossem Handlungsbedarf bestehen durchaus Ansätze und Lösungen, mit denen wir eine deutliche Verbesserung zum Istzustand erzielen können. 

Welche sind das?

Es gibt zwei Handlungsfelder, die ein gewaltiges Potenzial aufweisen. Das erste ist die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebe. Die Vorteile dieses Wandels liegen auf der Hand und sind mittlerweile ausführlich dokumentiert. Das zweite Handlungsfeld, das wir von Kapsch TrafficCom als essenziell für die Emissionsreduktion erachten, ist die intelligente Verkehrslenkung und -beeinflussung. Darum treiben wir Innovationen und Technologien in wichtigen Bereichen wie vernetztem Fahren, intelligenten Strassen sowie der intelligenten Mobilitätsbepreisung voran. Alle diese Elemente müssen zusammenspielen, damit wir einen nachhaltigen Wandel erzielen können. Vereinfacht ausgedrückt: Die Digitalisierung des Mobilitätssektors darf sich nicht mehr wie bisher nur auf die Stufe «Fahrzeug» beschränken, sondern muss ihre Wirkung auch auf die Verkehrsinfrastrukturen entfalten. 

Welcher Digitalisierungsschritt muss Ihres Erachtens also zuerst unternommen werden?

Wir bewegen uns grundsätzlich immer mehr in Richtung autonome Fahrzeuge. Um deren Vorzüge aber nutzen zu können, muss es uns zuerst gelingen, die Strassen mit den Fahrzeugen zu vernetzen. Dafür bestehen verschiedene technologische Ansätze, die von der Video-basierten Erfassung von Verkehrsflüssen über das Einbinden von Fahrzeugdaten sowie die Nutzung von Machine Learning reichen. Der Einsatz dieser Technologien führt dazu, dass sich Signalschaltungen künftig viel genauer als bislang an die realen Bedingungen anpassen lassen. Wenn wir davon ausgehen, dass in etwa zehn Jahren die städtischen Strassen und Fahrzeuge optimal miteinander vernetzt sind, bedeutet dies, dass sich der Entscheidungshorizont von autonomen Fahrzeugen enorm erweitert – von bisher einigen Hundert Metern hin zu mehreren Kilometern. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Wahl der besten Route und die Stauprognosen. Staus werden somit vermindert, wodurch sich unter anderem ein Dekarbonisierungseffekt ergibt. 

Werden Staus also dank der Digitalisierung irgendwann der Vergangenheit angehören?

Nein, man wird die Fahrzeugkolonnen nie gänzlich vermeiden können. Aber die Digitalisierung und insbesondere die Vernetzung von Strassen und Fahrzeugen wird ihr Aufkommen verringern. Dafür müssen wir den Regelkreis schliessen: Die Fahrzeug-Sensorik führt im Zusammenspiel mit der Strassensensorik dazu, dass wir Verkehrsflüsse über 10, 20 oder 30 Minuten hinweg prognostizieren können. 

Wie weit haben wir den Regelkreis bereits geschlossen?

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Zwar sind unsere Verkehrsinfrastrukturen bereits mit einer stattlichen Sensorik bestückt – doch bisher werden die daraus entstehenden Informationen eher für statistische Zwecke erhoben. Unmittelbare Rückkopplung von Echtzeit-Verkehrsprognosen an die Fahrzeuglenker:innen bzw. ad-hoc Optimierung von Ampelschaltungen sind noch erschliessbare Potenziale. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Strassennetz in Sachen Digitalisierung den Fahrzeugen noch hinterherhinkt. Aber die notwendigen Technologien sind bereit, wir müssen nur beginnen, sie einzusetzen.

Die bisher beschriebenen Massnahmen bewegen sich alle auf der technischen Ebene. Doch muss sich nicht auch das Verhalten der Lenkerinnen und Lenker ändern, damit wir Emissionen senken können? 

Ganz bestimmt sogar! Darum habe ich zuvor das Thema der intelligenten Mobilitätsbepreisung angesprochen. Um nachhaltige Mobilitätsanreize zu schaffen, müssen wir in diesem Feld tätig werden. Das wird vor allem in unseren Breitengraden sowie den nördlichen Ländern für Debatten sorgen – im Süden haben die Menschen historisch bedingt einen deutlich pragmatischeren Umgang mit dem Maut-System. Das bezieht sich sowohl auf die Hauptverkehrsachsen wie Autobahnen als auch auf den innerstädtischen Verkehr. 

Verkehr Grafik

Die Einführung einer Maut oder eine Fahrzeug-Kontingentierung für die Städte werden in der Schweiz einen schweren Stand haben.

Darum ist es wichtig, dass wir die Debatte führen. Persönlich vertrete ich die Meinung, dass es immer dann schwierig wird, eine solche Lösung erfolgreich einzuführen, wenn man den Leuten nicht deren Vorzüge aufzeigen kann. Glücklicherweise sind wir heute in der Lage mit Daten zu belegen, dass intelligente Mobilitätsbepreisung eine positive Auswirkung hat. Jede Kommune und jede Stadt wird künftig für sich entscheiden müssen, welche konkreten Werkzeuge sie einsetzen möchte, um ihren Verkehr zu verflüssigen. Das ist immer das oberste Gebot. Um die dafür notwendige Akzeptanz zu schaffen, müssen aber die Lenkerinnen und Lenker darüber aufgeklärt werden, was für sie Sinn ergibt und was nicht. Und je nachdem, wie die lokalen Gegebenheiten aussehen, kann eine City-Maut ein probates Mittel darstellen – solange es die Reisegeschwindigkeit der Verkehrsteilnehmenden sowie die Verfügbarkeit des Guts «Mobilität» erhöht. Ein gutes Beispiel ist London: Dort wurde die Einführung einer Maut von den Gewerbetreibenden gefordert. Denn diese störten sich daran, dass aufgrund des viel zu hohen Verkehrsaufkommens der Verkehrsfluss so zäh wurde, dass ihr Business darunter zu leiden begann. 

Doch wie wird eine Maut «intelligent»? Heute zahlen meist alle Fahrzeughalter:innen einfach die gleiche Gebühr.

Die digitalen Technologien ermöglichen modernere Ansätze, die sich zum Beispiel an der Verkehrssituation, der Fahrtdauer oder dem Schadstoffausstoss orientieren – und damit deutlich zielgenauer sind als heutige Umsetzungen. Und wenn die generierten Einnahmen sichtbar an die Bürger zurückfliessen, profitieren Geringverdiener überproportional und es werden die nötigen Mittel für den Ausbau des ÖV bereitgestellt. Das führt uns zurück zu meiner Ausführung, dass man den Menschen zwingend den Mehrwert einer Massnahme aufzeigen muss, um Akzeptanz zu schaffen. 

Wie kann Ihr Unternehmen die Entscheidungsträger:innen in Sachen Verkehr unterstützen?

Kapsch TrafficCom hat seine Wurzeln historisch im Bereich der Mautsysteme. In diesem Feld sind wir sehr versiert. Gleichzeitig haben wir uns strategisch ein profundes Know-how für Verkehrsmanagement angeeignet. Wir sind heute vielleicht das einzige Unternehmen, das Verkehrsmanagement und Maut-Know-how systemisch verbinden kann. Dieses einzigartige Fachwissen stellen wir den Entscheidungsträger:innen zur Verfügung. Aufträge erhalten wir im Rahmen von Ausschreibungen, etwa durch die öffentliche Hand. Diese Projekte umfassen gewisse Restriktionen, die wir beachten müssen. Derzeit entwickeln wir zum Beispiel im Bereich des Mobilitätsmanagements eine Lösung, die Verkehrsmanagement, integrierte Mobilitätsmanagementlösungen sowie Gebührenmodelle mit ausgefeilter Geschäftslogik und Entscheidungsfunktionen überlagert. Auf diese Weise können die Behörden dynamische Gebührenerhebung, kilometerabhängige Gebührenerhebung, Gebührenerhebung nach Fahrzeugtyp, geregelte Fahrspuren für hoch ausgelastete und umweltfreundliche Fahrzeuge und andere komplexe Massnahmen einführen, um das Verkehrsaufkommen einzudämmen und Emissionen und Luftverschmutzung deutlich zu reduzieren.

Wann sind wir so weit, dass wir den Verkehr intelligent lenken können und flächendeckend von den beschriebenen Vorteilen profitieren?

Ich denke in zehn Jahren wird es keine Städte mit mehr als 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr geben, die nicht schon gewisse Elemente der Digitalisierung umgesetzt haben. Schon heute werden Strassen beim Neubau unter den Gesichtspunkten der Digitalisierung mit Glasfasern ausgerüstet. Nun gilt es diese Potenziale mit intelligenten Lösungen zu erschliessen und den Regelkreis mit den Verkehrsteilnehmer:innen zu schliessen. 

Weitere Informationen unter www.kapsch.net

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Über Kapsch TrafficCom

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Wien stellt mit der Entwicklung intelligenter Verkehrssysteme die Weichen für eine nachhaltige Mobilität. Die effiziente Beförderung der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer ist für das Unternehmen ebenso wichtig wie der Schutz der Umwelt.

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